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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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alle inne. Amelia und Elizabeth folgten Graces Blick. Am Ende der Auffahrt stand ein Mann. Er war zu weit entfernt, als dass man sein Gesicht erkennen konnte oder irgendetwas außer der Tatsache, dass sein Haar dunkel war und er auf seinem Pferd saß, als wäre er dazu geboren worden.
    Der Augenblick löste sich aus dem Fluss der Zeit und erstarrte, aber schließlich ritt der Mann weg, ohne dass ein Grund dafür zu erkennen war.
    Amelia wollte Grace schon fragen, wer das gewesen sei, doch in diesem Augenblick kam die Herzoginwitwe aus dem Haus und bellte: „In die Kutsche!“ Und da Amelia mit ihr in keinen wie auch immer gearteten Dialog treten wollte, beschloss sie, dem Befehl Folge zu leisten und den Mund zu halten.
    Ein paar Augenblicke später saßen sie alle in der Kutsche der Crowlands, Grace und Elizabeth mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, Amelia in Fahrtrichtung neben der Herzoginwitwe. Die junge Frau blickte starr geradeaus auf eine Stelle direkt hinter Graces Ohr. Wenn sie diese Haltung die nächste halbe Stunde durchhielt, kam sie vielleicht davon, ohne die Herzoginwitwe ansehen zu müssen.
    „Wer war der Mann?“, fragte Elizabeth.
    Keine Antwort.
    Amelia richtete den Blick auf Graces Gesicht. Das war ja höchst interessant. Sie tat so, als hätte sie Elizabeths Frage nicht gehört. Wenn man sie ansah, erkannte man gleich, dass es nur eine Täuschung war: Ihr Mund war vor Sorge ganz angespannt.
    „Grace?“, versuchte Elizabeth es noch einmal. „Wer war das?“
    „Niemand“, erklärte Grace rasch. „Können wir jetzt abfahren?“
    „Dann kennst du ihn also?“, fragte Elizabeth. Amelia hätte ihr am liebsten einen Maulkorb umgebunden. Natürlich kannte Grace den Mann. Das war ja wohl sonnenklar.
    „Nein, ich kenne ihn nicht“, versetzte Grace.
    „Wovon reden Sie?“, fragte die Herzoginwitwe verärgert.
    „Auf der Auffahrt stand vorhin ein Mann“, erklärte Elizabeth. Amelia hätte ihr zu gern einen Tritt versetzt, aber das war nicht möglich; Elizabeth saß der Herzoginwitwe gegenüber und war für ihre Schwester vollkommen unerreichbar.
    „Wer war es?“, fragte die Herzoginwitwe scharf.
    „Ich weiß es nicht“, erwiderte Grace. „Ich konnte sein Gesicht nicht sehen.“
    Was keine Lüge war. Zumindest der zweite Satz nicht. Er hatte zu weit von ihnen entfernt gestanden, als dass irgendwer von ihnen sein Gesicht hätte erkennen können. Aber Amelia hätte ihre Mitgift darauf gewettet, dass Grace genau gewusst hatte, wer der Mann war.
    „Wer war es?“, donnerte die Herzoginwitwe, so laut, dass sie sogar das Geratter der Kutsche übertönte, die sich inzwischen in Bewegung gesetzt hatte.
    „Ich weiß es nicht“, wiederholte Grace, doch sie alle hörten, wie ihre Stimme schwankte.
    Die Herzoginwitwe wandte sich an Amelia. Ihr Blick war genauso beißend wie ihr Ton. „Haben Sie ihn auch gesehen?“
    Amelia fing einen Blick von Grace auf und die stumme Botschaft, die die Freundin ihr schickte.
    Amelia schluckte. „Ich habe niemanden gesehen, Madam.“
    Die Herzoginwitwe tat das mit einem Schnauben ab und richtete die volle Wucht ihres Zorns gegen Grace. „War er es?“
    Amelia holte tief Luft. Von wem redeten die beiden?
    Grace schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht“, stammelte sie. „Ich kann es nicht sagen.“
    „Anhalten!“, schrie die Dowager Duchess und schob Grace grob zur Seite, damit sie ungehindert an die Wand hämmern konnte, die das Wageninnere vom Kutschbock trennte. „Anhalten, sage ich!“
    Abrupt hielt der Wagen an, und Amelia, die neben der Herzoginwitwe in Fahrtrichtung gesessen hatte, rutschte nach vorn und fiel Grace vor die Füße. Sie versuchte aufzustehen, wurde daran jedoch von der Dowager Duchess gehindert, welche die Hand ausstreckte, um Grace am Kinn zu packen.
    „Ich gebe Ihnen eine letzte Chance, Miss Eversleigh“, zischte sie. „War er es?“
    Amelia hörte auf zu atmen.
    Grace regte sich nicht, und dann nickte sie fast unmerklich.
    Worauf die Herzoginwitwe vollkommen außer Rand und Band geriet.
    Amelia hatte sich gerade wieder hingesetzt, als sie sich ducken musste, um nicht von einem Gehstock enthauptet zu werden. „Wenden Sie den Wagen!“, schrie die Herzoginwitwe. Die Kutsche wurde langsamer und wendete scharf, während die Herzoginwitwe kreischte: „Los, los!“
    In weniger als einer Minute standen sie wieder vor Belgrave Castle, und Amelia beobachtete entsetzt, wie die Herzoginwitwe Grace aus der Kutsche stieß. Sie und Elizabeth

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