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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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Vorkehrungen, dass Sie es bequem haben. Vielleicht möchten Sie sich aus der Bibliothek ein Buch leihen?“
    „Können Sie in einer Kutsche denn lesen?“, fragte Mr. Audley.
    „Sie wohl nicht?“, erwiderte Amelia.
    „Ich schon. In einer Kutsche kann ich fast alles tun. Oder mit einer Kutsche“, fügte er mit einem merkwürdigen Lächeln hinzu.
    Überraschend energisch ergriff Thomas ihren Arm und zog sie auf die Füße.
    „Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Mr. Audley“, sagte Amelia.
    „Ja“, murmelte er. „Anscheinend brechen Sie jetzt auf.“
    „Amelia“, sagte Thomas knapp und führte sie hinaus.
    „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“, fragte sie, sobald sie draußen auf dem Flur waren. Sie sah sich nach Grace um, doch die war inzwischen verschwunden.
    „Natürlich nicht“, sagte er. „Ich muss mich nur um ein paar Angelegenheiten kümmern.“
    Amelia wollte schon nach der bevorstehenden Irlandreise fragen, ließ es aber aus irgendeinem Grund lieber bleiben. Sie war sich nicht sicher, warum, es war mehr ein unbestimmtes Gefühl als eine bewusste Entscheidung. Thomas wirkte so angespannt, sie wollte ihn nicht aufregen.
    Abgesehen davon bezweifelte sie, dass sie eine ehrliche Antwort bekäme, wenn sie ihn fragte. Lügen würde er nicht, das passte überhaupt nicht zu ihm. Doch er würde ihre Frage mit irgendeiner vagen, herablassenden Bemerkung abwehren, und damit wären für sie all die wunderbaren Gefühle verdorben, die sich an diesem Morgen eingestellt hatten.
    „Darf ich einen Atlas mitnehmen?“, fragte sie. Die Heimfahrt dauerte nicht einmal eine Stunde, aber es hatte ihr solche Freude gemacht, die Karten zu betrachten. Es war etwas, was sie miteinander geteilt hatten, sie hatten gemeinsam, beinahe Wange an Wange, die Nase in die Atlanten gesteckt.
    Nun würde sie immer an ihn denken müssen, wenn sie den Umriss eines Kontinents oder einen hellblau eingefärbten Ozean auf einer Karte sah.
    Während sie in der Kutsche heimwärts rumpelte, blätterte sie die Seiten um, bis sie Irland gefunden hatte. Ihr gefiel die Form, im Osten ganz flach, im Westen all die Arme, die sich dem Atlantik entgegenstreckten.
    Sie würde Thomas nach der Reise fragen, wenn sie ihn das nächste Mal sah. Bestimmt würde er England nicht verlassen, ohne ihr davon zu erzählen.
    Sie schloss die Augen, stellte sich sein Gesicht vor, wobei sie das blaue Auge geflissentlich ausblendete. In ihrer Beziehung war ein neues Kapitel aufgeschlagen, da war sie sich sicher.
    Zwar wusste sie immer noch nicht, warum Thomas am Abend davor getrunken hatte, aber sie sagte sich, dass es ihr egal war. Es zählte nur, dass es ihn zu ihr geführt hatte und vielleicht sogar sie zu sich selbst.
    Sie war aufgewacht. Nach Jahren des Schlafwandelns war sie endlich aufgewacht.

13. KAPITEL
    Vier Tage später
    Nach dem ersten Schock erkannte Thomas, dass seine Großmutter in einem recht gehabt hatte: Die Reise nach Irland war die einzige Lösung. Die Wahrheit musste ans Licht, wie unangenehm sie auch sein mochte. Mit etwas Überredungskunst konnte Mr. Audley vielleicht dazu gebracht werden, auf den Titel zu verzichten – obwohl Thomas bezweifelte, dass die Herzoginwitwe das zulassen würde –, aber Thomas wusste, dass er niemals Frieden fände, wenn er nicht herausbekam, wer er wirklich war. Und er konnte sich nicht vorstellen, weiterzumachen wie bisher, wenn er wusste, dass ein anderer Anrecht auf den Titel hatte.
    War sein ganzes Leben eine Lüge gewesen? War er niemals der Duke of Wyndham gewesen, nicht einmal der Erbe des Titels? Das würde heißen – und das war der einzig amüsante Aspekt des Ganzen –, dass sein Vater auch nie der Duke gewesen war. Beinahe wünschte er sich, sein Vater wäre noch am Leben, nur um seine Reaktion zu sehen.
    Thomas fragte sich, ob sie die Grabinschrift würden ändern müssen. Wahrscheinlich.
    Er schlenderte in den kleinen Salon an der Vorderseite des Hauses und goss sich etwas zu trinken ein. Das könnte ihm tatsächlich Spaß machen, den Titel vom Grabmal seines Vaters zu entfernen. Gut zu wissen, dass all das auch einen Lichtblick hatte.
    Thomas ging zum Fenster und blickte nach draußen. Er kam ziemlich oft hierher, wenn er Ruhe suchte. Natürlich konnte er auch in sein Arbeitszimmer gehen, aber dort war er von Rechnungsbüchern und Korrespondenz umgeben, die ihn an unerledigte Aufgaben gemahnten. Hier konnte er einfach die Gedanken schweifen lassen.
    Inzwischen verabscheute er seinen

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