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Verfuehrung

Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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du mir anbietest.«
    Cecilia legte den Kopf schräg. »Was, wenn du dich hier und heute in jemanden verliebst, in einen reichen Gönner, und der will dich ganz für sich alleine? So wie der König von Spanien Farinelli?«
    »Das habe ich schon beantwortet, als wir für Don Sancho und den Abbate gesungen haben. Ich würde nie nur für einen Menschen singen wollen, sondern immer nur für viele.«
    »Da war aber nur von Gönnern die Rede, nicht von Liebe«, sagte Cecilia ärgerlich aufmerksam. »Ich meine nicht jemanden, von dem du nur Geld willst. Jemand, den du wirklich willst. Ganz und gar. Mit Haut und Haaren. Was, wenn der dich nur will, wenn du das Singen seinlässt?«
    Die Erinnerung an Appianino war keine Antwort auf diese Frage, selbst, wenn Bellino nicht gerade entdeckt hätte, dass sie zu verblassen begann. Er und die Musik waren untrennbar miteinander verwoben gewesen, und sie hatte sich in beides verliebt, nicht nur in eines von beiden. Diesmal entzog sie sich der Frage, indem sie sich in eine Gegenfrage flüchtete.
    »Gibt es denn jemanden, den du so willst?«, fragte sie leise. »Cecilia, du weißt, dass der Abbate sich nur die Zeit vertrieben hat, nicht wahr? Das ist kein Mann, für den man mehr als Dankbarkeit empfindet.« Er ist von einer Nacht mit dir zu der Griechin auf dem Boot gegangen, und wenn er nicht mein Gummiglied gefühlt hätte, dann würde er jetzt noch versuchen, mit mir ins Bett zu gehen, fügte sie stillschweigend hinzu. Es gab keinen Grund dafür, das laut auszusprechen. Wenn Cecilia sich in eine Schwärmerei verrannt hatte, dann würde ihr dergleichen nur zusätzlich weh tun.
    Cecilia legte ihre Laute nieder. »Und wenn es so wäre?«, um gleich darauf traurig hinzuzufügen: »Aber er will nur dich.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Er sagte: Liebe kann schweigend beginnen, aber nur im Gespräch wird sie überleben, und damit waren deine geistreichen Sprüche gemeint, deine Schlagfertigkeit, das weiß ich genau.«
    »Jede Frau kann für einen Mann geistreich erscheinen, du musst nur über ihn reden.«
    Cecilia ließ sie damit nicht durchkommen, mit dieser altvertrauten Aussage. »Du weißt, dass es nicht darum geht, einen Mann für eine Nacht zu beeindrucken, das kann ich auch, dafür bedarf es nicht der Sprache. Es geht aber um viele Nächte. Und Tage, und die sind viel länger als die Nächte im Bett.«
    »Dann ernsthaft. Du weißt, dass alle Männer keine Frau heiraten wollen, die unzählige Affären gehabt hat, auch wenn sie nach ihrer Eheschließung dann verheiratete Frauen bevorzugen, weil sie sich bei denen keine Sorgen über Schwangerschaften machen müssen. So ist nun einmal das Leben.«
    »Soll ich ihm deshalb jetzt als Spröde gegenübertreten?«
    »Wenn er deinen ganzen Körper bereits kennt, ist es dafür zu spät. Das wäre, wie wenn du aus dem Grab heraus den Arzt rufst. Aber bei dem nächsten Mann, der dir gefällt, würde sich das schon lohnen, wenn du mehr von ihm willst als etwas Spaß und ein paar Münzen.«
    »Wer weiß, ob der nächste Mann so gut ausschaut wie der Abbate«, sagte Cecilia seufzend. »Rosen ohne Dornen gibt es nicht. Aber wenn wieder einer kommt, der so groß und stattlich ist, so lustig, und der sich so gut darauf versteht, einen glücklich zu machen, dann weiß ich nicht, ob ich keusch bleiben kann. Außerdem meint er, wer eine Geliebte sucht ohne Fehler, bleibt ohne Geliebte, und wer will schon ohne Gefährtin sein.«
    »Sehr tapfer gesprochen von einem, dem sein Stand eine hervorragende Ausrede bietet, um seinen Worten keine Taten folgen zu lassen, denn als Abbate darf er ohnehin nie mit einer Frau zusammenleben. Wenn er denn wirklich ein Abbate ist. Der Mann gibt mir immer mehr Ursache, seine Gesellschaft unerträglich zu finden.«
    »Warum hast du ihn dann eingeladen, mit dir nach Rimini zu fahren?«
    »Weil er es verdient hat, wenigstens ein Mal etwas nicht zu bekommen, was er will«, platzte Bellino heraus und wusste gleichzeitig, dass sie sich nie weniger wie eine gute, erwachsene Lehrerin – wie ein Lehrer und Mentor für die Jüngere angehört hatte.
    »Ich gehe zu Marina«, sagte Cecilia verärgert. »Die gibt wenigstens zu, dass sie ihn will, auch wenn sie es mir erneut unter die Nase reiben wird, dass er diese Nacht mit ihr verbringt.«

    Petronio fand sie dabei, für die morgige Reise zu packen.
    »Wenn ich du wäre, würde ich das Kostüm noch draußen lassen«, sagte er und wies auf das einzige Kleid, das sie nicht

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