Verfuehrung auf Italienisch
schöpfte.
"Nun, Cara, machst du Fortschritte mit der kleinen Paola?" fragte Violetta. "Sieh sie dir nur an, sie ist geradezu aufgeblüht."
Überrascht sah Clare zu Paola hinüber. Ja, sie strahlte und lachte und unterhielt sich angeregt mit Cesare di Mantelli.
"Sie gehört nicht zu den leichtesten meiner Aufträge", antwortete Clare leise. "Sie hat überhaupt keinen Ehrgeiz. Sie verlässt sich ganz auf ihren Charme und ihr Aussehen, um im Leben durchzukommen." Clare dachte nach. "Wenn ich nicht bald mit ihr weiterkomme, werde ich die Stelle hier aufgeben. Der Marchese würde sein Geld nur umsonst ausgeben."
"Oh, davon hat er wahrlich genug, darüber würde ich mich nicht aufregen", tat Violetta ab.
"Und wie gefällt es dir, für ihn zu arbeiten, mia cara?"
"Nicht besonders gut." Clare legte den Suppenlöffel ab. "Um genau zu sein, ich werde versuchen, ihm so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen."
"Ja, ich kann mir vorstellen, dass er sehr anspruchsvoll ist", gab Violetta zu. "Aber auch so charmant. Du musst an deine Zukunft denken, Cara. Die Verbindung kann nur von Vorteil sein."
Liebeskummer für den Rest des Lebens kann man wohl kaum einen Vorteil nennen, dachte Clare zerknirscht.
Nach dem Lunch - Violetta nahm in Gesellschaft des Conte di Mantelli ihren Kaffee auf der Terrasse ein - machte Clare sich auf die Suche nach Paola.
"Sollen wir einen Spaziergang zum Dorf machen?" schlug sie dem Mädchen vor. "Auf dem Weg könnten wir Konversation üben."
"Aber im Dorf gibt es doch nichts", lehnte Paola sofort ab. "Außerdem melden sich Kopfschmerzen bei mir an, ich habe heute Morgen wohl zu lange in der Sonne gelegen. Ich werde Siesta machen."
"Ich verstehe." Clare blieb ruhig. "In diesem Falle werde ich dem Marchese sagen, dass es sinnlos für mich ist, noch weiter hier zu bleiben."
Paola riss erschrocken die Augen auf. "Das können Sie nicht machen! Ich brauche Sie!"
"Aber mein Gehalt bezahlt der Marchese", erinnerte Clare das Mädchen. "Ich sollte es mir verdienen. Was unmöglich ist, wenn Sie nicht kooperieren." Sie sah auf ihre Armbanduhr.
"Treffen wir uns um vier Uhr auf der Terrasse?" Sie lächelte zuversichtlich. "Ich werde mir besondere Mühe geben, damit der Unterricht Spaß macht."
"Aber das ist nur Zeitverschwendung", stöhnte Paola. "Wir beide wissen das."
Mit einem entmutigten Seufzer wandte Clare sich ab, um ihre Patin zu suchen und mit ihr einen Spaziergang durch den Park zu machen. Doch nicht weit entfernt sah sie Violetta Arm in Arm mit dem Conte auf einem der Wege entlangschlendern.
"Ein hübsches Paar, meinen Sie nicht auch?"
Tonio trat an ihre Seite, und sie starrte ihn an.
"Das können Sie nicht ernst meinen!"
"Warum denn nicht?" fragte er leichthin. "Der Conte ist ein attraktiver Mann in den besten Jahren und Witwer. Ihre Tante ist eine schöne, elegante Frau und Witwe."
"Ja, schon", billigte Clare zu, "aber sie liebt ihre Unabhängigkeit. So wie ich auch."
Tonio lachte. "Dann sind Sie hier am falschen Ort, Clare. Seit Hunderten von Jahren treffen und finden sich hier Männer und Frauen. Die Villa Minerva ist ein Ort der Liebe, des Glücks, des Zusammenseins. Und bald wird es eine Hochzeit geben. Solche Ereignisse können Einfluss ausüben, andere Menschen daran erinnern, dass es nicht gut ist, immer allein zu sein."
"Der Meinung kann ich mich nicht anschließen. Das Alleinsein bietet manchmal den größten Schutz." Aus den Augenwinkeln sah sie eine große dunkle Gestalt sich nähern.
"Entschuldigen Sie mich bitte, Tonio, aber ich muss noch ein paar Vorbereitungen für Paolas Englischstunde treffen."
Tonio war verblüfft. "Sie wollen sie doch nicht wirklich unterrichten?"
"Aber natürlich", antwortete sie verständnislos. "Schließlich bin ich deshalb hier." Sie drehte sich um und wollte ins Haus zurückgehen, doch Guido hielt sie auf.
"Chiara, ich möchte mit Ihnen sprechen."
Nur zögernd drehte sie sich zu ihm um. "Ist das jetzt nötig? Ich habe noch Dinge zu erledigen ..."
"Dann werden sie warten müssen." Ein grimmiger Ton schwang in seiner Stimme mit. "Wir müssen uns unterhalten. Über heute Morgen."
Sie senkte den Kopf und studierte eingehend das Muster der gefliesten Terrasse. "Ich würde lieber nicht darüber sprechen."
"Es gibt Dinge, die gesagt werden müssen." Er machte eine kurze Pause. "Ich hatte nicht vor, dass das heute Morgen passiert. Sie müssen verstehen ..." Sein Mund wurde hart. "Ich bin es nicht gewohnt, dass mein Privatleben in Frage
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