Verfuehrung auf Probe
halb hinter ihm und halte meine Klappe. Nur die Seite wechsele ich, damit ich nicht dauernd auf das verkrüppelte Ohr sehen muss. Wenn Eric miese Laune hat und man dann die scheußliche Gesichtshälfte vor Augen hat … Oh, oh. Das ist wirklich kein schöner Anblick.
Eric drückt mir einen Eimer Popcorn in die Hand und einen etwas kleineren Eimer mit Cola.
„Campari wäre mir auch lieber gewesen“, brummt er und läuft mit seinem eigenen Popcorn-Eimer und seinem Liter Cola vor mir her.
Ich dackele wie eine Sklavin hinter Eric her und denke an die schöne Wohnung, die ich mir mit diesem Auftrag verdiene. Dabei hebt sich meine Laune gleich um einige Punkte auf der Gute-Laune-Skala. Ich bin einfach zu ehrlich für diese Welt. Jeanne hat vollkommen recht. Ich sollte einfach nur an mich denken. Was kratzt es mich, dass Eric sich auf diesen Kink-Scheiß versteift hat? Morgen werde ich ihm mal ein paar Fesselspielchen zeigen. Ob er damit fertig wird, sie anzuwenden, ist doch nicht mein Problem.
Leider. Wenn ich was zu sagen hätte, dann wüsste ich schon, was das wäre.
Unser Film hat bereits begonnen. Irgendein düsterer Typ, der aussieht wie ein Massenmörder baut fachmännisch ein Maschinengewehr zusammen. Soviel zum Thema Kinderfilm.
Natürlich haben wir Logenpl ätze. Ich passe auf, dass ich auf Erics schöner Seite zu sitzen komme, mache es mir so bequem wie möglich und beginne mit dem Popcorn, das mich an die Kleinfamiliendusche in Erics Haus erinnert. Das süße Maiszeug würde auch eine ganze Familie sättigen. Der Film ist erbärmlich. So gar nicht mein Geschmack. Ich sehe auf Erics schönes Profil. Seine Kiefer bewegen sich unablässig. Er schiebt sich das Popcorn gleich Händeweise in den Hals.
Meine Güte, da ist er wie eine Frau, die Liebeskummer hat. Frisst den ganzen Kummer in sich rein, mit dem Ergebnis, dass der Hintern dicker und dicker wird. Nur die Filmauswahl passt nicht.
„Gefällt dir der Film?“, zische ich in Erics gesundes Ohr.
„Welcher Film?“, fragt er kauend zurück.
Also ehrlich. Starrt der etwa auf die flimmernde Leinwand, so wie andere Menschen in einen Kamin gucken? Dann hätten wir uns aber auch einen schönen Liebesfilm ansehen können. Nee, darauf hab ich echt keine Lust. Dann fragt er mich plötzlich: „Meinst du, sie lässt sich auf Monogamie ein?“
Ich schlucke. „Wer? Isabelle?“
Eric sieht mich an wie ein kleines Kind und ich bringe es nicht übers Herz, ihm die Wahrheit zu sagen. Dass Isabelle die Falsche für ihn ist. Dass er sich da in was verrannt hat. Und dass er besser daran täte, sich diese Sub aus dem hübschen Kopf zu schlagen. Aber er deutet meinen Gesichtsausdruck auch so richtig.
„Also nicht“, brummt er und füllt seine Mund mit Popcorn.
Ich ziehe es vor zu schweigen.
„Ach, egal“, Eric macht eine wegwerfende Handbewegung. Dummerweise hat er vergessen, dass in seiner Hand noch eine ganze Ladung Popcorn war, und die Leute vor uns drehen sich wütend zu uns um. „Ich war’s nicht“, zischt er ihnen zu und zeigt hinter sich, so dass die, die hinter uns sitzen, auch noch ein paar Popkörner an den Kopf kriegen.
Ist das peinlich. Ich mache mich ganz klein in meinem Sitz. Gut, dass Paris so groß ist und ich den Leuten nie wieder begegnen werde.
„Lust auf einen anderen Film?“, fragt Eric.
Ich bin schneller raus aus diesem Kinosaal als Eric aufstehen kann. Ehrlich gesagt bin ich mal wieder müde. Trotz der Cola. Aber ich habe wohl keine Wahl. Eric nimmt mich mal wieder an der Hand und zieht mich in einen anderen Kinosaal. Untote torkeln über die Leinwand. Ich schüttele den Kopf. Weiter geht’s im Takt. Im dritten Saal schmachtet sich ein Mann und eine Frau an, wissen aber beide noch nicht, dass sie füreinander bestimmt sind. Dieses Mal nicke ich und Eric sucht uns Plätze am Rand, damit wir im Notfall schnell wieder weg sind.
„Den Film habe ich schon gesehen“, zischt Eric mir zu und sein Parfüm steigt mir direkt in die Nase. Sein Parfüm und sein Popkorngekaue. „Der Dunkelhaarige kommt am Ende mit der Brünetten zusammen. Zwischendurch zanken sie sich.“
„Identifizierst du dich etwa mit dem Hauptdarsteller?“ Ich nehme Eric den Popcorneimer aus der Hand. Das Schmatzen ist unerträglich. Seltsamerweise beschwert er sich nicht über die Enteignung und ich stelle seinen und meinen Eimer auf den Boden.
Jetzt schlürft er an seiner Cola. „Was gibt es da zu identifizieren? Isabelle ist blond.“
Ja, natürlich. Ich bin
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