Verfuehrung in bester Gesellschaft
Gesprächspartnerin. „Ich werde die Monate zählen. Lange wird es nicht dauern, bis die Wahrheit bekannt wird.“
„Dewar ist ein Schürzenjäger“, sagte eine andere Frau. „Das wird sich nicht ändern. Wenn sie ein Kind erwartet, wird es nicht lange dauern, bis er das arme Mädchen aufs Land hinaus schickt.“
Violet holte tief Atem und versuchte, nicht auf das Gerede zu achten, aber wohin sie sich auch wandte, überall herrschte dasselbe Thema. Rule und seine Freiheiten und seine überstürzte Heirat. Natürlich wusste keine von ihnen, dass sie bereits seit drei Jahren verheiratet waren.
Ein Gedanke, der sie ärgerte.
Und in Verlegenheit brachte.
Sie war seine Frau – wenigstens dem Namen nach. Er hätte den Anstand haben sollen, die Gelübde zu erfüllen, die er abgelegt hatte. Sie musste ihre ganze Willenskraft aufbringen, um nicht kehrtzumachen und hinauszugehen.
Caroline eilte hilfsbereit wie immer an ihre Seite. „Sie sind alle nur eifersüchtig. Rule hat dich geheiratet, nicht eine ihrer Töchter.“
„Ihre Cousine hat recht“, sagte die schöne, schwarzhaarige Elizabeth. „Gönnen Sie ihnen das bisschen Vergnügen, am Ende sind Sie Rules Frau. Nur das allein zählt.“
„Beth und ich haben dasselbe durchgemacht, als wir frisch verheiratet waren“, fügte Lily hinzu. „Mit der Zeit wird Ihre Ehe etwas Selbstverständliches werden, so wie bei uns.“
Violet sah dorthin, wo Rule mit einigen Männern und Frauen zusammenstand und sich unterhielt. „Offensichtlich ist Rule recht beliebt bei den Damen.“
„Ja, aber das ist Vergangenheit“, sagte Elizabeth. „Ihre Ehe war für Rule in den vergangenen Jahren nicht offiziell. Jetzt, da Sie hier sind, müssen Sie sich deswegen keine Sorge mehr machen.“
Aber das glaubte Violet nicht. Ein Schürzenjäger kann nicht plötzlich einer einzigen Frau treu sein.
Es spielte keine Rolle. In einem Monat würde er frei sein, um das Leben seiner Wahl zu führen, und sie wäre unterwegs nach Hause.
„Ich weiß Ihre Freundlichkeit und Unterstützung zu schätzen“, sagte sie zu den Frauen. „Wirklich.“
Lily lächelte. „Wir sind jetzt Schwestern. Schwestern sorgen füreinander.“
Unerwarteterweise spürte Violet einen Kloß in der Kehle. Sie hatte nie Geschwister gehabt, obwohl sie sich sehr nach einem Bruder oder einer Schwester gesehnt hatte. „Danke.“ Wieder empfand sie einen Anflug von Schuldgefühlen. Die Dewars waren bereit, sie in ihrer Familie aufzunehmen, während sie nicht vorhatte, ihre Erwartungen als Rules Frau zu erfüllen.
Ein kribbelnder Schauer durchfuhr sie, als er zu ihr trat. Dieser Mann strahlte Selbstvertrauen, Macht und Männlichkeit förmlich aus. Violet tat ihr Bestes, das zu ignorieren.
„Sie spielen einen Walzer“, sagte er. „Ich muss mit meiner Frau tanzen. Würden Sie mir diese Ehre erweisen, Mylady?“
Sie wollte ihn daran erinnern, dass er sie Violet nennen sollte, aber irgendwie schien das nicht länger wichtig zu sein. Stattdessen nahm sie seinen Arm und wünschte sich eher, dass er aufhören würde, sie als seine Ehefrau zu bezeichnen. Sie würde niemals ganz ihm gehören, und sie war keine Schwindlerin.
Dennoch ließ sie sich von ihm auf die Tanzfläche führen und nahm ihren Platz ihm gegenüber ein. Da er fast einen Kopf größer war als sie, hätte es unbeholfen wirken können, wenn sie zusammen tanzten, doch von dem Augenblick an, da er sie in seine Arme zog und die Musik einsetzte, von dem Augenblick, an dem sie zu tanzen begannen, fühlte sie sich, als würde sie schweben.
Er drehte sich mit ihr im Kreis herum, passte sich perfekt dem Rhythmus an und hielt sie ein wenig fester als nötig, selbst für einen verheirateten Gentleman. Sie versuchte nicht daran zu denken, wie warm sich seine Hand an ihrer Taille anfühlte und wie er seine langen Beine bei jeder anmutigen Drehung zwischen ihre schob. Sie gab sich alle Mühe, so zu tun, als spürte sie seine Blicke nicht. Wie er sie ansah … so als gehörte sie ihm schon und als könnte er es nicht erwarten, sie zu nehmen.
Violet atmete schneller. Ihr wurde heiß. Sie zwang sich, an Jeffrey zu denken, den gut aussehenden Jeffrey mit dem blonden Haar, das so sanft geschimmert hatte, als er im Garten von Griffin Heights ihre Hand gehalten und ihr gesagt hatte, dass er sich in sie verliebt hatte.
Sie versuchte sich vorzustellen, dass sie mit Jeffrey Walzer tanzte, aber immer wenn sie aufsah, blickte sie auf das markante Kinn und in die schönen
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