Verfuehrung in bester Gesellschaft
blauen Augen des Mannes, den sie geheiratet hatte.
Ein Mann, der nur ihren Körper wollte und die Waffenfabrik ihres Vaters.
Sie straffte die Schultern und wich ein wenig zurück.
„Sie sind eine gute Tänzerin“, sagte Rule, als der Walzer sich dem Ende zuneigte.
„Ich? Ich dachte, Sie wären es.“
Er lächelte. „Vielleicht lag es daran, dass wir beide zusammen tanzten.“
„Vielleicht.“
„Es gibt da so eine Redensart, dass Männer und Frauen, die gut zusammen tanzen können, einander auch gut lieben können.“
Sie errötete. „Das … das glaube ich nicht.“ Aber in ihr breitete sich ein seltsames Gefühl aus.
„Wir sind verheiratet. Vielleicht sollten wir überprüfen, ob das stimmt.“
Violet schüttelte den Kopf, doch sie konnte nicht leugnen, dass sie tief in ihrem Inneren einen Reiz verspürte.
Mit Rule Dewar schlafen. Von dem Moment an, da sie ihm zum ersten Mal begegnet war, war sie fasziniert gewesen von dem unglaublich guten Aussehen und dem Charme dieses Mannes. Würde es keine Bindungen geben und hätten sie und Jeffrey nicht schon eine Übereinkunft getroffen, wäre sie vielleicht versucht, es auszuprobieren.
„Ich höre, dass Glückwünsche angebracht wären.“
Violet blickte auf und sah einen dunkelhaarigen, gut aussehenden Mann, beinahe so groß wie Rule, der auf sie zukam.
„Das stimmt. Es ist schön, dich wieder in Gesellschaft zu sehen.“ Rule lächelte sie an. „Violet, dies ist Benjamin Wyndam, der Earl of Nightingale. Er ist der frühere Besitzer von Hawksworth Munitions, was jetzt Griffin Manufacturing heißt. Der Mann, von dem dein Vater die Anlage gekauft hat.“
„Ja, ich erinnere mich, den Namen bereits gehört zu haben. Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mylord.“ Violet schmunzelte im Stillen, nachdem sie begonnen hatte, sich an die albernen britischen Titel zu gewöhnen.
„Ganz meinerseits, Mylady.“ Nightingale lächelte sie an, und sie bemerkte eine Traurigkeit in seinen Augen, die tief und endlos zu sein schien. „Vor zwei Jahren habe ich meine Frau verloren. Ich hoffe, Sie und Rule sind so glücklich, wie Maryann und ich es einst waren.“
Ganz offensichtlich trauerte er noch immer um sie. „Es tut mir leid, Mylord. Und vielen Dank für Ihre guten Wünsche.“ Was sollte sie sonst sagen? Der Earl hatte seine Frau zweifellos geliebt. Wenn doch nur Rule ….
Sie verbat sich diesen Gedanken. Rule gehörte nicht zu der Sorte Mann, die sich verliebte. Ihre Ehe war nicht mehr als eine Geschäftsangelegenheit. Wenn sie einen Mann wollte, der sie liebte, dann würde sie Jeffrey heiraten müssen.
Violet runzelte die Stirn. Es gefiel ihr nicht, wie dieser Gedanke sich entwickelt hatte. Sie musste Jeffrey nicht heiraten. Sie wollte es.
Er war nur so schrecklich weit weg.
In diesem Augenblick trat ein anderer Mann an sie heran. Er war um die vierzig Jahre alt und hatte schütter werdendes Haar und einen Blick, dem nichts zu entgehen schien. „Das also ist Ihre reizende Braut. Ihre Heirat scheint der einzige interessante Klatsch zu sein, den ich an diesem Abend gehört habe. Ihre Gemahlin ist eine reizende Überraschung, Mylord.“
„Danke“, erwiderte Rule etwas steif. „Violet, dies ist Burton Stanfield. Während der letzten Jahre hatten wir ein paar Mal geschäftlich miteinander zu tun.“
„Das ist richtig. Und vor ein paar Wochen habe ich ihm ein Angebot unterbreitet, um Griffin Manufacturing zu kaufen. Unglücklicherweise hat Seine Lordschaft abgelehnt.“
Ein Käufer für die Firma! Das war genau das, was sie brauchte. Doch Rule hatte das Angebot abgelehnt. In Anbetracht der Tatsache, dass sie gern verkaufen wollte, verstimmte sie diese Neuigkeit ein wenig. In ihrer Heimat brauten sich große Konflikte zwischen den Nordstaaten und den Südstaaten zusammen, das Land spaltete sich über der Sklavenfrage. Violet hatte Freunde auf beiden Seiten, Menschen, an denen sie hing. Sie wollte ihr Geld nicht damit verdienen, die Waffen zu bauen, mit denen sie vielleicht getötet wurden.
Dennoch hatte Rule bisher mit dem Management von Griffin gute Arbeit geleistet. Vielleicht hatte er gute Gründe, das Angebot abzulehnen.
Sie sah Stanfield an. „Vielleicht war Ihr Gebot nicht gut genug. Da die Spannungen zwischen den Staaten in Amerika größer werden, gibt es bereits jetzt eine größere Nachfrage nach Waffen. Ich denke, damit ist Griffin viel Geld wert.“
Burton Stanfield schmunzelte. „Eine Frau mit Geschäftssinn, wie ungewöhnlich.“ Er
Weitere Kostenlose Bücher