Verfuehrung in bester Gesellschaft
ist bewusst, dass es für dich ein Kompromiss sein würde, denn möglicherweise möchtest du das Geschäft ganz abstoßen. Aber das ist die erste meiner Bedingungen.“
Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und überdachte seinen Vorschlag. Oberflächlich betrachtet war nichts Ungewöhnliches daran. Sie waren jetzt Geschäftspartner und das würden sie auch bleiben. Nur die Natur des Geschäftes würde sich ändern.
Und die verschiedenen Möglichkeiten gefielen ihr. „Es klingt vernünftig.“
Er schien überrascht zu sein. „Willst du mir sagen, dass du einverstanden bist?“
„Gibt es einen Grund, der dagegen spricht?“
„Ganz und gar nicht. Ich dachte nur … Ich dachte vermutlich, du hättest dir etwas anderes in den Kopf gesetzt und wärest an einem Kompromiss nicht interessiert.“
„Ich habe schon häufiger festgestellt, dass ein Kompromiss zuweilen der beste Weg ist, um ein Ziel zu erreichen.“
Er lächelte matt. „Da stimme ich dir zu, Violet. Was mich zu der zweiten Bedingung führt – die, die mir am wichtigsten erscheint. Wenn du einverstanden bist, wirst du die Chance haben, beide Ziele zu erreichen, die dich nach London führten.“
Er sprach über die Scheidung, ein Thema, über das zu sprechen sie im Moment noch nicht bereit war.
„Worauf willst du hinaus?“
„Ich möchte, dass du dich einverstanden erklärst, unsere Ehe noch mindestens einen weiteren Monat fortzusetzen.“
„Das ist unmöglich.“
„Warum? Das ist das, was dein Vater gewollt hätte. Es ist das, was ich will. Und ich denke, ganz tief in deinem Innern willst auch du es.“
Unter anderen Voraussetzungen hätte Rule vielleicht recht gehabt, aber es gab andere Dinge, die Violet in Betracht zog. Sie sah ihm direkt ins Gesicht. „Liebst du mich, Rule?“
Er hielt ihrem Blick stand. „Ich mag dich, Violet. Ich begehre dich sehr. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht genau, was Liebe bedeutet. Ich weiß nur, dass ich mit dir verheiratet bleiben möchte. Sag, dass du uns wenigstens eine Chance gibst.“
Violet wandte sich ab. Das Letzte, was sie wollte, war ein zu gut aussehender Ehemann, der sie nicht liebte und nach dem sich die Hälfte der Frauen Londons verzehrte.
„Es gibt viele andere Frauen, die du heiraten könntest. Warum bist du so wild darauf, dass ich es sein muss?“
Er beugte sich über den Tisch und seine Miene wurde ernst. „Ich will keine andere Frau, verdammt. Ich habe bereits eine. Wir haben unser Gelübde vor Gott gesprochen. Was kann es schaden herauszufinden, ob dein Vater recht hatte?“
Violet schloss die Augen. Beinahe glaubte sie Griffins Gesicht vor sich zu sehen, mit strenger Miene, aber liebevollem Blick. Sie wusste, was er jetzt von ihr erwartet hätte, und sie verstand, was ihn dazu gebracht hatte, diese Ehe zu arrangieren.
Hätte er nur Jeffrey kennengelernt! Sie war fest davon überzeugt, dass er gewollt hätte, dass sie einen Mann heiratete, der sie liebte.
„Violet?“
„Was ist … mit den ehelichen Rechten? Du gehörst zu den Männern, die erwarten, dass ihre Ehefrau diese Pflicht erfüllt.“
„Ich würde dich nie zu etwas zwingen. Ich würde darauf hoffen, dass du mich in deinem Bett willkommen heißt, wie du es schon einmal getan hast.“
Sie spürte, wie sie errötete. „Und wenn ich das nicht tue?“
„Dann habe ich vermutlich versagt.“
Violet dachte darüber nach. Er hatte versprochen, sie nicht zu zwingen. Wenn sie wollte, konnte sie seine Bemühungen, sie zu verführen, zurückweisen. „Na schön, ich bin einverstanden. Ich nehme an, es spielt keine Rolle, ob wir uns jetzt scheiden lassen oder in einem Monat.“
Rule lächelte erleichtert. „Du wirst es nicht bereuen, Liebste, das schwöre ich.“
Aber es tat ihr bereits jetzt leid. Sie wünschte, sie wäre in Boston geblieben und hätte ihren Wunsch, die Ehe annullieren zu lassen, durch einen Anwalt übermittelt. Jetzt war es zu spät.
Sie hielt ihr Champagnerglas hoch, das inzwischen leer war. „Wenn es dir nichts ausmacht … ich glaube, ich würde gern noch etwas trinken.“
„Natürlich.“ Rule nahm die Flasche aus dem Kühler. Als er sie wieder ansah, erkannte sie das Verlangen in seinen Augen. Er versuchte nicht mehr, das zu verbergen. Er dachte daran, wie viel sie getrunken hatte in jener Nacht, in der sie sich geliebt hatten.
Violet stellte ihr Glas wieder auf den Tisch. „Andererseits, ich glaube, ich habe genug.“
Rule sagte nichts dazu. Violet war froh, als in diesem
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