Verfuehrung in bester Gesellschaft
bringt. Das war dein Ziel seit dem Tag, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Daher werde ich dir jetzt deine Möglichkeiten nennen. Entweder ich verkaufe meine Hälfte, dann hättest du einen neuen Partner, mit dem du zusammenarbeiten musst, oder du zahlst mich aus.“
„Verdammt.“
„Es ist nicht nötig zu fluchen.“
„Verdammt, Frau!“
Sie zog nur eine Braue hoch. Rule verstummte.
„Ich erwarte deine Entscheidung bis morgen. Ich würde gern einen Anwalt engagieren, der den Verkauf übernimmt.“ Sie erhob sich von dem Sofa. „Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest.“
Ihr war, als murmelte er etwas in dem Sinne, dass er sie lieber in seinem Bett hätte, als sie jetzt zu entschuldigen, aber sie war nicht sicher.
Violet raffte ihre Röcke und verließ den Salon. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie wusste nicht genau, warum es sich so gut anfühlte, Rule Dewar mit diesem verwirrten Gesichtsausdruck zurückzulassen.
Aber es tat ihr gut.
Rule betrat die Eingangshalle des kürzlich fertiggestellten Stadthauses seines Bruders. Mit den Jahren hatten die Gewinne von Royals erfolgreicher Brauerei ihm geholfen, das Vermögen der Bransfords wiederherzustellen, Bransford Castle zu restaurieren und ein elegantes Haus in London zu bauen für alle Familienmitglieder, die in die Stadt kamen.
Obwohl sie das Leben auf dem Land bevorzugten und gewöhnlich auf dem Schloss wohnten, waren Royal, Lily und ihre Kinder in der Stadt, während Royal sich mit den Plänen für den Ausbau der Brauerei in London beschäftigte.
„Wo ist er?“, fragte Rule Rutgers, den langjährigen Butler der Familie.
„In der Bibliothek, Mylord.“
Rule ging an dem grauhaarigen Mann vorüber und dann weiter durch die Halle. Die Tür stand offen. Rule betrat den gemütlichen Raum mit den holzgetäfelten Wänden, in dem ein Feuer im Kamin brannte, das die Kühle des Aprils vertrieb.
Bei seinem Eintreten erhob sein Bruder sich von seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch. „So oft habe ich dich in den vergangenen zwei Jahren nicht gesehen. Was hat Violet jetzt wieder getan?“
„Violet möchte die Firma verkaufen. Ich kann es nicht glauben. Sie sitzt mir einfach im Salon gegenüber und sagt mir, dass sie verkaufen will. Und wenn mir das nicht recht sei, dann solle ich sie auszahlen oder mich mit einem neuen Partner arrangieren.“
Royal lachte leise, als er sich wieder setzte. „Wie es aussieht, hast du endlich eine ebenbürtige Partnerin gefunden, die du nicht mit ein paar netten Worten und einer Nacht in deinem Bett verzaubern kannst.“
Rule stöhnte.
„Warum verkaufst du dann nicht? Hast du mir nicht noch vor einigen Monaten gesagt, dass das eine gute Idee sein könnte?“
„Das dachte ich. Einige Leute waren interessiert daran, die Firma zu kaufen. Sie ist viel Geld wert und es gibt gerade sehr viele interessante Alternativen, um zu investieren. Eisenbahnen und Dampfschiffe zum Beispiel, alle Arten von Industrie, die sich entwickelt. Ich dachte, es wäre eine interessante Herausforderung zu sehen, ob ich die Firma in eine neue Richtung bringen könnte.“
„Warum tust du das dann nicht?“
„Weil ich der Herr in der Familie sein sollte. Meine Frau soll nicht denken, sie kann einfach so hereinkommen und anfangen, Entscheidungen zu treffen. Ihr Vater hat unsere Ehe arrangiert, weil ich mich um Griffin kümmern sollte, genauso wie um seine Tochter.“
„Ihr gehört die Hälfte der Firma. Das sagtest du doch, glaube ich.“
„Ihr gehört die Hälfte.“
„Warum will sie dann verkaufen?“
„Sie ist besorgt wegen der anhaltenden Konflikte in Amerika. Sie glaubt, dass es einen Krieg geben wird, und sie hat auf beiden Seiten Freunde und Verwandte.“
„Ich verstehe, dass sie sich Sorgen macht.“
„Ich auch.“
„Dann sag ihr, dass du zwar mit dem Verkauf einverstanden bist, aber möchtest, dass ihr weiterhin Partner bleibt. Sag ihr, du würdest eine Liste aufstellen mit möglichen Investitionen für die Gewinne. Diese Liste müsstet ihr zusammen durchgehen und euch einigen, was ihr mit dem Geld machen wollt.“
Rule trat zum Kamin und kam dann zurück. „Ein interessanter Plan.“ Und einer, bei dem sie beide zusammenbleiben könnten.
„Auf diese Weise“, fuhr Royal fort, „bekommt Violet, was sie haben will, und du ebenfalls.“
Ihm gefiel dieser Gedanke. Sein Bruder verfügte über einen ausgeprägten Geschäftssinn, das war schon immer so gewesen. Es war ein vernünftiger Vorschlag und ein
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