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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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war das Kinderzimmer leer. Ich dachte, dass vielleicht ein Ungeheuer gekommen war und sie gestohlen hatte. Die Stille war das Schlimmste, in meinem Zimmer im zweiten Stock zu sitzen und darauf zu horchen, dass sie morgens schrie.«
    »Das tut mir leid«, sagte Emma und musste schon wieder weinen. War die Welt für jeden so?
    »Du hast Angst, ein Kind zu bekommen.«
    Sie antwortete nicht.
    »Als Alex geboren wurde, hielt ich mich von ihr fern. Ich rannte am Kinderzimmer vorbei, ignorierte die Spielsachen und das Lachen. Ich hatte solche Angst vor ihr und wurde wütend, wann immer sie mich anlächelte.«
    »Und was geschah dann?«
    Sein leises Lachen vibrierte an ihrem Ohr. »Alex geschah. Sie fing an zu gehen, dann zu laufen. Wenn ich aus dem Internat nach Hause kam, jagte sie mich in mein Zimmer. Dann lernte sie, den Knauf zu drehen. Ich saß in der Falle. Und das war mein Ende. Ich verfiel ihrem Zauber.«
    »Aber sie lebte. Ihr ging es gut.«
    »Oh ja, sie lebte. Und sie hat mir dauernd eine Todesangst eingejagt, mir mehrmals das Herz gebrochen, mich verrückt und wütend gemacht.« Er verstummte kurz. »Ihr zwei würdet euch prächtig verstehen.«
    Emma war selbst erstaunt, dass sie lachen musste. Vor wenigen Minuten noch glaubte sie, nie wieder lachen zu können. Jetzt fühlte sie sich nur noch müde. Erschöpft, um genau zu sein. Und Hart wickelte ihr Haar auf seinem Finger auf, was sich so seltsam und herrlich anfühlte, dass Emma ihre Augen schloss.
    »Ich will nicht, dass du mich liebst«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, wie ich dich lieben soll. Besonders dich.«
    »Ja, ich weiß.« Er küsste sie wieder aufs Haar. »Aber das wirst du lernen. Wir werden es beide lernen.«
    »Ich glaube nicht, dass wir es sollten. Du wirst mich zerstören.«
    »Emma, du hast meine schlimmsten Ängste wahr gemacht, verstehst du das? Nein, kannst du gar nicht.«
    »Ich habe dich beschämt, so wie die andere Frau.«
    Sein Puls ging ein wenig schneller, doch er schüttelte den Kopf. »Die andere Frau, wie du sagst, hat mich beschämt und mir das Herz gebrochen. Sie hat mich zum Narren gemacht, genau wie du.«
    »Es tut mir leid.«
    »Ich dachte, dass ich sie liebe, aber das tat ich nicht. Ich wäre wieder zur Besinnung gekommen, denn sie war bloß eine Illusion.«
    »So wie ich.«
    »Nein, nicht wie du. Sie war boshaft und verdorben. Und ihr Verrat schmerzte wie verrückt, doch irgendwann war es vorbei.«
    »Aber …«
    »Aber« , fiel er ihr ins Wort, »dann war da mein Vater. Mein verdammter Vater, kalt, unantastbar und angeekelt von seinem leidenschaftlichen, unklugen Sohn. Er wollte unbedingt, dass ich zu einem Mann wurde, der seines Titels würdig war, und er sah seine Chance. Da gab es jene Briefe, nichts Ungewöhnliches nach einer beendeten Affäre. Mein Vater zahlte eine Menge Geld, um sie von ihr zurückzukaufen. Er zeigte sie mir, damit ich mich stammelnd bedankte und mich schämte, dass ich diese Frau überhaupt geliebt hatte. Ich musste vor ihm zu Kreuze kriechen. Und dann suchte er einen besonders erbärmlichen Brief aus und schickte ihn einem Freund, der ihn einem anderen Freund weitersandte.«
    »Warum?«
    »Er wollte mich zu einem Mann machen, und dafür musste er mich vollständig brechen. Er, mein eigener Vater, inszenierte die größtmögliche Beschämung für mich. Er gestattete der feinen Gesellschaft, mich zu verspotten, erklärte es für akzeptabel, dass man mich auslachte und mit dem Finger auf mich zeigte. Aber ich widerrief diese Erlaubnis zwei Jahre später, als ich zum Duke wurde. Es war kein leichter Kampf, Emma. Ich baute eine Festung um mich auf, und du hast sie eingerissen.«
    »Hart, es tut mir leid. Ich wollte nie …«
    »Nein, das meine ich ja gerade, Emma. Es kümmert mich nicht. Begreifst du? Es ist mir schlicht egal. Ich begehre dich einfach.«
    »Das darfst du nicht. Ich will es nicht.«
    »Er machte mich zu einem anderen, aber durch dich bin ich wieder ich selbst geworden. Du kannst mich jetzt nicht verlassen. Komm nach Somerhart. Bleib als mein Gast.« Er schluckte. »Ich behalte auch meine Hände bei mir und zeige dir, dass zwischen uns mehr ist als Lust.« Seine Hände erstarrten. »Obwohl ich meine Schlafzimmertür nicht verriegeln werde – für alle Fälle.«
    Sie lächelte, und langsam vernebelte der Schlaf ihre Sinne. »Ich werde dich nicht heiraten«, murmelte sie. »Werde ich nicht.« Dann ließ sie sich von seinem Herzschlag beruhigen. Sie träumte von einem Mann, der sie

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