Verfuehrung wie in 1001 Nacht
seufzte, und ihre Hingabe bewies, wie recht er hatte. All sein Denken und Fühlen war von ihr erfüllt. Seine Johara lag wieder in seinen Armen. Und dieses Mal würde er sie nicht wieder gehen lassen.
„Und ich werde nie aufhören, dich zu begehren“, sagte er.
Als Amir sie fordernd und besitzergreifend küsste, stöhnte Johara auf. Plötzlich drehte sich für sie die Welt wie ein buntes Karussell. Unvergleichliche Gefühle durchströmten sie.
Aber sie war nicht hergekommen, um mit ihm zu schlafen. Auch wenn sie ihn in den letzten acht Wochen schrecklich vermisst hatte.
Mit zitternden Fingern strich sie durch sein kräftiges Haar. Er hielt sie so fest in den Armen, dass sie beide kaum Atem holen konnten.
Amir wollte mehr – er wollte alles. Johara kämpfte mit sich …
Er bemerkte es und fragte zwischen zwei Küssen: „ Ya joharti , was ist los? Dein Herz schlägt so laut, dass ich es wie mein eigenes spüre.“
„Ich … bin nicht deswegen hier, Amir. Ich wollte dir nur alles erklären … und mich von dir verabschieden.“
„Niemals, ya galbi. Für uns wird es nie einen Abschied geben.“
Doch, wollte sie sagen, aber er verschloss ihre Lippen mit einem Kuss.
Johara schmolz förmlich dahin. Sie begehrte ihn mehr als alles andere auf der Welt, und nun war sie bei ihm. Nur das zählte. Sie gab ihre Bedenken auf, ließ sich fallen – und nahm sich vor, dass es das letzte Mal sein würde …
„Entschuldigung. Ich habe geklopft. Ein paar Mal sogar.“
Johara zuckte zusammen, als sie wie aus weiter Ferne die sanfte Stimme hörte.
„Aliyah! Raus mit dir!“, befahl Amir erschrocken.
Aliyah schwieg. Dann atmete sie tief ein – wie unter großem Druck. „Tut mir leid, Amir, es muss gleich sein.“
Wohl oder übel kehrte Johara aus ihrer Traumwelt in die raue Realität zurück.
Im Zeremoniensaal hatten Laylah und Aliyah versucht, sie dazu zu überreden, mit Amir zu sprechen. Daraufhin war sie gegangen, um ihn vor weiteren Fehlern zu bewahren. Er sollte sich nicht noch mehr schaden. Auf keinen Fall wollte sie, dass sein Ruf litt und dadurch die Heiratspläne erschwert wurden.
Und jetzt hatte sie alles nur noch schlimmer gemacht! Aliyah hatte sie in flagranti erwischt …
Johara lag mit hochgeschobenem Kleid neben Amir, die Beine um Amir geschlungen, eine Schulter bis zur Brust entblößt.
Aber obwohl Johara sich schämte, verging das Gefühl höchster Erregung nicht. Auch wenn Amir nicht halb auf ihr gelegen hätte, wäre sie unfähig gewesen, den Raum zu verlassen oder sich auch nur zu bewegen.
Aber Amir blieb Herr der Lage. Ganz langsam löste er sich aus der Umarmung und brachte sorgfältig ihr Kleid wieder in Ordnung. Dann half er ihr beim Aufstehen, strich ihr das zerzauste Haar glatt und streichelte ihr bekümmertes Gesicht.
Nach einem aufmunternden Blick und einem zärtlichen Kuss wandte Amir sich seiner Schwester zu.
Aliyah sah Johara mit einer Miene an, die deutlich ausdrückte, wie leid es ihr tat, dass sie gestört hatte. Sie musste einen triftigen Grund haben und wollte sicher mit Amir unter vier Augen sprechen.
Für Johara war das die Chance zu gehen.
Aber Amir hielt sie zurück.
„Bitte, Amir“, sagte sie leise und hoffte, dass Aliyah, die sich diskret abgewandt hatte, nichts hörte. „Lass mich los. Wenn ich erst weg bin, wirst du nichts mehr von mir hören. Und solange ich noch in Zohayd bin, bitte ich dich, dich von mir fernzuhalten.“
Sie riss sich los und raffte den Stoff ihres Kleides zusammen, um nicht darüber zu fallen.
Im Gehen hörte sie, wie er hinter ihr leise und entschlossen sagte: „Nie im Leben werde ich mich von dir fernhalten, ya joharti. “
6. KAPITEL
„Was gibt es denn so Wichtiges, Aliyah?“, fragte Amir und schloss die Tür.
Er merkte selbst, dass er nicht gerade freundlich klang. Nun stand er da und sehnte sich nach Johara. Stattdessen wandte er sich Aliyah zu, auf die er zum ersten Mal im Leben böse war.
Nicht nur weil er über die Unterbrechung des Liebesspieles enttäuscht war, sondern vor allem, weil sie Johara dadurch verstört hatte. Damit hatte Aliyah ihr einen weiteren Grund geliefert, sich von ihm zurückzuziehen.
Denn Johara war sich über den Ernst der Lage im Klaren. Und sie hatte große Angst, ihm zu schaden. Nur deshalb hatten sie die schlimme Zeit der Trennung durchgemacht. Und nun war Aliyah Zeugin ihrer Liebe geworden … Sicher ein Albtraum für Johara.
Jetzt musste Amir nicht nur gegen Schwierigkeiten von außen
Weitere Kostenlose Bücher