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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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loswerden wollte? Ja, ich weiß. Aber das Tagebuch endet mit diesem Eintrag. Danach sind nur noch leere Seiten. Was ist in dieser Nacht passiert, Bess?«
    Bess schloß die Augen und wandte ihr Gesicht der Sonne zu.
    »Umgebracht habe ich sie, das ist passiert. Gott steh mir bei.«
    Sophy hätte fast eine Handvoll getrockneter Blumen fallen lassen. Sie starrte Bess schockiert an. »Unsinn. Das glaube ich nicht. Was sagst du denn da?«
    Bess hielt die Augen weiter geschlossen. »Ich habe ihr in dieser Nacht nicht das gegeben, was sie wollte. Ich habe sie angelogen und habe gesagt, ich hätte die Kräuter nicht, die helfen würden, das Kind loszuwerden. Aber in Wahrheit hatte ich Angst, ihr die Art Hilfe zu geben, die sie verlangt hat. Ich konnte ihr nicht trauen.«
    Sophy nickte verständnisvoll. »Dein Instinkt war genau richtig, Bess. Sie hätte dich in der Hand gehabt, wenn du getan hättest, was sie verlangte. Sie war so ein Mensch, der später diese Information benutzt hätte, um dir zu drohen. Du wärst ihr ausgeliefert gewesen. Sie wär immer wieder zu dir gekommen, nicht nur um ungewollte Babies loszuwerden, sondern damit du sie mit den speziellen Kräutern versorgst, mit denen sie ihre Sinne stimuliert hat.«
    »Du weißt, daß sie dafür Kräuter eingenommen hat?«
    »Sie hat häufig in ihr Tagebuch geschrieben, wenn sie Opium zu sich genommen hatte. Die Eintragungen sind ein wildes Durcheinander von bedeutungslosen Worten und Hirngespinsten. Vielleicht war der Mißbrauch des Mohns der Grund für ihr seltsames Verhalten.«
    »Nein«, sagte Bess ruhig. »Das war nicht die Wirkung des Mohns. Die arme Seele hatte eine Krankheit des Verstandes und des Geistes, die nicht geheilt werden konnte. Ich glaube, sie hat Mohnsirup und andere Kräuter eingenommen, um ihre endlosen Qualen ein bißchen zu lindern. Ich habe einmal versucht, ihr zu sagen, daß Mohn sehr nützlich ist bei körperlichem Schmerz, aber nicht bei der Art Schmerz, unter dem sie gelitten hat, der vom Geist kommt. Sie wollte jedoch nicht auf mich hören.«
    »Warum sagst du, du hättest sie getötet, Bess?«
    »Ich hab’s dir doch gesagt. Ich habe sie in der Nacht weggeschickt, ohne ihr das zu geben, was sie wollte. Sie ist direkt zum Teich gegangen und hat sich ertränkt, die arme Kreatur.«
    Sophy ließ sich das durch den Kopf gehen. »Das bezweifle ich«, sagte sie schließlich. »Sie hatte eine Krankheit des Geistes, da gebe ich dir recht, aber sie war schon mindestens einmal zuvor in derselben Lage gewesen, und sie wußte, wie man das Mittel, das sie brauchte, bekommen konnte. Nachdem du es verweigert hast, wäre sie einfach zu einem anderen gegangen, der ihr geholfen hätte, selbst wenn sie gezwungen gewesen wäre, nach London zurückzufahren.«
    Bess blinzelte sie an. »Sie hat noch ein Kind abgetrieben?«
    »Ja.« Sophy legte unbewußt eine Hand schützend über ihren Bauch. »Sie war guter Hoffnung, als sie von ihren Flitterwochen mit dem Grafen heimkehrte. Sie hat jemanden in London gefunden, der sie so lange hat bluten lassen, bis sie das Kind verloren hat.«
    »Ich wette, es war nicht Ravenwoods Baby, das sie in der Nacht, in der sie ertrunken ist, los werden wollte«, sagte Bess mit gerunzelter Stirn.
    »Nein, es war von einem ihrer Liebhaber.« Aber Elizabeth hatte seinen Namen nicht genannt, wie Sophy sich erinnerte. Sie fröstelte etwas, als sie den letzten Kräuterbeutel zuband. »Es ist schon spät, Bess, und wenn ich mich nicht täusche, auch ein bißchen kühl. Ich sollte mich besser auf den Weg zum Abbey machen.«
    »Du hast genug Kräuter und Blumen, damit du eine Zeitlang auskommst?«
    Sophy steckte die kleinen Beutel in die Taschen ihres Reitkostüms. »Ja, ich denke schon. Nächsten Frühling, glaube ich, werde ich mir selbst einen Kräutergarten im Abbey anlegen. Du mußt mich beraten, wenn es soweit ist, Bess.«
    Bess blieb sitzen, aber ihre alten Augen waren wach und klar. »Ja, ich werd dir helfen, wenn ich noch da bin. Wenn nicht, weißt du schon mehr als genug, um deinen eigenen Garten anzupflanzen. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, daß du nächstes Frühjahr mehr zu tun hast, als nur einen Garten anpflanzen.«
    »Ich hätte wissen müssen, daß du es errätst.«
    »Daß du schwanger bist? Für die, die Augen im Kopf haben, ist es leicht zu sehen. Ravenwood hat dich wegen dem Baby aufs Land zurückgeschickt, stimmt’s?«
    »Zum Teil.« Sophys Lächeln war etwas gequält. »Aber hauptsächlich, fürchte ich, weil ich

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