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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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mit seinen scharfen Krallen bearbeitete. Dazu kam noch, dass ihr ahnungsloser Körper sich immer noch nach Matt zu sehnen schien. Was das Ganze noch schlimmer machte, war, dass sie auf sich selbst fast genauso wütend war wie auf Matt. Schließlich hatte sie gewusst, dass er ein gut aussehender Mistkerl war, ein niederträchtiger, gemeiner Schuft. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht?
    Zu ihrer Bestürzung musste sie sich eingestehen, dass sie überhaupt nichts gedacht hatte. Sie war ganz damit beschäftigt gewesen, zu fühlen. Dass sie in einen solchen Rausch der Sinne verfallen war, kam wahrscheinlich daher, dass sie sich in den vergangenen beiden Jahren praktisch wieder zur Jungfrau zurückentwickelt hatte.
    Nachdem sie gegen acht Uhr morgens ihre Bemühungen, doch noch zu etwas Schlaf zu kommen, aufgegeben hatte, wurde ihr wieder bewusst, dass sie in Matts Haus war. Man konnte folglich davon ausgehen, dass sie Matt sehen würde, wenn sie nach unten ging. Die Vorstellung rief zunächst blankes Entsetzen in ihr hervor. Schließlich war sie überzeugt, dass sie diesen elenden Schuft in ihrem ganzen Leben nie wiedersehen wollte. Doch je länger sie darüber nachdachte, umso mehr kam sie zu der Überzeugung, dass das Schwachsinn war. Nie wieder würde sie ihre Wut auf jemanden still in sich hineinfressen. O nein, diese Zeiten waren endgültig vorbei. Die Carly, die sie heute war, würde ihre Wut herauslassen. Sie würde dem Betreffenden ihren ganzen Zorn ins Gesicht schleudern. Allein die Vorstellung hob ihre Stimmung bereits etwas an.
    Doch als sie dann vor dem Spiegel stand und ihr Haar mit dem Föhn sorgfältig glättete, kam ein Moment, in dem ihr ganzer Mut sie beinahe wieder verließ. Es war nicht gerade förderlich für das Selbstbewusstsein, wenn man feststellen musste, dass man furchtbar aussah. Die neue Carly, die ihr vorschwebte, sah ganz eindeutig besser aus als die Frau, die sie da im Spiegel sah. Sie brauchte eine Weile, um sich selbst davon zu überzeugen, dass die neue Carly so war, wie sie sich fühlte, und nicht so, wie sie aussah. Schließlich konnte sie die etwas deprimierende Wahrheit akzeptieren: So sah die neue Carly nun einmal aus, insbesondere, wenn sie nur drei Stunden geschlafen hatte. Wie immer nach einer Nacht mit zu wenig Schlaf hatte sie dunkle Ringe unter den geröteten Augen, ganz zu schweigen davon, dass sie um einiges schlechter gelaunt war als gewöhnlich. Doch die schlechte Laune würde ihr in diesem Fall durchaus zugute kommen; schließlich wollte sie in Hochform sein, wenn sie Matt zu einem allerletzten Gespräch gegenübertrat. Sie würde ihm zunächst einmal ein paar ordentliche Flüche an den Kopf werfen und ihm dann nahe legen, dass er sich gefälligst nie mehr in ihrer Nähe blicken lassen solle, weil sie ihn nämlich, so lange sie lebe, nie wiedersehen wolle.
    Wenn er Freunde wollte, sollte er den Fernseher einschalten.
    Mit diesen ermutigenden Gedanken ging sie schließlich hoch erhobenen Hauptes die Treppe hinunter. Sie hielt sich sicherheitshalber am Handlauf der Treppe fest, um ihr überlegenes, souveränes Auftreten nicht vielleicht dadurch zunichte zu machen, dass sie stolperte und Hals über Kopf die Treppe hinunterpurzelte. Als sie unten ankam, hielt sie im Wohnzimmer nach ihrem Opfer Ausschau. Doch sie hatte kein Glück; das Zimmer war leer. Die Enttäuschung war groß - schließlich hatte sie sich darauf vorbereitet, ihn in der Luft zu zerreißen -, doch sie ließ sich nicht entmutigen und ging zur Küche hinüber, wo sich, wie sie an den Stimmen erkennen konnte, einige der Bewohner des Hauses versammelt hatten. Die Aussicht, Matt vor versammelter Zuhörerschaft die Meinung zu sagen, war überaus verlockend - dazu hätte die alte Carly nie den Mut gehabt -, doch andererseits wollte sie nicht, dass irgendjemand außer ihr und Matt wusste, warum sie ihn zum Teufel wünschte. Es würde deshalb am besten sein, wenn sie ihn in aller Höflichkeit fragte, ob sie ihn kurz unter vier Augen sprechen könne. Ja, so würde sie es machen. Noch stärker wäre ihr Auftritt vielleicht gewesen, wenn sie etwas ansprechendere Kleidung eingepackt hätte, so dass sie jetzt nicht dieses orangefarbene T-Shirt mit den groß aufgedruckten roten Lippen hätte tragen müssen. Doch da half kein Lamentieren, sagte sich Carly, als sie schließlich in die Küche eintrat.
    Es herrschte eine aufgeräumte Stimmung; die Anwesenden schwatzten munter drauflos, während sie beim Frühstück saßen,

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