Vergeltung unter Palmen
jungen Mann aufmerksam.
»Nun, ich weiß auch nicht.« Christian zuckte mit seinen Schultern. »Ich komme mir ganz verloren vor, da ich außer Raoul niemand persönlich kenne.« Seine Unschuldsmiene erschien Jeremy oscarreif. Slater nahm sich ein Glas Champagner und antwortete gelassen: »Na, bei diesem Herrn bist du ja in guter Gesellschaft!« Er schlenderte weiter und gab sich Mühe freundlich zu wirken, aber Jeremy merkte, dass er misstrauisch war. Er sah ihn wachsam hinterher, als dieser auf Fernez zulief, der sich sehr angeregt mit Gina unterhielt und mit ihren blonden Locken spielte.
»Du kannst ja lügen, Kleiner«, meinte Jeremy umsichtig, immer noch seinen Blick Fernez zugewandt. »Ich glaube wir kommen heute nicht weit. Wir werden uns dann verabschieden und das Ganze von Weitem betrachten. Wir müssen herausfinden ob Fernez eine Wohnung besitzt. Ihm gilt unsere Aufmerksamkeit. Ich weiß nicht, ob er heute Nacht auf der Jacht bleibt. Das müssen wir irgendwie in Erfahrung bringen. Wir werden ihn in eine Unsicherheit bringen, damit er nicht abhaut. Denn bei der Dunkelheit verliert man ihn schnell. Aber erst muss ich sicher sein, dass Laura nicht hier ist. Ich suche noch einmal die Kabinen durch. Du bleibst hier und hältst die Stellung!«
Er verschwand blitzschnell nach unten und steuerte die hinteren Kabinen an. Belustigend bemerkte er an den Türen die Initialen der Kabinenbewohner und somit öffnete er die Tür mit den Buchstaben MF. In diesem Zimmer gab es nichts Ungewöhnliches. Er war eher über dieses sehr geschmackvolle Ambiente erstaunt. Voller Neugier suchte er in den Schränken. Auf der Stange hingen viele Anzüge sowie Hemden und in den Regalen lagen schwarze als auch weiße T-Shirts. Darin spiegelte sich eine sizilianische Grandezza, indem man die Rauheit von Fernez nicht vermutete. Die Kleidungsstücke waren sehr präzise im Schrank platziert, sodass sich Jeremy seine Gedanken machte und plötzlich spürte er dessen Anwesenheit.
»Suchen Sie etwas bestimmtes, Mr. Douglas?« Massimo Fernez lehnte lässig gegen den Türrahmen.
Jeremy drehte sich leicht ertappt herum und versuchte dennoch wachsam zu bleiben. »Sagen Sie es mir, Fernez!«
Massimo blickte ihn kalt an und sprach kein Wort.
»Wo haben Sie Laura hingebracht?« Der Ton von Jeremy wurde schärfer. Fernez bescherte seinem Gegenüber ein anerkanntes Lächeln. »Ah, Laura heißt sie. Also Mr. Douglas, ich glaube, dieser Schrank wäre sehr unpassend. Finden Sie nicht auch?«
Jeremy konnte seine Wut nicht länger unterdrücken und sprang den Sizilianer von der Seite her an. Dann packte er seinen linken Arm, presste ihn auf dessen Rücken und drückte sein Gesicht gegen die Tür. »Wo ist sie?«, fragte Jeremy schroff. Doch außer einem verächtlichen Grinsen bekam er nichts aus ihm heraus.
»Deine sizilianische Arroganz wird dir schon noch vergehen. Von dieser Insel kommst du nicht mehr weg.« Er drückte dessen Arm noch weiter nach oben, bis dieser nun einen schmerzvollen Laut von sich gab, und sprach weiter: »Laura hat nichts zu schaffen mit eurer Fehde. Sie wollte nur Urlaub machen.«
Massimo sammelte mit gekonnter Konzentration seine ganze Kraft zusammen und schwang seinen Körper unwillkürlich herum, sodass er sich aus Douglas` festem Griff befreien konnte. Gleichzeitig packte er mit der rechten Hand unerwartet Jeremys Hals und prallte ihn gegen den Türrahmen. Fernez sein Gesicht war gefährlich nahe vor dem Gegner, der etwas verdutzt wirkte, und blickte ihn sekundenlang bedrohlich in die Augen. Um ihm wieder Luft zu geben, nahm er die Hand von seiner Kehle und stoß ihn hart zurück. Wortlos begab er sich zur Treppe. Der Überraschungseffekt ließ Jeremy eine Weile verharren und rang tief nach Luft. Er war ziemlich perplex, denn bisher hatte sich noch nie jemand aus seinem Griff befreien können. Noch erstaunter war Jeremy über das Verhalten von diesem Mann. Er hätte mich locker zusammengeschlagen können, dachte er. ´Warum tat er es nicht?´ Jeremy rückte seinen Anzug zurecht und lief ebenfalls die Treppe nach oben.
Christian stand noch an der Reling als Jeremy ihn vorwurfsvoll entgegen kam. »Er war auf einmal da. Was hätte ich denn tun sollen?«, verteidigte sich der Freund.
»Schon gut, Chris. Komm wir müssen dann los.« Er suchte nach einer Idee, um herauszufinden, was Fernez vorhatte. Dann sah er diese Bedienstete mit dem Champagner. Jeremy entwendete dem Mädchen das Tablett. »Darf ich?«, fragte er keck
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