Vergeltung
keuchte er, während er zu sich kam, und schaute sich dabei alarmiert um. Sie fuhren gerade an etwas vorbei, das wie ein Security-Häuschen aussah, aber leer zu sein schien. Gleich dahinter kamen zwei Backsteinpfeiler. Torpfosten ohne Tore oder Mauern, war Vance’ erster Gedanke.
»Willkommen in Vinton Woods«, sagte Terry stolz. »Genau, was du wolltest. Ein eigenes Anwesen, frei stehend, Einfamilienhäuser mit etwas Garten darum herum, damit du von den Nachbarhäusern getrennt bist. So ein Haus in einer Wohngegend, in der niemand die Nachbarn kennt und jeder sich um seinen eigenen Kram kümmert. Du bist acht Meilen von der Autobahn, sechs Meilen von der Stadtmitte Leeds, siebzehn Meilen von Bradfield entfernt.« Er folgte einer gekrümmten Straße mit solide aussehenden Häusern, die Backstein- und Fachwerkfassaden hatten. »Das ist der Abschnitt Queen Anne«, erklärte Terry. An einer Kreuzung bog er links ab. »Wenn man hier rechts fährt, kommt man zur georgianischen Ecke, aber wir sind im viktorianischen Teil der Anlage.« Diese Häuser hatten Steinfassaden und die oft verspotteten gotischen Erkertürmchen. Es waren kleinere Versionen der herrschaftlichen Wohnsitze von Fabrikbesitzern in den gesünderen Außenbezirken, erbaut, nachdem die Unternehmer dank der Eisenbahn nicht mehr direkt bei ihren Fabriken wohnen mussten. Vance fand diese modernen Nachbauten hässlich und erbärmlich. Aber für den Augenblick war eines dieser Kulissengebäude genau das Richtige.
Terry bog von der Hauptstraße ab in eine Sackgasse mit sechs großen Häusern samt großen Vorgärten. Er fuhr auf eines der beiden Häuser am Ende der Straße zu, bremste ab und steuerte auf die an der Seite angebaute Garage mit drei Stellplätzen zu. Er nahm eine Fernbedienung aus dem Seitenfach der Tür und richtete sie auf die Garage. Ein Tor hob sich, und er fuhr hinein, wobei er darauf achtete, dass das Tor wieder zu war, bevor er den Motor abstellte.
Vance stieg aus und sah sich um. Terrys Transporter stand auf dem dritten Platz der Garage. Die Schrift auf der Seite warb für seinen Marktstand, an dem er eine unvorstellbare Vielzahl von Werkzeugen verkaufte, sowohl neue als auch gebrauchte. Offenbar war er damit gekommen, um sein persönliches Geschenk an Vance zu übergeben.
An der einen Seite der Garage lief eine Werkbank entlang. Darüber hing eine große Anzahl glänzender Werkzeuge. An beiden Enden der Werkbank war je ein stabiler Schraubstock montiert. Wenn jemand anders als Terry dafür verantwortlich gewesen wäre, hätte Vance sich geärgert. Aber er wusste, dass hier kein Hintersinn beabsichtigt war. Schließlich glaubte Terry ja die Geschichte des Staatsanwalts über die schrecklichen Dinge nicht, die Vance unter Verwendung seines letzten Schraubstocks mit jungen Mädchen gemacht hatte. Er trat einen Schritt auf die Werkbank zu und stellte sich vor, wie festes Fleisch sich in seinen Händen anfühlen würde. »Ich habe mir erlaubt, deine Werkstatt auszurüsten«, sagte Terry. »Ich weiß ja, wie gern du mit Holz arbeitest.«
»Danke«, erwiderte Vance. Später, sagte er sich. Viel später. Er setzte sein nettestes Lächeln auf und sagte: »Du hast an alles gedacht. Es ist perfekt.«
»Du hast das Haus noch nicht gesehen. Aber ich glaube, es wird dir gefallen.«
Im Moment wollte Vance eigentlich nur die Küche sehen. Er folgte Terry durch eine Seitentür in eine Waschküche mit Waschmaschine und Trockner, dann weiter in eine Küche, die ein strahlendes Denkmal der Moderne darstellte. Granit, Chrom und Fliesen – alles spiegelblank poliert. Vance brauchte einen Moment, um das zu entdecken, was er suchte. Aber da war genau das, was er brauchte. Ein Messerblock aus Holz, der auf der Granitplatte der Kücheninsel mitten im Raum stand.
Vance ging unauffällig zu der Insel hinüber, wobei er die ganze Zeit laut die Perfektion seiner wunderbaren neuen Küche lobte. »Ist das so ein amerikanischer Kühlschrank, der Eiswürfel und kaltes Wasser macht?«, fragte er, denn er wusste, dass Terry sich gezwungen sehen würde, zu zeigen, was das Gerät alles konnte. Sobald Terry ihm den Rücken zugekehrt hatte, zog Vance ein mittelgroßes Messer aus dem Block, versteckte den Griff unter der Manschette seines Hemdes und ließ den Arm locker herabbaumeln.
Als Terry sich mit einem randvollen Glas Wasser mit aneinanderklackenden Eiswürfeln umdrehte, hob Vance seine Armprothese und wollte ihn scheinbar voller begeisterter Dankbarkeit an sich
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