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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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aus den Angeln hängende Tür zuziehen konnte, schoss lautlos ein Schatten über das Feld und Artemis sprang mit heraushängender Zunge aus dem Licht ins Dunkle. Sie gesellte sich sofort an Reeses Seite. Mit einem Zipfel ihres T-Shirts wischte sich Reese durch das Gesicht. Ihr Haar klebte im Nacken und an den Schläfen, aber ansonsten fühlte sie sich topfit. Was man angesichts der Situation als solches bezeichnen konnte. Nach einer kurzen Atempause schlüpfte Ace durch eine Lücke in der gegenüber der Tür liegenden Holzwand, aus der einige Bretter herausgebrochen waren. Sie folgten ihm einzeln und huschten in den Schatten eines verfallenen Gebäudes, nachdem jeweils der Vordermann ein Zeichen gegeben hatte. Das Knacken jedes Ästchens geriet in Reeses Ohren zu einer Lautstärke wie Artilleriefeuer, sogar ihr Atem brauste wie ein Orkan. In Wirklichkeit bewegten sich die Männer behutsam und übertönten die Geräusche der Natur kaum, das war ihr klar. Allein wegen ihrer Furcht kam ihr alles überlaut vor. Sie fühlte sich wie in einer Geisterstadt. Zum einen lag das an dem fehlenden Verkehrslärm, zum anderen, weil keinerlei Lebenszeichen aus den Gebäuden drangen. Nirgendwo spielte ein Radio, stritten sich Menschen, lachten oder kreischten Kinder. Nur das Surren von Insekten belebte die schneidend dicke Mittagshitze.
    Reese schob sich mit dem Rücken zu einer Steinwand durch den Schatten. Hinter ihr folgte Crabb. Er hielt sie am Arm zurück und bedeutete ihr mit einem Handzeichen, zu warten. Die anderen hatten bereits das nächste Gebäude erreicht und waren durch ein Fenster ohne Rahmen und Scheibe eingestiegen. Nach einigen Sekunden gab Crabb ihr einen leichten Stoß und Reese lief los. Vier Arme streckten sich ihr entgegen und halfen ihr ins Innere des Gebäudes. Nur einen Atemzug darauf stand auch schon ihr Bodyguard wieder neben ihr. Offen gestanden war sie froh, von den Männern umringt zu sein. Sie gaben ihr das Gefühl, in ihrer Mitte sicher zu sein, auch wenn das ein schwaches Faustpfand bedeutete und sich die Situation sekündlich ändern konnte.
    „Wie weit ist es noch?“ Ihre Stimme klang wie ein Wispern. Reese drückte sich dankbar an Simba, der seinen Arm um ihre Schultern gelegt hatte.
    Ace stand an einer Tür und lugte durch eine Ritze. „Ich kann die Rückseite der Villa sehen. Dort bewegt sich nichts.“

    Natana war noch völlig aufgedreht. Unmöglich konnte sie schlafen gehen, sie hatte ohnehin morgen schulfrei. Elternsprechtag. Ob Mom und Dad dieses Mal vielleicht wieder gemeinsam hingingen? Die beiden hatten sie nach dem Konzert zu Hause abgesetzt und Mom war mit zu ihm gefahren, weil sie sich unterhalten wollten. Hoffentlich brachte die Aussprache ein positives Ergebnis.
    Mehr und mehr verdrängte die Sorge um Reese die optimistischen Gedanken und das euphorische Nachglühen des Konzerts. Sie rieb sich den Bauch.
    Seit sie Donnerstag Reeses Wagen auf dem Parkplatz gefunden hatte, wollte sich ihr Magen nicht mehr beruhigen. Die Befürchtung, die sie zunächst gehegt hatte, schien ihr längst nicht mehr verrückt. Oder doch? Reese hatte Spaß am Chatten gefunden und Natana begeistert davon erzählt. Was, wenn sie entgegen ihren Predigten eine Internetbekanntschaft real getroffen hatte? Mit fatalen Folgen …
    Die unordentlich verlassene Wohnung, ihr Auto am Krankenhaus – Mom musste das doch als untrügliche Hinweise sehen, dass etwas nicht stimmte. Sie hatte sich zunächst auch Sorgen gemacht, aber dann mit einer Menge Argumenten Nats Aufregung deutlich zu bremsen versucht. In einigen Punkten hatte sie ja recht. Nach dem Besuch bei der Polizei waren sie in Reeses Apartment gefahren und Mom hatte die Zeichen mit ganz anderen Augen gesehen.
    „Im Mülleimer liegen nur eine alte Zeitung und ein leerer Joghurtbecher. Ausgespült – typisch Reese. Das würde ich auch vernachlässigen, wenn ich in Urlaub fahre“
, hatte sie gesagt und gleich darauf vorgebracht, dass der Zustand des Bettes eine deutliche Sprache spreche und Reeses Lover sie wahrscheinlich von der Arbeit abgeholt habe.
    Aus Moms Mund klang das alles völlig unverkrampft und logisch. Sie hatte Nat noch einmal detailliert das Telefonat mit Reese erzählt und betont, ihre Schwester habe nicht merkwürdig geklungen. Dann hatte Mom ein paar Geschichten aus der Vergangenheit aufgetischt, die ihre nüchtern und umsichtig handelnd geglaubte Tante in einem anderen Licht erscheinen ließen, obwohl Nat einige der Eskapaden sowieso

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