Verhängnisvolle Verlockung - Jordan, N: Verhängnisvolle Verlockung - To romance a charming rogue / Courtship-Wars 4
sie über den Ball sprachen, den Beatrix’ enge Freundin,
die verwitwete Countess of Haviland, am nächsten Abend gab.
»Mary hat seit über zehn Jahren nicht zum Ball geladen«, bemerkte Beatrix, »ihrer zarten Gesundheit wegen. Aber nun will sie dringend Haviland verheiraten und lässt nichts unversucht, ihm passende junge Damen vorzustellen.«
Lady Havilands Enkel, Rayne Kenyon, hatte nach dem Tod seines Vaters im letzten Jahr dessen Titel geerbt, wie Eleanor wusste. Im Frühsommer fiel im Zusammenhang mit seinem Namen häufiger der von Roslyn Loring, aber offenbar war es mit ihrer Romanze nicht weit her gewesen, denn Roslyn heiratete den Duke of Arden.
»Alles, was Rang und Namen hat, wird zu Marys Ball kommen, glaube mir«, fügte Beatrix hinzu, »und natürlich eine ganze Schar von Debütantinnen … Nun, zumindest alle, die während der Saison keinen Bräutigam fanden.«
Eleanor vermutete, dass ihre Tante Recht hatte. Vor dem Ende der napoleonischen Kriege war Haviland oft außer Landes gewesen, und bis vor kurzem hatte er um seinen Vater getrauert. Folglich war er erst jetzt wieder verfügbar, und weil ein wohlhabender, ungebundener Earl eine erstklassige Partie war, dürften sich morgen Abend zahlreiche junge Damen bemühen, Lord Haviland mit ihrem Charme zu überschütten – exakt die jungen Damen, für die Fanny ihren Ratgeber schrieb. Aber dieses amüsante Detail behielt sie für sich. Ihre Tante sollte auf keinen Fall denken, sie wäre an Haviland interessiert. Ein Adliger genügte ihr im Moment vollkommen.
Und Beatrix war gegenwärtig ohnehin viel zu sehr auf Prinz Lazzara konzentriert, als dass sie auf die Idee käme, Eleanor mit einem anderen Gentleman zusammenbringen zu wollen.
»Signor Vecchi sagte mir, dass er und der Prinz auf dem Ball sein werden«, kündigte Beatrix zufrieden an. »Es ist ein Jammer, dass seine Hoheit mit dem verletzten Knie nicht tanzen kann und sich darauf beschränken muss, den anderen zuzusehen. Wir sorgen dafür, dass wir gleich neben ihm sitzen, Eleanor, so dass du dich den Abend über mit ihm unterhalten kannst. Am Ende könnten sich die beklagenswerten Umstände noch als überaus günstig für dich erweisen.«
Eleanor blickte ihre Tante verwundert an. Für gewöhnlich zog sich Beatrix, die dem Tanzen nichts abgewinnen konnte, in den Kartensalon zurück, kaum dass das Orchester die ersten Takte anstimmte. »Beabsichtigst du, als meine Anstandsdame bei uns zu sitzen, Tante?«
»Nein, nein! Du brauchst wohl kaum eine Anstandsdame, und meine Anwesenheit könnte deine Fortschritte bei Prinz Lazzara behindern. Aber ich habe vor, im Ballsaal zu bleiben. Es ist lange her, seit ich einen Ball richtig genießen konnte, und Signor Vecchi bat mich um den ersten Tanz.«
»Ahh.« Der distinguierte italienische Diplomat hatte es also geschafft, ihre Tante von ihren lange gehegten Gewohnheiten abzubringen.
Beatrix wurde rot. »Gewiss mutet es absurd an, in meinem Alter herumzuspringen wie ein junges Mädchen, aber ich gestehe, dass ich mich wieder beinahe jung fühle.«
Eleanor lächelte. »Mir erscheint es überaus entzückend. Alter ist nicht unbedingt der beste Maßstab dafür, wie jung man im Herzen ist.«
»Es ist ein Glück, dass wir neue Kleider für meine Hausgesellschaft orderten. Eigentlich wollte ich das in lavendelfarbener Seide bis dahin aufheben, aber ich glaube, ich trage es lieber morgen. Und du solltest deine Garderobe gleichfalls sehr sorgfältig auswählen, meine Teure. Für den Prinzen musst du die Schönste im ganzen Saal sein.«
»Ich werde mir Mühe geben, Tante«, sagte Eleanor.
Wie ihre Tante, trug auch Eleanor am folgenden Abend eines ihrer neuen Ballkleider, eine modische Kreation aus zartrosa Seidenmusselin, deren Mieder im Empirestil mit winzigen Perlen bestickt war. Sie kleidete sich mit größter Sorgfalt und ließ sich das Haar von der Garderobiere ihrer Tante kunstvoll frisieren, die ihr rosa Bänder und Perlen in die kurzen pechschwarzen Locken wob.
Sie wollten nicht vornehm spät zum Ball kommen, wie es Lady Beldon sonst tat. Stattdessen würden sie pünktlich erscheinen, damit Beatrix, falls nötig, die Sitzordnung verändern und sich in Ruhe auf ihren Tanz mit dem Signor vorbereiten konnte.
Der Schlange nach zu urteilen, die sich vor dem Saal bildete, war der Ball ausgesprochen gut besucht, wie Eleanor feststellte. Ihre Tante und sie mussten annähernd zehn Minuten warten, ehe sie von der grauhaarigen Lady Haviland und dem
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