Verhängnisvolle Verlockung - Jordan, N: Verhängnisvolle Verlockung - To romance a charming rogue / Courtship-Wars 4
jedoch schon länger für die Medizin und lernte bei einem örtlichen Arzt, als Joshua erkrankte. Nachdem offensichtlich wurde, dass es keine Hoffnung mehr auf Heilung gab, pflegte ich Joshua bis zu seinem Tod.«
»Was für eine schwere Zeit es für seine Familie und auch Sie gewesen sein muss«, sagte Eleanor leise.
Geary nickte. »War es, Mylady. Mitanzusehen wie ein solch hübscher, lebensfroher Junge von einer Krankheit hingerafft wird, die ihm noch dazu größte Schmerzen bereitet … Wenige Monate später wollte
es das Unglück, dass Damons Eltern – Viscount und Lady Wrexham – zu Tode kamen, als ihr Schiff in der irischen See bei einem Sturm kenterte. Sie waren auf dem Weg nach Irland, um Verwandte dort zu besuchen, und Damon hatte sich geweigert, sie zu begleiten. Beinahe möchte man meinen, es wäre einer Laune des Schicksals zu verdanken, dass er heute noch lebt.«
Eleanors Brust wurde eng. Ihr war unvorstellbar, was es für Damon bedeutet haben musste, erst den Bruder und dann beide Eltern auf solch tragische Weise zu verlieren. Wie schrecklich verzweifelt er gewesen sein musste und wie entsetzlich einsam. Noch dazu hatte er als Waise niemanden, mit dem er trauern konnte, der seinen großen Kummer teilte …
Der Arzt seufzte resigniert, bevor er weitererzählte: »Wie dem auch sei, sobald Damon über seinen Titel und sein Vermögen verfügte, finanzierte er mir das Universitätsstudium und Forschungsassistenzen bei den besten Ärzten Englands. Ohne ihn wäre ich jetzt ein einfacher Landarzt und hätte nicht mein eigenes Hospital in London, das er gleichfalls mitfinanziert.«
Bedachte Eleanor, was sie bisher schon von Mr Gearys großen Errungenschaften in der Medizin gehört hatte, wirkten seine Worte umso eindrucksvoller. Der Welt wäre ein brillanter Arzt verlorengegangen, hätte Damon ihm nicht den Weg geebnet.
»Natürlich verstehen Sie, warum ich für Damon keine Mühen scheuen würde. Als er vor drei Jahren mit der Bitte an mich herantrat, nach einem Heilmittel gegen die Schwindsucht zu suchen, schrieb ich mehrere namhafte Ärzte auf dem Kontinent an, um
sie für unser Vorhaben zu gewinnen. Und mit ihrer Unterstützung und ihrem Engagement baute Damon ein Institut zur Behandlung von Schwindsucht an der Südküste Italiens. Es handelte sich um ein fürwahr ehrgeiziges Unternehmen, denn sie setzten sich zum Ziel, so viele Leben wie möglich zu retten, gleichzeitig nach einem Heilmittel zu forschen, und, sofern keines gefunden wurde, das Leid der Sterbenden zu lindern sowie die rasche Gesundung der Konvaleszenten zu fördern.«
Eleanor sah Geary ehrfürchtig an. »Konnten sie ihre Ziele erreichen?«, fragte sie.
»In vielerlei Hinsicht ja. Seit einem Jahr können sie eine eindrucksvolle Zahl an Überlebenden vorweisen. Ich selbst schickte ein Dutzend Patienten zu ihnen – auf Damons Kosten wohlgemerkt – und neun von ihnen sind wieder vollständig gesundet.«
Sie hegte nicht den geringsten Zweifel an Damons Großzügigkeit, wunderte sich jedoch, warum er all das vor ihr verbarg. Während ihrer Verlobungszeit hatte er ihr gegenüber weder seinen Wunsch erwähnt, ein Sanatorium zu bauen, noch über den Tod seine Bruders gesprochen.
»Mir scheint es widersprüchlich«, sagte Eleanor nachdenklich, »dass Damon so lange schon wie ein Philanthrop handelt, bedenkt man seine Reputation, ein Lebemann zu sein, der den wildesten Vergnügungen frönt.«
Geary grinste. »Ja, ich gestehe, dass es die Vorstellungskraft strapaziert, doch ich möchte Ihnen versichern, jedes Wort, das ich Ihnen sagte, ist wahr.« Nach einer kurzen Pause ergänzte er: »Ich weiß, dass Sie und er eine gemeinsame Vergangenheit
haben, Lady Eleanor, daher verstehe ich, wie wenig Sie geneigt sind, Gutes von Damon zu denken. Aber ich glaube, dass Sie ihn womöglich falsch beurteilten …«
Plötzlich wurde Geary puterrot. »Verzeihen Sie mir. Es war äußerst impertinent von mir, Ihre Meinung von ihm infrage zu stellen. Ich hätte nichts sagen dürfen. Glauben Sie mir, ich wollte Ihnen keineswegs zu nahe treten.«
»Sind Sie nicht, Mr Geary«, entgegnete Eleanor eher aus Höflichkeit, denn sie war ganz in Gedanken. »Vielleicht haben Sie Recht. Ich könnte ihn wahrlich falsch beurteilt haben.«
»Dann haben Sie nichts dagegen einzuwenden, dass ich ihm vom letzten Angriff auf Prinz Lazzara berichte?«
»Nein, ich denke, es gibt keinen Grund, ihm den Zwischenfall zu verheimlichen.«
»Ich spreche später mit ihm, nach dem
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