Verhängnisvolles Spiel
beide.”
“Und ich interessiere mich ebenfalls für die Wahrheit. Wo ist Audrey Bedell? Geht es ihr gut? Wenn nicht, was ist mit ihr geschehen und wer ist für ihr Verschwinden verantwortlich?”
“Irgendwelche Theorien?”
“Viel zu viele.”
“Wie ich hörte, hat Sawyer McNamara Sie gebeten, den Fall zu übernehmen. Insofern vermute ich, dass Sie beide sich gut kennen.”
Desmond schüttelte den Kopf. “Eigentlich nicht. Ich denke, mein Chef Commander Crowell und McNamara kennen sich, und Crowell hat mich vorgeschlagen.”
“Vermutlich haben Sie inzwischen auf Bitten Edward Bedells mit der Suche nach seiner Tochter begonnen?”
“Ja, wir haben wie Sie auch eine genaue Beschreibung und ein Foto. Wir wissen, wer Mrs. Perkins zuletzt gesehen hat, alles über ihre Gewohnheiten und persönlichen Interessen. Und …”
“Und es gibt Hinweise auf ein Verbrechen …”
“Was sagt Ihnen Ihr Bauchgefühl? Ist Audrey Perkins tot oder am Leben?”
“Tot.”
Desmond nickte. “Ermordet?”
“Wahrscheinlich.”
“Ein Verdächtiger?”
“Mehrere Verdächtige”, sagte Dom.
“Hm. Der Ehemann natürlich. Partner steht immer ganz oben auf der Liste.”
“Und dann die Stiefmutter. Wussten Sie, dass Patrice Bedell Bobby Jack Cash für seinen Job bei
Bedell, Inc.
emfohlen hat?”
Desmond grinste. “Nein, das wusste ich nicht.”
“Die
Dundee Agency
wird versuchen herauszufinden, ob die beiden eine Affäre miteinander hatten.”
“So wie Cash und Ms. Raney?”
“Sie behauptet, nur zweimal mit ihm ausgegangen zu sein. Keine Intimitäten und …”
“Und Sie würden ihr nur zu gern glauben, nicht wahr?”
“Wie ich bereits sagte, ich will einfach nur die Wahrheit herausfinden, egal wie sie aussieht.”
Desmond trank einen Schluck Cola. “Ich werde Ms. Raney gleich morgen früh zu einem Verhör aufs Revier bestellen.” Desmond hob eine Hand. “Und bevor Sie fragen, die Antwort ist nein. Sie können nicht dabei sein.”
“Sie wird einen Anwalt brauchen, richtig?”
“Ja. Sie wird einen Anwalt brauchen.”
9. KAPITEL
N achdem sie am Tag zuvor bei acht Kanzleien angerufen und jeweils eine höfliche Absage bekommen hatte, war Lausanne zu dem Schluss gekommen, dass die Familie Bedell auf irgendeine Weise die Finger im Spiel hatte. Vielleicht war sie ja paranoid, aber einen anderen Grund konnte sie sich nicht vorstellen. Sie hatte genug Bargeld, um im Voraus zu bezahlen, wieso bekam sie dann eine Ablehnung nach der anderen? Zumindest, bis sie aus lauter Verzweiflung einfach den bekanntesten Strafverteidiger der Stadt anrief.
“Ja, Mr. Oliver ist da”, sagte die Rezeptionistin. “Ich stelle Sie zu ihm durch.”
“Ms. Raney, was kann ich für Sie tun?”, fragte Berton Oliver.
Nachdem sie sich von ihrem ersten Schreck erholt hatte, erklärte sie ihm ihre Situation. Um dann nur noch erstaunter zu hören, dass er sie gern vertreten würde, wenn es nötig sei.
Nun, es war nötig. Exakt um halb neun am Morgen hatte sie einen Anruf von Sergeant Swain bekommen. Er forderte sie auf, für eine weitere Befragung aufs Polizeirevier zu kommen. Und nun saß sie hier mit ihrem Anwalt in einem Vernehmungszimmer Lieutenant Desmond gegenüber. Sein Partner stand schweigend daneben.
Berton Oliver sah ungefähr so aus, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Er war Anfang fünfzig, trug einen maßgeschneiderten Anzug und eine sportliche Rolex-Uhr. Er war klein, nicht größer als einen Meter siebzig, körperlich offenbar bestens in Form und sah für sein Alter ziemlich gut aus. Er hatte dichtes grau meliertes Haar und die blauesten Augen, die Lausanne je gesehen hatte.
Bereits seit zwei Stunden beantwortete sie schon Fragen. Immer wieder dieselben Fragen. Vermutlich warteten sie darauf, dass sie sich in Widersprüche verstrickte. Die Polizei ging davon aus, dass sie log. Aber sie log nicht. Egal wie oft sie gefragt wurde, warum sie mit Audrey Perkins’ Kreditkarten in Palm Beach aufgegriffen worden war, ihre Antworten änderten sich nie, weil sie der Wahrheit entsprachen.
Lieutenant Desmond blieb die ganze Zeit über ruhig. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, als sie unter dieser Art von Druck zusammengebrochen war. Aber sie war nicht länger ein unerfahrenes, dummes Mädchen, das einfach nur darauf hoffte, dass sich alles zum Guten wendete. Sie hatte ihre Lektion gelernt, hatte für ihre Fehler bezahlt und war nicht mehr bereit, sich irgendeine Schwäche zu gestatten. Schon gar nicht jetzt.
Bei Dom Shea
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