Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
unbedingt mit Dougi zu sprechen. Im Bett hielt ich es nur einen Tag aus.«
    »Sie gingen also zu ihm, obwohl Sie nicht auf der Höhe waren.«
    »Ich versuchte es. Leider wussten inzwischen alle seine Brüder von der blutigen Nase. Doch sie hatten sich ihre eigene Version der Geschichte zurechtgelegt und waren ziemlich aufgebracht. Ich bekam Dougi zwar zu sehen, aber nicht allein. Vier seiner Brüder standen an seiner
    Seite, um mich auf Abstand zu halten. Das machte es mir zwar alles andere als einfach, mich zu entschuldigen, aber ich tat es trotz allem. Dougis Brüder behaupteten allerdings, meine Entschuldigung sei nicht aufrichtig. Und danach ließen sie mich nicht einmal mehr zu ihm. Deshalb war ich auch auf alle furchtbar wütend.«
    »Vielleicht wäre es besser gewesen, erst einmal Gras über die Sache wachsen zu lassen und es später noch einmal zu versuchen.«
    »Glauben Sie wirklich, das hätte bei Ihren Onkeln etwas genützt?«
    »Möglicherweise. Einen Versuch wäre es sicher wert gewesen. Aber vielleicht kamen Sie gar nicht auf diesen Gedanken.«
    »Nein, ich gebe zu, ruhiges Nachdenken war damals nicht meine Sache. Ich war verzweifelt, denn ich hatte meinen Freund verloren, und das nur wegen einer dummen Hänselei mit unbeabsichtigten Folgen. Und nun erlaubten die MacFearsons mir nicht einmal, die Sache zu klären. Mein Zorn darüber wuchs ins Unermessliche. Dazu kam noch mein schlechtes Gewissen, denn meine Mutter verbot mir, das Haus zu verlassen und zu den MacFearsons zu gehen. Aber ich widersetzte mich, denn die Freundschaft mit Dougi ging mir über alles.«
    »Es kamen also einige Dinge zusammen. Schuldgefühle, weil Sie nicht auf Ihre Mutter gehört haben, Verzweiflung über die verfahrene Situation und Wut auf meine Onkel, die Sie davon abhielten, das Problem zu lösen. Tja, das ist ein bisschen viel auf einmal für einen kleinen Jungen.«
    Lincoln sah Melissa erstaunt an. »Aus Ihrem Mund klingt das so einfach.«
    Sie errötete. »Ich wollte Ihre Not nicht herunterspielen. Ich habe mir nur eben vorgestellt, welche Seelenqualen Sie damals erlitten haben müssen.«
    »Das sollte beileibe kein Vorwurf sein. Es ist mir nur noch nie gelungen, all das in so klare Worte zu fassen. Die Schmerzen taten damals ein Übriges. Sie waren nämlich ziemlich heftig. Bei der ersten Prügelei mit Dougalls Brüdern hatte ich mir ein paar Knochenbrüche eingehandelt und bei der nächsten Auseinandersetzung kamen noch weitere hinzu. Rückblickend weiß ich, dass auch diese Schmerzen meinen Verstand benebelten. Auf andere Leute muss ich einen beinahe wahnsinnigen Eindruck gemacht haben. Aber ich hatte nur ein Ziel vor Augen, und das war, mit Dougi zu sprechen. Selbst wenn ich mir dazu einen Weg durch seine Brüder kämpfen musste, die ihn wie Leibwächter beschützten.«
    Melissa berührte sachte Lincolns Hand. »Wer Schmerzen hat, tut manchmal sonderbare Dinge.«
    Er lächelte sie an. »Da mögen Sie Recht haben. Leider erinnere ich mich nicht genau daran, was als Nächstes passierte. Ich wollte nur unbedingt zu Dougi und es gab deshalb noch einige wüste Kämpfe. Ich weiß auch noch, dass ich mir einmal an einer verschlossenen Tür die Fäuste blutig schlug. Wahrscheinlich war es die Tür meines eigenen Zimmers. Als ich versuchte, aus dem Fenster zu klettern, brach ich mir noch ein paar Knochen. Meine Hände taten entsetzlich weh und ich verlor den Halt an den Laken, die ich zusammengeknotet hatte, um mich an ihnen hinunter zu lassen. Meine Mutter weinte, als ich verletzt vor ihr lag. Dieses Bild sehe ich noch vor mir. Aber zu welchem Zeitpunkt das genau war, kann ich nicht mehr sagen. Die Schmerzen wurden schließlich so schlimm, dass ich nicht mehr schlafen konnte. Es gab keine Linderung. Wahrscheinlich ist dieser Mangel an Schlaf für meine Gedächtnislücken verantwortlich. Viele Erinnerungen sind inzwischen auch zu einem ziemlich unentwirrbaren Knäuel geworden.«
    »Konnten Sie denn irgendwann wieder schlafen?«
    »Ja, obwohl ich es heute nicht mehr Schlaf nennen würde. Man gab mir ziemlich starke Medikamente«, antwortete Lincoln düster. »Ich bekam sie über einen längeren Zeitraum hinweg verordnet. Der Arzt, der mich behandelte, war ein grantiger alter Haudegen. Aber einen anderen gab es in dieser Gegend nicht. Sein Motto war: >Wenn man mit einem Patienten nicht vernünftig reden kann, dann handelt man eben.<«
    »Und wie lange gab er Ihnen diese Arznei?«
    »Ich weiß es nicht mehr. Aber als ich endlich

Weitere Kostenlose Bücher