Verhext: Roman (German Edition)
musste keine Mentalhexe sein, um zu verstehen, und verrenkte sich schweigend zu der Position – die eine ihrer bevorzugten war – und löste sie obendrein auf, indem sie die Beine hoch zu einem Handstand schwang.
Dann glitt sie in den Lotussitz und hob eine Augenbraue. Jamie sah beeindruckt aus. Gut. Mit spontanen Ausflügen an den Strand und Blicken in die Zukunft konnte sie vielleicht nicht mithalten, aber sie hatte auch ein paar nette Tricks auf Lager.
Nat beendete den Unterricht mit dem traditionellen Shavasana und ließ ihre Schüler in der Totenstellung im Gras zurück.
Leise ging sie ins Haus, wo sie fast mit Nell zusammengeprallt wäre. »Tut mir leid, ich wusste nicht, dass du hier bist.«
Nell streckte ihr eine große Geschenktüte entgegen. »Ich bezahle immer meine Schulden.«
Verwirrt öffnete Nat die Tüte. Sie war voll mit feinster dunkler Schokolade, so viel, dass sogar ihre Schokoladensucht für mindestens einen Monat befriedigt sein würde. Sie lächelte Nell an. »Ich bin mir nicht sicher, ob du die Wette wirklich verloren hast. Jennie hat ihn gezwungen, bei den Übungen für Mentalhexen mitzumachen.«
Nell lächelte zurück. »Behalt es. Glaub mir, den Ausdruck auf Jamies Gesicht zu sehen, als du dich in diese letzte Position verdreht hast, ist es wert. Wenn du ihn dazu bringst, das eines Tages auch zu tun, gibt’s noch mehr davon.«
Nat lachte. »Im Gegensatz zu euch kann ich nicht zaubern.«
Lauren ließ sich in die Kissen auf ihrem Bett fallen und zog ihren Laptop auf den Bauch. Nell hatte sie gebeten, sich den Witches’ Chat einmal anzusehen, und mittlerweile war ihr jeder Vorwand recht, um eine Pause zu machen. Unfassbar, dass erst eine Woche vergangen war, seit sie der Hol-Zauber das erste Mal erwischt hatte.
Sie ging auf die Seite des Supermarktes, wo Nell sie abholen sollte. Als sie sich im Gang mit den Milchprodukten umsah, meldete sich lautstark ihre Eiscremesucht. Auch in Kalifornien musste es doch irgendwo Ben & Jerry’s geben. Sie nahm sich vor, das nach dem Chatten mal zu recherchieren.
Sophie: Lauren, schön, dass du da bist. Ich habe viel an dich gedacht. Wie geht es dir?
Lauren: Mir brummt der Kopf. Hexerei ist harte Arbeit.
Sophie: Benutzt du den Smaragd? Der kann wirklich hilfreich sein, dich körperlich zu erholen, wenn du deine Kanäle stark genutzt hast.
Lauren: Den hab ich ganz vergessen. Ehrlich gesagt, als das Paket ankam, dachte ich, es wäre nur hübscher Hokuspokus, aber der Lapislazuli scheint mich wirklich
zu beruhigen und mir zu helfen, die Dinge klarer zu sehen. Er ist wunderschön, Sophie – ein sehr aufmerksames Geschenk, auch wenn ich das nicht gleich erkannt habe. Danke.
Sophie: Sehr gern geschehen.
Nell: Damit lagst du goldrichtig, denn Lauren hat nicht nur Mentalkräfte, sondern auch eine Begabung für das Channeln. Lauren, Montagnacht findet ein voller Kreis statt, und ich glaube, Jennie plant, dich mitzubringen. Trag dabei auf jeden Fall den Lapislazuli.
Lauren: Bisher hat Jennie mich immer aufgefordert, den Anhänger während des Unterrichts abzunehmen.
Moira: Vermutlich, weil sie will, dass du auch ohne seine Hilfe klarkommst. Wenn du ihn bei der Arbeit trägst, verstärkt er deine Macht.
Nell: Dann hast du Aervyn in ›Fang den Gedanken‹ ohne den Anhänger geschlagen?
Lauren: Aber nur einmal, und dazu habe ich den ganzen Nachmittag gebraucht. Er ist ein schlauer kleiner Hexer. Und auch dieses eine Mal hätte er mich fast gehabt, weil er seinen Feuerwehrwagen unter meinen Barrieren hindurchgeschmuggelt und eine Leiter hochgeschickt hat.
Nell: Wie hast du ihn dann geschlagen?
Lauren: Ich habe »Cat Woman« gerufen, mir eines seiner Matchbox-Autos geklaut und bin schnell durch seine Barrieren gefahren, nicht ohne ihn dabei zu kitzeln. Hört sich ein bisschen nach Mogelei an, aber Jennie hat mir gesagt, dass es nicht gegen die Regeln verstößt.
Nell: Wenn man es mit Aervyn aufnimmt, gibt es keine Regelverstöße, Mädchen. Niemand außer Jennie hat es bisher geschafft, ihn zu schlagen, egal wie oft wir alle gemogelt haben.
Lauren: Ernsthaft?
Nell: Nicht seitdem wir ihm vor einem Jahr das Spiel beigebracht haben. Selbst Jennie hat ihn nur ein- oder zweimal in den letzten sechs Monaten besiegt. Es tut ihm ganz gut, jemand zu haben, der ihn fordert. Jennie war sehr beeindruckt, dass dir das zu einem so frühen Zeitpunkt deiner Ausbildung gelungen ist.
Lauren: Das hat sie sich aber nicht anmerken lassen.
Moira: Das
Weitere Kostenlose Bücher