Verletzungen
umher oder saßen auf gepolsterten Bänken an den Wänden.
Janeway konnte überhaupt kein Turnier irgendeiner Art
erkennen – bis sie durch das Visier sah, das Andross ihr geliehen hatte. Daraufhin erschienen plötzlich schimmernde Farben und bunte Lichter, die miteinander verbundene Kreise formten. In der Mitte bemerkte sie einen großen, weißen Bereich. Das Visier offenbarte ihr auch die mobilen holographischen Symbole: Sie veränderten ihre Position, wenn jemand zu einer
Verbindungsstelle der Kreise trat.
Janeway schritt zu einer solchen Stelle, doch das entsprechende Hologramm reagierte nicht.
»Warum bewegt es sich nicht?« fragte sie die Assistentin.
Milla hob ihre Sehlinse. »Es bewegt sich nur dann, wenn Sie die einzige Person an der Verbindungsstelle sind. Manchmal warten Leute ewig und verhalten sich so, als hätten sie überhaupt kein Interesse an dem Spiel – um die anderen Teilnehmer zu
täuschen.« Sie ließ die Linse wieder sinken und zuckte mit den Schultern. »Für gewöhnlich spiele ich nicht mit Hamilts Leuten.
Sie nehmen dies alles viel zu ernst.«
Milla ging fort, und in ihrem schleierartigen Gewand erweckte sie den Eindruck, über den Boden hinwegzugleiten. Janeway nahm das Visier von den Augen, überließ es der seidenen Schnur an ihrem Hals und beobachtete einen Raum, aus dem nun die meisten Farben verschwunden waren. Die Gruppen der Tutopaner bestanden nicht nur aus Spielern, sondern auch aus Beobachtern und Neugierigen. Viele von ihnen sprachen miteinander und achteten nicht auf die bunten Kreise und Holo-Symbole.
Janeway verstand nun, warum Andross darauf bestanden hatte, daß Torres und sie beigefarbene Kleidung trugen. Sie hielt die Sachen nicht für besonders schick, aber sie ermöglichten es wenigstens, entschlossen und energisch zu wirken.
Torres näherte sich, wirkte enttäuscht und auch verärgert. »Was für ein dummes Spiel«, knurrte sie.
Janeway unterdrückte ein Lächeln. »Ich bitte Sie, Lieutenant.
Denken Sie mal daran, wie albern einige unserer Spiele aus der Perspektive von Aliens aussähen.«
»Beim Krocket gibt es wenigstens einen Sieger«, erwiderte Torres.
»Das dürfte auch hier der Fall sein, wenn auch nach anderen Maßstäben.«
»Ich finde das alles sinnlos. Einerseits legen die Tutopaner großen Wert auf Regeln und dergleichen – und andererseits scheint hier der Zufall ein besonders wichtiger Faktor zu sein.
Niemand weiß, wer als nächster etwas bewegt.«
»Vielleicht handelt es sich dabei um ein Gegengewicht zum reglementierten tutopanischen Leben. Möglicherweise sehnen sich die Tutopaner gelegentlich nach ein wenig Chaos und Unordnung. Das Turnier bietet ein harmloses Ventil für angestauten Streß.« Janeway deutete zu einer nahen Gruppe und senkte die Stimme. »Es gibt noch andere Gründe für solche Veranstaltungen. Haben Sie die besondere Akustik in diesem Saal bemerkt?«
Torres neigte den Kopf zur Seite. »Das fällt mir erst jetzt auf.
Ich höre die Stimmen, aber nur gedämpft, ohne einzelne Worte zu verstehen.«
»Jeder Kreis markiert einen separaten Bereich. Die Tutopaner können also ganz offen über alles reden, selbst in der Nähe von anderen Personen. Das ist sicher sehr praktisch in einer Gesellschaft, die Informationen über alles schätzt.«
Torres nickte und sah sich mit neuem Interesse um.
»Nehmen Sie dies als eine Lektion in Diplomatie«, schlug Janeway vor.
»Es dürfte eher ein Test für unsere Überlebensfähigkeiten sein«, erwiderte die Klingonin. »Diese Leute lächeln erst und greifen dann an.«
Janeway musterte Torres, und ihre Lippen formten dabei ein Schmunzeln. Dies konnte Tuvok sicher nicht verstehen: B’Elanna ergänzte sie, verkörperte gewissermaßen einen Teil ihres Selbst, der jene Dinge zum Ausdruck bringen durfte, die sie als Kommandantin unter Kontrolle halten mußte.
»Wie auch immer«, sagte Janeway. »Behalten Sie die beiden Personen dort im Auge.« Sie deutete zu zwei Tutopanern, die das Zeichen der Ratsmitgliedschaft auf der Stirn trugen. »Das sind Hobbs und Sprecenspir, wie ich von Milla weiß. Sie vertreten die Interessen des Kartells.«
»Sie halten sich von allen anderen fern«, erwiderte Torres.
»Insbesondere von Hamilt.«
»Abgesehen von jemandem namens Eidern ist auch noch ein anderes Ratsmitglied zugegen: Calvert.« Janeway sah zu dem betreffenden Tutopaner. Calvert stand gebeugt, schien auf diese Weise vermeiden zu wollen, Hamilt zu überragen, dem er aufmerksam zuhörte.
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