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Verletzungen

Verletzungen

Titel: Verletzungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wright
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lehrreich. »Soll das heißen, die tutopanische Regierung unterdrückt Dissidenten, indem sie direkten Einfluß auf ihre Lebensumstände nimmt? Sie wiesen doch darauf hin, daß über berufliche Laufbahnen und dergleichen auf der Basis von Eignungstests entschieden wird.«
    »Die Art der Tests und Überprüfungen wird vom System
    bestimmt«, sagte Andross, der sich im Recht glaubte. »Es läuft alles auf folgendes hinaus: Es sollen alle Leute herausgefiltert werden, die gegen das System sind.«
    »Sie haben hervorragend abgeschnitten«, entgegnete Hamilt in einem bedauernden Tonfall. »Allerdings kam es während der Ausbildung zu Problemen mit den Nerven, nicht wahr? Sie neigen dazu, sich zu großem Streß auszusetzen, mein Junge.
    Nutzen Sie Ihre gegenwärtige Position in der Nabe, um mehr über die Kartell-Politik zu lernen«, riet der ältere Tutopaner.
    »Darüber weiß ich bereits genug. Wir müssen unsere
    Beziehungen zum Kartell kontrollieren, bevor es zu spät ist.«
    Andross sprach jetzt laut genug, um die Aufmerksamkeit anderer Tutopaner zu wecken.
    »Wir brauchen Bevollmächtigte wie Sie, um zu verhindern, daß das Haus dem Kartell in die Hände fällt. Sind Sie nicht auch dieser Meinung, Verwalterin Fee?« Hamilt drehte sich zu der Frau um, die mit zielstrebigen Schritten näher kam.
    Janeway erkannte jene Tutopanerin, der Andross durch die Ratskammer gefolgt war. Ein sehniger Leib zeichnete sich unter dem Gewand ab. Arme und Hals wirkten nicht rund, sondern eher kantig, als bestünde beides nur aus Knochen und Muskeln. Die großen Hände formten einen Dreiecksgruß, dem es jedoch an der Eleganz von Hamilts Erwiderung mangelte.
    »Ich glaube, der Bevollmächtigte Andross wird immer ein sehr nützlicher Mitarbeiter des Hauses Min-Tutopa sein«, erwiderte Fee. »Er ist noch jung und hat trotzdem schon viel geleistet.«
    »Ja, natürlich«, pflichtete Hamilt der Verwalterin bei. »Er veranstaltet kostenlose Ausbildungskurse auf seinem Anwesen und verschwendet viel Geld an jene Taugenichtse, die über eine Unterdrückung durchs System klagen – obgleich das Haus allen gleiche Chancen gewährt.«
    »Von echter Chancengleichheit kann wohl kaum die Rede
    sein!« protestierte Andross.
    »O doch. Fee ist der Beweis dafür. Als ein Niemand wurde sie geboren, in irgendeiner schmutzigen Ecke des Grenzlands. Doch sie hat es bis zur Verwalterin einer Provinz gebracht.«
    Ein Schatten fiel auf Fees Gesicht, das nicht ganz so flach war wie bei anderen Tutopanern. Erwachten nun schmerzliche Erinnerungen in ihr?
    Andross schien den Hinweis auf ihre Herkunft für eine
    Beleidigung zu halten. In seinen Augen blitzte Zorn, als er Hamilt ansah.
    »Es stimmt, ich bin von niederer Herkunft«, gestand Fee. »Es stimmt auch, daß ich in einer bestimmten Phase meines Lebens bestimmte Voraussetzungen erfüllte. Der Umstand, daß ich mein volles Potential entwickeln konnte, bedeutet nicht unbedingt, daß diese Möglichkeit auch allen anderen offensteht.«
    »Es ist der Idealismus des Individuellen, der unser Haus bedroht«, beharrte Hamilt. »Sie und der Eidern haben sich gegen jene Institution verschworen, die uns beschützt. Nur wenn wir geeint bleiben, können wir das Kartell daran hindern, über unsere Geschäfte zu bestimmen.«
    Fee schüttelte den Kopf. »Unser Haus wird nur dann zerstört, wenn wir den Bürgern das natürliche Recht vorenthalten, für sich selbst zu entscheiden.«
    »Es wird sich herausstellen«, sagte Hamilt kühl. »Die
    gegenwärtige Situation ändert sich bald.«
    Fee sah dorthin, wo sich das projizierte Bild des Eidern zeigte.
    »Der Eidern weigert sich zu sterben, wofür ich dankbar bin. Ich möchte nicht, daß der Tod eines weisen, mitfühlenden Mannes bei dieser Kontroverse den Ausschlag gibt. Er weiß besser als Sie und ich, was unser Haus am Leben erhält: das Individuum.«
    Hamilt wandte sich abrupt ab. »Ich möchte nicht noch mehr von Ihrer Zeit in Anspruch nehmen, Verwalterin. Diese Leute haben den ganzen weiten Weg von der Nabe bis hierher zurückgelegt, um mit Ihnen zu sprechen. Der Bevollmächtigte versicherte mir, daß es dabei um äußerst wichtige Geschäfte geht. Sie sind so wichtig, daß er nicht mehr seine üblichen Pflichten wahrnehmen konnte.«
    Fee bedachte Janeway mit einem Lächeln, das überraschend viel Anteilnahme zum Ausdruck brachte. »Ich glaube, es handelt sich um eine dringende Angelegenheit, nicht wahr?«
    »Ja.« Janeway sah zu Ratsmitglied Hamilt, der erwartungsvoll

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