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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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Reflexe –, aber das hier war mehr. Seine Hand war ein verschwommener Pfeil gewesen, der ihren Knöchel in einer verblüffenden Mischung aus Genauigkeit und Kraft getroffen hatte. Fast als hätte er gewusst, wo ihr Bein zu diesem Zeitpunkt sein würde.
    Carlos’ Blick fiel auf sie herab.
    »Versuch das nicht noch mal«, sagte er ruhig.
    Die erbarmungslose Dunkelheit in seinen braunen Augen sandte einen Schauer ihren Rücken hinab. Das Böse stand darin zu lesen, kaum gebändigt. Nicht dasselbe Böse, das sie bei einem Hörigen Dämon entdeckt hatte, aber nichtsdestotrotz das Böse. Und wenn sie es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, hätte es ihr das Amulett gesagt. Es vibrierte an ihrem Hals wie eine Stimmgabel. Irgendetwas stimmte mit dem Jungen nicht. Er war so ganz anders als ein menschlicher Teenager, ja selbst als ein Wächter. Sie wusste nicht, wie sie es nennen sollte.
    Lena nickte.
    Nur noch wenige Dinge jagten ihr Angst ein – nach dem schrecklichen Tod, den sie gestorben war. Aber bei Carlos Rodriguez bekam sie schweißnasse Hände.
    Er ließ ihr Bein sanft los, dann wandte er sich um und stieg den Hügel hinan. Sein langer schwarzer Trenchcoat streifte den Schaft seiner Kampfstiefel. »Komm mit, der Blick über das Tal von da oben ist der Hammer.«
    Lena rappelte sich wieder auf. Es musste die Mutter in ihr gewesen sein, die ihr die nächsten Worte eingab, denn sie hatte das Gefühl, ihre Existenz aufs Spiel zu setzen, indem sie sie aussprach. »Hältst du es für klug, mit Emily zusammen zu sein?«
    Er blieb stehen. Für einen langen Augenblick stand er einfach nur da, regungslos, mit dem Rücken zu ihr.
    »Nein«, antwortete er endlich. »Ich halte es nicht für klug.«
    »Dann solltest du vielleicht gehen.«
    »Das kann ich nicht.« Carlos drehte sich um. Das Böse hatte sich aus seinem Gesicht zurückgezogen und war durch ein trauriges Lächeln ersetzt worden. »Sie ist das Einzige, das mich davon abhält, vollständig die Kontrolle zu verlieren. Klar habe ich Angst, dass ich ihr wehtun könnte, aber es macht mir noch mehr Angst, mir vorzustellen, wie es ohne sie wäre. Ich glaube nicht, dass ich das kann. Und ich glaube genauso wenig, dass ich irgendjemandem einen Gefallen tue, wenn ich ausraste. Oder siehst du das anders?«
    Lena schluckte. »Nein.«
    »Das hab ich mir schon gedacht.« Er machte auf dem Absatz kehrt und setzte seinen Weg hügelaufwärts fort.
    Lena sah hinunter auf den Bungalow der MacGregors. Sie war an einen Haufen Irrer geraten.
Gefährlich fähiger
Irrer. Es würde schwieriger sein, die Münze zu entwenden und einen geschmeidigen Abgang zu machen, als sie ursprünglich geplant hatte. Aber Tariq landete in zwölf Stunden auf dem Flughafen von L.A., was bedeutete, dass ihr die Zeit davonlief. Der Ägypter kannte den Wert der Münzen. Wenn sie nicht am vereinbarten Treffpunkt war, stand außer Frage, was er tun würde.
     
    Brian musterte die verdrossenen Mienen der Gefolgsleute, die er soeben von MacGregor geerbt hatte, dann hievte er dessen letztes Gepäckstück in den Kofferraum. »Wann, sagtest du, kommt ihr wieder?«
    »Ich sagte gar nichts.«
    »Es kann doch nicht länger als eine Woche dauern, oder?« Er öffnete die Beifahrertür für Rachel, die ihm zum Dank ein Lächeln schenkte. Sobald sie saß, schloss er die Tür, die mit einem leisen Klicken einrastete. »Einen Tag hin, einen zurück, ein paar Tage dazwischen für die Arbeit. Das wird doch reichen.«
    MacGregors Blick traf über das Dach des Audi hinweg den von Brian. »Den Rat zu treffen ist wahrscheinlich nicht so einfach. Sie sind Zigeuner – sie ziehen herum. Außerdem muss das Protokoll befolgt werden.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Tu mir und der ganzen Welt einen Gefallen – treib die Münzen auf. Bis jetzt haben die Unruhen, die in Westeuropa auf dem Vormarsch sind, Rumänien noch nicht erreicht, aber mein Job wird viel schwieriger werden, wenn ich erst einen Bogen um blutrünstige Mobs und einheimische Terroristen schlagen muss, um zu meinen Antworten zu gelangen.«
    Brians Blick glitt nach links und heftete sich auf Murdochs gewaltige Gestalt und die viel kleinere Frau, die neben ihm stand. Der Schotte war vor Wut fast geplatzt, als MacGregor verkündete, wer nun die Gruppe an seiner Stelle anführen würde. Lena sah nicht viel glücklicher aus. »Ich weiß, was du meinst.«
    »Lass mich nicht im Stich, Webster.«
    »Keine Sorge.«
    Der andere Mann stieg in den Wagen, startete den Motor und fuhr los,

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