Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
einfach mit ihm davongefahren? In diesem engen Gefährt wirkte er noch größer. Noch imposanter. Unglücklicherweise war er auch noch attraktiver, was für sie ein Problem gewesen war, seit sie sich das erste Mal begegneten. Alles an ihm – die ungewöhnliche Hautfarbe, die lebendige Männlichkeit, die er ausstrahlte, und das sinnliche Versprechen in seinen Augen – hatte sie seit jener ersten, zufälligen Begegnung fasziniert. Und jetzt wollte sie ihn um etwas Undenkbares bitten. Aber es geschah aus gutem Grund …
Ganz vorsichtig kam sie zur Sache. Es würde nichts bringen, wenn sie lange um den heißen Brei herumredete. »Ich habe mich gefragt, ob Ihr ein Verlöbnis in Betracht ziehen würdet.«
»Ein Verlöbnis?« Er schien ehrlich verblüfft. Das Gefährt ruckelte und wurde um eine Ecke gelenkt. Sie griff nach dem Halteriemen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Das half ihr aber nicht, die Ruhe zurückzugewinnen. Wie zum Teufel schafften Gentlemen es, einen Antrag zu machen? Es war eine unglaublich nervenzerfetzende Angelegenheit.
Besonders dann, wenn es nicht mit der ernsten Absicht verbunden war, irgendwann zu heiraten.
»Zwischen uns.« Sie zeigte nervös mit ihrem geschlossenen Fächer erst auf ihn und dann auf sich.
Lord Augustine betrachtete sie von der anderen Seite der kleinen Kutsche. »Vergebt mir, wenn ich etwas begriffsstutzig bin. Aber was zur Hölle habt Ihr da gerade gesagt? Ihr wünscht, dass ich Euch heirate?«
Jemand sollte diesem Mann wirklich einmal erklären, dass Gotteslästerung in Gegenwart von Ladys unhöflich war. Offensichtlich herrschte drüben in Amerika nur ansatzweise ein gewisser Anstand. Oder er war einfach unabhängig genug, um sich nicht um diese Konventionen zu scheren. Sie vermutete, es handele sich um Letzteres. Cecily schluckte, denn in ihrer Kehle ballte sich ein Klumpen zusammen. Dann straffte sie entschlossen die Schultern. Sie konnte ihm sein Entsetzen kaum verdenken. Sie war selbst schockiert darüber, wie sie sich gerade verhielt. »Nein«, versicherte sie ihm hastig. Ihre Stimme klang piepsig. »Ich kann es Euch erklären.«
»Das«, sagte Seine Lordschaft, während ein verschmitztes Grinsen seinen Mund verzog, »wäre mir sehr lieb, Lady Cecily. Ich muss zugeben, ich bin gerade etwas ratlos.«
Auf der gepflasterten Straße polterten die Räder der Kutsche, und sie wurde wieder daran erinnert, dass sie ihre Karten auf den Tisch gelegt hatte und es nun ihm überlassen war, was er mit ihr machte. Wenn ihr Vater herausfand, dass sie einfach mit ihm verschwunden war – wenn die Gesellschaft davon erfuhr! –, wäre sie unwiderruflich für alle Zeiten ruiniert.
Das wäre ein kleiner Preis, den sie für Eleanors Glück zu bezahlen hätte. Dieser überhastet gefasste Plan sicherte zwar nicht die Zukunft ihrer Schwester, doch wenn Eleanor darauf warten musste, bis Cecilys Verlobung mit Lord Drury beschlossene Sache war, wäre das für sie eine Folter. Sie weigerte sich einfach, Elle etwas Derartiges anzutun.
Sie hatte Mühe, sich die richtigen Worte zurechtzulegen, um ihm ihren Vorschlag zu erklären. Schließlich sagte sie behutsam: »Ich muss mich verloben. Ich kann Euch nicht sagen, warum das so ist, aber ich dachte vielleicht an ein vorübergehendes Arrangement zwischen uns. Auf keinen Fall erwarte ich von Euch, mich tatsächlich irgendwann zu heiraten.«
Der wilde Earl blinzelte. Dann lehnte er sich weiter zurück und ließ sich viel Zeit mit seiner Antwort. Sein attraktives Gesicht wirkte leicht süffisant. »Wenn das ein etwas missglückter Versuch sein soll, mich umzubringen, seid bitte gewarnt. So leicht lasse ich mich nicht töten.«
Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Verwirrt runzelte sie die Stirn. »Was meint Ihr?«
»Sagen wir doch einfach, ich habe den Eindruck, dass Ihr bereits mit einem gewissen Gentleman verlobt seid. Dieser hat erst vor wenigen Momenten sehr eindrucksvoll deutlich gemacht, dass er findet, ich solle mich von Euch fernhalten.«
»Bereits verlobt?«
»Stellt Euch einfach einen Mann vor, der das absolute Gegenteil von mir ist. Blond und sehr, sehr englisch.«
Lord Drury hatte bereits etwas zu ihm gesagt? Sie wusste nicht, ob sie wütend oder peinlich berührt sein sollte. Steif erwiderte sie: »Ich bin im Moment mit niemandem verlobt, das kann ich Euch versichern.«
»Nun, jeder, der im Spielzimmer zugegen war, denkt jetzt aber, dass Ihr es seid oder zumindest in naher Zukunft sein werdet.«
»Ich versuche
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