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Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Titel: Verloren: House of Night 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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peitschenden, schneidenden Ranken. Sie gehorchten ihm nicht! Stattdessen rissen sie ihm die Haut auf, bohrten sich in ihn hinein und tranken, tranken, wie giftige Blutegel. Der Unsterbliche zog eine der pulsierenden Kreaturen aus seiner Brust und schleuderte sie auf den Boden der Terrasse. Beim Aufprall brach sie auseinander, nur um sich in ein Dutzend neuer, rasierklingenscharf bezähnter Ungeheuer zu verwandeln.
    Vor ihm erklang Neferets wahnwitziges Gelächter. »Mir scheint, nur einer von uns ist noch mit der Finsternis im Bunde. Und das bist nicht du, mein verlorener Geliebter!«
    Kalona wirbelte herum, riss sich die finsteren Tentakel aus dem Leib, und während er kämpfte, kam eine große Klarheit über ihn. Er erkannte, dass Neferet recht hatte. Die Ranken gehorchten ihm nicht mehr, weil er wahrhaft einen neuen Weg eingeschlagen hatte.
    Kalona hatte sich von der Finsternis abgewandt.

Neunzehn
    Kalona
    Das Wissen kehrte rasch zu ihm zurück – wie ein lange vermisster Freund, der plötzlich wieder in der Tür steht. Kalona war Nyx’ auserwählter Krieger gewesen. Er hatte viele Lebenszeiten damit verbracht, das Finstere in weit gefährlicheren Gestalten zu bekämpfen als dieser hier.
    Gewiss, wenn man sie zerschmetterte, vermehrten sie sich, doch wenn man ihnen den Hals brach, regenerierten sie sich nicht sofort. Sie waren nur eine mindere Brut.
    Lachend wirbelte Kalona um die eigene Achse, hieb zu und wehrte ab. Wie gut es sich anfühlte, wieder zu tun, wozu er erschaffen worden war! Sein Blick streifte Neferet, die schweigend zusah. »Du glaubst, du könntest mich mit diesen geringen Werkzeugen überwinden? Jahrhundertelang habe ich Dinge wie sie in der Anderwelt bekämpft. Du wirst sehen, ich kann sie auch weitere Jahrhunderte lang bekriegen.«
    »Oh, daran zweifle ich nicht, Verräter. Sie kann es jedoch nicht.« Mit ihrem langen Finger zeigte sie auf Sylvia Redbird, die noch immer elend in ihrem Käfig aus Finsternis hing.
    »Kalonas Blut wird euch gewähren,
    von ihrem Leben euch zu nähren.
    Sollt Türkis und Silber überwinden –
    so werde ich endlich Rache finden!«
    Die schwarzen Fäden gehorchten sofort. Sie ließen von Kalona ab und schwärmten, angeschwollen von seinem unsterblichen Blut, auf Sylvia Redbird zu. Sie schrie auf und hob die Arme, um dem Ansturm zu begegnen. Es war offensichtlich, dass die Steine an ihren Armen diesen noch immer bremsten, doch nicht mehr vollständig. Die Macht in dem von Kalona geraubten Blut befähigte einige der Tentakel, dem Schutz der Türkise zu widerstehen und der alten Frau ins Fleisch zu schneiden. Wenn sie nach kurzer Zeit zu schrumpfen und zu rauchen begannen, züngelten sie zu Kalona zurück, um sich neue Macht anzutrinken. Er wehrte sie standhaft ab, doch für jedes, das er unschädlich machte, durchbrach ein anderes seine Verteidigung lange genug, um die Zähne in ihn zu schlagen und zu trinken. Mit neuer Kraft schlängelte es sich wieder davon, auf Sylvia zu.
    Da begann Sylvia Redbird zu singen. Kalona erkannte die Weise. Sylvia sang ihr Sterbelied.
    »Ja, Kalona. Bleib doch bitte hier und bekämpfe weiter die Finsternis. Wie günstig für meine Folterknechte! Irgendwann werden sie Sylvias Schutz ohnehin durchbrechen, aber mit deiner Hilfe wird deren Ende weit früher kommen. Oder vielleicht töte ich sie tatsächlich nicht, wenn ihr Schutz dahin ist, sondern behalte sie und erfreue mich weiter an ihr. Wie lange glaubst du, wird der Geist einer alten Frau den Qualen der Finsternis widerstehen, ehe er bricht?«
    Kalona wusste: Neferet hatte recht. Ohne Befehlsgewalt über die Finsternis konnte er Sylvia nicht retten. Seine Bemühungen vermehrten nur ihre Qual.
    Einen Atemzug lang hielt Sylvia in ihrem Gesang inne. »Gehen Sie! Lassen Sie mich hier!«, rief sie ihm zu.
    Es war das einzig Vernünftige. Doch es würde bedeuten, dass er mit leeren Händen, von Neferet besiegt, zum House of Night zurückkehren musste. Aber er hatte keine Wahl! Wenn er blieb, würde von Sylvia Redbird bald nur noch ihre sterbliche Hülle übrig sein. Egal, was Neferet sagte – sobald die Schutzwirkung der Türkise zerbräche, würde sie ihren Zorn nicht länger bezähmen können und die alte Frau vernichten. Sosehr es Kalona in seinem Stolz traf: Wenn er siegen wollte, musste er den Rückzug antreten und ein andermal wiederkommen. Der Unsterbliche breitete die mächtigen Schwingen aus, warf sich von der Terrasse und ließ die Fäden der Finsternis, Neferet und Sylvia

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