Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
auch zwei oder drei.«
Gareth senkte die Stimme. »Ihr habt was? «
»Oh, es ist alles halb so wild«, beruhigte Kemble ihn. »Es lohnt nicht, Euch mit den Details zu langweilen. Kaffee, Euer Gnaden?«
»Haben wir keine Dienstboten, deren Aufgabe das Servieren ist?«
Kemble klopfte lächelnd gegen den Rücken eines freien Stuhles. »Und was bin ich, Euer Gnaden? Ein Aalköder vielleicht?«
Da es unumgänglich schien, stellte Gareth Kemble umständlich als seinen neuen Sekretär vor. Sir Percy und Reverend Hamm reagierten befremdet darauf, der Person vorgestellt zu werden, die ihnen den Kaffee servierte, aber Kemble überspielte ihr Missbehagen. »Es ist mir ein Vergnügen, Euch kennenzulernen«, sagte er, während er die Tassen herumreichte. »Dr. Osbornes Bekanntschaft habe ich ja bereits gemacht.«
Osborne nahm seine Tasse entgegen. »Ja, Mr. Kemble hat auf seiner Fahrt von London hierher einige Blessuren erlitten«, bemerkte der Arzt. »Ich hoffe, die Salzumschläge haben die Schmerzen gelindert?«
»Oh, ich fühle mich unendlich viel besser.« Kemble lächelte. »Ein so kleines Dorf kann sich glücklich schätzen, einen so fähigen Arzt wie Euch in seinen Reihen zu haben, Dr. Osborne. Ich frage mich, ob Ihr nicht die Versuchung verspürt, in die Londoner Harley Street umzusiedeln und berühmt zu werden?«
»Ihr kennt unseren Dr. Osborne nicht!«, sagte Sir Percy. »Er wird unser kleines Dorf nie verlassen.«
»Nein, das wird er in der Tat nicht«, stimmte Lady Ingham zu. »Übrigens steckt eine ganz entzückende Geschichte dahinter.«
Rothewell sah tödlich gelangweilt aus. »Tatsächlich?«, fragte er trocken. »Dann wollen wir sie natürlich auf jeden Fall hören.«
»Bitte, Lady Ingham«, protestierte der Doktor, »ich denke, es gibt tausend Geschichten, die interessanter sind als meine.«
Aber Lady Ingham überging seinen Protest. »Mrs. Osborne hat mir erzählt, dass ihr Sohn als junger Mann, als er noch neu im Dorf war, zufällig dem Duke begegnete, der seine Lieblingsstute am Zügel führte. Der Duke war ganz vernarrt in dieses Pferd – ach herrje, wie hieß die Stute noch gleich, Dr. Osborne?«
»Annabelle, glaube ich«, erwiderte der Arzt widerstrebend.
»Ja, das könnte sein. Nun, wie dem auch sei, das Pferd schien zu lahmen.« Lady Ingham nickte nachdrücklich. »Der Duke und der junge Osborne kamen miteinander ins Gespräch darüber, warum er sein Pferd nach Hause führte. Osborne schlug vor, eine Salbe aufzutragen aus Leinsamenöl und – du lieber Himmel, ich vergesse immer den Namen!«
»Silberweide«, ergänzte der Doktor scheinbar genervt. »Und etwas Beinwell.«
»Und diese Salbe hat das Pferd gerettet«, sagte Lady Ingham. »Es hat nie wieder gelahmt, und in Erwägung von Osbornes Sachverstand und der Tatsache, dass es im Dorf noch keinen Arzt gab, hat der Duke ihm angeboten, sich für diese Aufgabe ausbilden zu lassen.«
»Was für eine reizende Geschichte«, erklärte Lord Rothewell mit unüberhörbarem Sarkasmus.
Der Doktor zuckte mit den Schultern. »Ich hegte eine Vorliebe für die Naturwissenschaften und die Botanik«, erklärte er, »und war einfach zur rechten Zeit am rechten Ort. Seine Gnaden war sehr großzügig, für meine Ausbildung in Oxford Sorge zu tragen.«
Lady Ingham fächelte sich Luft zu. Das Erzählen der Geschichte hatte sie augenscheinlich mitgenommen. »Nun, der Duke war schon immer ein großzügiger Mann«, erklärte sie. »Denkt doch nur an das schöne Armenhaus, das er in West Widding hat errichten lassen!«
»Ein Armenhaus?«, sagte Rothewell. »Wie absolut entzückend.«
»Auch die Armen waren entzückt, davon bin ich überzeugt«, sagte ihre Ladyschaft mit einem Naserümpfen.
»Er hat auch dafür gesorgt, dass die Kirche ein neues Dach bekommen hat«, warf Reverend Hamm ein. »Im Juni vor einigen Jahren gab es einen allgemeinen Spendenaufruf – es war am Tag von St. Alban –, und nach dem Gottesdienst kam der Duke zu mir und bot an, die Kosten für die gesamte Dacherneuerung zu übernehmen.«
»Ich erinnere mich«, sagte Lady Ingham. »Es war Euer erstes Jahr hier.«
Gareth fiel auf, dass Mrs. Hamm unbehaglich dreinschaute. Kemble, der sich noch immer im Salon nützlich machte, beobachtete aufmerksam, aber diskret jede ihrer Regungen.
Während der Unterhaltung hatte Antonia kein Wort gesagt, doch als das Gespräch über ihren verstorbenen Mann schließlich verstummt war, schlug sie eine Partie Whist vor. Unverzüglich wurden zwei Teams
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