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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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den Metalldetektoren stand. Und das Allerschlimmste war, dass sie beim Passieren des Gates für die Internationalen Abflüge Phillys Gesicht in der Menge zu erkennen geglaubt hatte.
    »Selbst wenn er es gewesen sein sollte, kann er nicht wissen, dass Sie nach England fliegen«, beruhigte ich sie.
    »Machen Sie Witze?« Sie klang völlig verängstigt. »Wenn er einen Richter bestechen kann, schafft er alles.«
    In diesem Punkt musste ich ihr leider recht geben. »Trotzdem wird er Sie nie im Leben hier bei mir aufstöbern.«
    Natürlich hatte sie mein Hilfsangebot dankend angenommen. Was blieb ihr auch sonst übrig?
    Aber wieso war ich sofort wieder zur Stelle gewesen? Hatte meine Reaktion auf ihren Namen, ihre Stimme am Telefon nicht schon etwas fast Reflexartiges?
    Und warum stelle ich Ihnen überhaupt all diese Fragen?
    Kurz vor der Ausfahrt Gailey, wo ich auf die grässliche M 6 wechseln muss, merke ich, dass der Mercedes mit einem 8-Spur-Kassettenrekorder ausgestattet ist, wie man ihn heutzutage nur noch in Museen findet. Tut mir leid, wenn ich schon wieder mit Latein anfangen muss, aber mirabile dictu , im Handschuhfach finden sich Bob Dylans Blonde on Blonde , Who’s Next von The Who und Neil Youngs Harvest .
    Den Großteil der Fahrt durch die Midlands bin ich glücklich. Kurz nach Leicester Forest East auf der M 1 jedoch beginnt der Rekorder plötzlich seltsam zu stinken und gibt mitten im Höhepunkt von The Who’s Won’t Get Fooled Again den Geist auf.
    Ich beschließe, es nicht als Omen zu betrachten.
    11
    Schließlich stehe ich neben dem mit Namensschildern bewaffneten Minicab-Fahrer am Ankunftsschalter, und als mein Blick an dem vertrauten Puma-Logo hängen bleibt, ertappe ich mich dabei, wie ich einen mädchenhaften Luftsprung mache und mir eine Hand aufs Dekolleté presse, so dass mein Armband klimpert. In letzter Sekunde kann ich mir ein lautes »Juhu« verkneifen. Ich selbst empfinde meinen Ausbruch als Ausdruck weiblicher Spontaneität, doch der Minicab-Fahrer neben mir wirft mir einen scheelen Blick zu, der mich zweifeln lässt, ob es eine so gute Idee war.
    Und dann steht sie auf einmal vor mir; ein wenig mitgenommen und mit leicht zittrigem Lächeln, aber trotzdem ein Anblick, bei dem mir warm ums Herz wird.
    »Hallo, meine Liebe.«
    Ich hätte um ein Haar Liebling gesagt.
    Sie wirft sich in meine Arme und drückt mich fest an sich, als wäre ich eine liebe Verwandte, die sie seit tausend Jahren nicht mehr gesehen hat. Ich spüre das Zittern ihres Körpers. »Oh, Amber«, sage ich, »ich dachte schon, ich sehe Sie nie wieder.« Als ich die Augen wieder öffne, fällt mein Blick auf den Knirps, der vor mir steht und mich finster mustert. Ambers echte Brüste drücken sich an meine Hühnerfilets, und bevor das Ganze peinlich zu werden droht, flüstert sie: »Angela, könnten wir von hier verschwinden, und zwar schleunigst?«
    Ich trete einen Schritt zurück und schaue sie an. Sie trägt ihre Jeansjacke, den weißen Rock und den Elfenbeinring am Daumen, so wie bei unserer ersten Begegnung. Dann fällt der Groschen: Sie hat weder einen Mantel dabei noch Gepäck oder sonst etwas. Sie sind geradewegs aus einer Schießerei in die nächste Maschine gestiegen. »Der Wagen steht im Parkhaus, meine Liebe. Hallo, junger Mann«, sage ich zu dem Satansbraten und widerstehe dem Drang, ihm das Haar zu zerzausen.
    Wir schieben uns durch die Menge, vorbei an schwer bewaffneten Flughafenpolizisten. »Heckler & Koch«, bemerkt der Knirps im Vorbeigehen. »Cool.«
    12
    Die düstere Beleuchtung und der stechende Uringestank im Parkhaus machen Amber noch nervöser. Vielleicht haben wir alle zu viele Filme gesehen, in denen sich schlimme Dinge in schwach erleuchteten Parkhäusern abgespielt haben, denn auch ich ertappe mich dabei, wie ich jedes Mal zusammenzucke, wenn irgendwo eine Tür zufällt.
    Auf dem Autobahnzubringer donnert ein Motorrad an uns vorbei, und Amber fährt erschrocken herum. Typisch für diese Dreckskerle. Sie warten, bis man an der Ampel steht, nur um dann wie von Sinnen an einem vorbeizubrettern.
    Doch auf der M 4 entspannt sie sich allmählich. »Was für ein tolles Auto«, bemerkt sie. »Richtig Selma-und-Denise -mäßig.«
    »Es ist wie ich, meine Liebe. Nicht gerade zierlich und ein bisschen angeschlagen an den Ecken, aber verlässlich.«
    »Hey«, quiekt der Knirps auf dem Rücksitz. »Hier fahren ja alle auf der falschen Seite. Cool.«
    Die Vororte im Londoner Westen sind in hässliches gelbes

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