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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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al vongole schusterten wir Angelas Biografie zusammen – eine rastlose Vergangenheit als Armeekind, die in einem Leben auf dem Lande mit vielen Pferden, Hunden und Bienen in den Midlands gipfelte. (Wir waren uns einig, dass eine Auffangstation für Otterwaisen ein wenig sehr weit hergeholt klang.)
    Innerhalb von zwei Wochen hatte er einen Verlag für diesen und drei weitere Romane gefunden, und Angela Huxtables Autorenkarriere stand in den Startlöchern. Innerhalb kürzester Zeit wurden meine Bücher in die Staaten verkauft, wo ich mir eine kleine, aber stetig wachsende Fangemeinde eroberte.
    Sechs Jahre und zwölf in den unterschiedlichsten Zeitaltern und Örtlichkeiten angesiedelte Romane lang habe ich mir Irrungen und Wirrungen meiner gescheiterten Ehe von der Seele geschrieben. Dass ich im Grunde jedes Mal dieselbe Geschichte erzähle, scheint niemanden zu stören. Ganz im Gegenteil. »Das ist der Garant einer etablierten Marke«, pflegt Gerald zu sagen. »Die Leserinnen wissen gern im Vorfeld, worauf sie sich einlassen.« Ob in Wams und Kniehosen oder in Janker und Breeches, ob im London der Regency-Ära oder in Devon zur Zeit der Armada – Leidenschaft bleibt Leidenschaft, und die Stolpersteine bleiben immer dieselben. Und zumindest im Roman geht die Geschichte am Ende ausnahmslos gut aus.
    14
    Spätabends sitze ich in meinem Sessel vor dem Kamin und starre wie in Trance auf die Flammen, als das Telefon läutet.
    »Bill Greefe?«
    »Ja?«
    »Hier ist eine Stimme aus der Vergangenheit.« Die Stimme des Mannes am anderen Ende der Leitung klingt pseudo-aristokratisch nasal. Und so, als wäre er leicht angeheitert. Genauso wie ich.
    »Verstehe.«
    »Du wolltest meinen Rat …«
    »Keith!«
    » C’est moi .«
    »Du hast meine Mail bekommen …«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Wie zum Teufel geht es dir?«
    »Ach, na ja. Älter geworden. Hässlicher.«
    »Und bist du noch immer im Ministerium für Egalitäten?«
    »Dass du dich daran noch erinnerst. Ja. Ja. Das ist die Strafe für all meine Sünden. Und du? Arbeitest du noch immer für dieses fürchterliche Schundblatt?«
    »Nein. Schon lange nicht mehr. Ich lebe jetzt in Shropshire.«
    »Na so was. Meine Frau stammt aus Ludlow. Ist das weit von dir weg?«
    »Nein, das ist fast um die Ecke. Ich wohne in der Nähe von Oswestry.« Seine Frau?
    »Haben wir gegen Oswestry nicht mal Kricket gespielt?« Die Art und Weise, wie er den Namen dieses historischen Kaffs ausspricht, lässt ahnen, dass er mehr als die von der königlichen Regierung empfohlene alkoholische Höchstmenge intus hat.
    »Du bist also verheiratet?«
    »Allerdings. Und ich habe drei reizende Töchter und bin stolzes Familienoberhaupt.«
    »Hör mal, Keith. Das Ganze ist ein wenig heikel.«
    »Ach ja? Wie aufregend. Schieß los.« Der Typ ist eindeutig total blau. Und wesentlich selbstsicherer als der hibbelige, verhuschte Typ an diesem Abend vor fünfzehn Jahren.
    »Erinnerst du dich noch an unsere letzte Begegnung …« Ich lasse meine Stimme vielsagend verklingen.
    »In diesem grauenhaften Club? Natürlich erinnere ich mich. Du hast dich wie ein echter Gentleman benommen.«
    Wie soll ich anfangen? »Bist du noch immer … machst du … solche Dinge … Worauf ich hinauswill …«
    »Ob ich noch immer eine Transe bin?«
    »Danke.« Pause. »Und? Bist du?«
    »Ja, Bill. Ehrlich gesagt komme ich gerade von einem ziemlich wilden Transen-Ausflug nach Hause. Moment, bleib kurz dran.« Ich höre Rascheln im Hintergrund. »Entschuldige, aber unter diesen Perücken schwitzt man wie ein Schwein.«
    »Keith, ich muss mit dir genau über diese Sache reden.«
    »Ach ja? Faszinierend.«
    »Der Punkt ist …« Wieder halte ich inne. Hole tief Luft. Ach, scheiß drauf, sag es einfach, wie es ist. »Ich muss wissen, wie man sich als Frau anzieht.«
    Es folgte eine bedeutungsschwangere Pause. »Gut gemacht, Bill. Die Natur akzeptieren, das ist der allererste Schritt.«
    »Na ja, das ist eine lange Geschichte.«
    »Das ist es immer. Glaub mir. Das ist es immer.«
    Ich unterdrücke das Bedürfnis, ihm von Angela Huxtable und dem Millionendeal zu erzählen. »Es ist alles sehr kompliziert.«
    »Auch das glaube ich dir gern. Aber, Bill, glaub mir, das ist das Beste, was du je in deinem Leben getan hast. Du wirst dir wünschen, du hättest es schon viel früher getan.«
    Ich bin sprachlos. »Danke, dass du so verständnisvoll bist«, presse ich schließlich mühsam hervor.
    »Ich denke, wir sollten uns dringend

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