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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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unterhalten, was?«
    »Das denke ich auch, Keith«, murmle ich.
    »Ach was. Keith bin ich nur für Beverly und die Mädchen. Und für die Arbeit. Du«, sagt mein alter Schulfreund, »darfst mich gern Kiki nennen.«

KAPITEL ZWEI
    1
    Seit unserer letzten Begegnung, als Keith im Glitzerfummel vor mir stand, hat er sich kaum verändert. Wir treffen uns in einer Bar in der Nähe seines Ministeriums – um welches genau es sich handelt, hat er mir bislang nicht verraten. Die Bar ist gerammelt voll von Staatsdienern, die sich noch einen hinter die Binde kippen, bevor sie ihre Laptops herunterfahren und den Heimweg in die Vorstädte antreten. Vermutlich hatte ich irgendeine Variante von »Kiki« erwartet – ein abwechselnd tuntiges, bissiges und theatralisches Geschöpf der Nacht in einem billigen Fetzen. Stattdessen steht die erwachsenere Version meines alten Schulkameraden aus der King-William-Knabenschule in Mittelengland im seriösen Zweireiher vor mir, mit der vertrauten ernsten Miene und den traurigen und zugleich feurigen dunkelbraunen Augen.
    »Bill, wie schön, dich zu sehen.« Er klingt, als hätte es einen Trauerfall in der Familie gegeben. »Und kein Wort über unsere kleine Angelegenheit hier.« Er lässt den Blick über die Gäste schweifen. »Zu viele Ohren, die gern Dinge aufschnappen, die nicht für sie gedacht sind.«
    »Spione überall, meinst du?«
    Keith wirft mir einen Blick zu, den ich nur zu gut von früher kenne: eine Mischung aus Verachtung und Bestürzung. Es ist genau derselbe Ausdruck, der sich auf seinen Zügen abzeichnete, wenn jemanden den Vorfall mit dem Frosch auf dem Seziertisch aufs Tapet brachte. Ist es tatsächlich möglich, dass dieser Mann einer Tätigkeit nachgeht, von der die Sicherheit unseres Landes abhängt?
    Statt uns über Frauenklamotten auszutauschen, plaudern wir über unsere berufliche und persönliche Entwicklung. Nach Oxford sei seine Laufbahn ziemlich genau nach Plan verlaufen, meint Keith. Mit ein bisschen Glück und Rückenwind (und unter der Voraussetzung, dass die nächsten Einsparungen im Beamtenapparat nicht zu drastisch ausfallen) wird er wohl innerhalb der nächsten vier bis sechs Jahre zum Stellvertretenden Staatssekretär aufsteigen. Er ist unter der Woche in London, während Beverley mit den Mädchen in Wiltshire ist, wo sie zur Schule gehen. Ein Pony scheint ebenfalls zur Familie zu gehören, ebenso wie vier Labradorhunde. »Und du?« Er kippt sich einen gewaltigen Schluck Bier in den Schlund und wappnet sich für die Schilderung meines kometenhaften Aufstiegs in der Zeitungslandschaft. Doch selbst als ich meinen Worten lausche, fällt mir auf, wie erbärmlich mein Lebenslauf klingt. Zuerst die lokalen und regionalen Käseblätter, dann die Nachrichtenagentur in der Fleet Street, bei der ich als freier Mitarbeiter tätig war. Die widerliche PR -Agentur, für die ich nur gearbeitet habe, um wenigstens ein Minimum an finanzieller Absicherung zu erlangen. Meine katastrophale Ehe. Der Umzug nach Shropshire. Meine derzeitige Tätigkeit – Autor für Katalog- und Broschürentexte aller Art.
    »Dieses Zeug, das immer aus der Sonntagszeitung herausfällt?«
    »So ungefähr.«
    »Algerien: Ein Land voller Kontraste.«
    »Obervolta: Fortschritt durch Partnerschaft. Ganz genau.«
    Keith nickt und leert sein Glas. »Höchste Zeit fürs Abendessen. Ich zahle.«
    2
    Mit dem Taxi fahren wir in ein türkisches Restaurant in der Nähe der Baker Street. Keith, der offenbar Stammgast hier ist, präsentiert sich von einer ganz neuen Seite und bestellt souverän geheimnisvoll klingende Gerichte mit höchst komplizierten Namen – »Am besten, du überlässt die Bestellung mir. Ich weiß, was hier gut schmeckt«, meint er. Dann ordert er eine Flasche eines ganz speziellen Weins eines ganz speziellen Jahrgangs und, »zum Durchputzen«, ein paar Schnapsgläser mit einem durchsichtigen Zeug, das wie alte Socken schmeckt und aus irgendeiner gottverlassenen Berggegend stammt. »Da oben trinken sie das Zeug als Aperitif, nicht als Digestif«, erklärt er. In mir keimt der Verdacht auf, dass Keith sich (höchstwahrscheinlich in Landestracht) dieses magenwandverätzende Zeug garantiert mit den dort ansässigen Warlords hinter die Binde gekippt hat – alles im Dienste Ihrer Majestät, versteht sich.
    »Also«, sagt er, während sich zwischen uns Teller und Platten mit allerlei gegrillten Köstlichkeiten türmen. »Jetzt können wir uns endlich ungehindert unterhalten.« Mit einer

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