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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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Bill, aber trotzdem war sie noch immer eine Frau.«
    Ich erinnere mich vage an die zittrige Stimme mit dem Timbre eines rostigen Türschlosses, die ich meiner Figur gegeben habe. Und an irgendwelche tattrigen Bewegungen mit den Fingern, um Parkinson-Symptome anzudeuten. »Wahrscheinlich habe ich mich zu sehr auf den Schabrackenaspekt konzentriert.«
    »Verrate mir den wahren Grund, weshalb du hier bist.«
    »Wie?«
    »Transen haben erstklassige Antennen für Interessensgenossinnen. Aber bei dir spüre ich nichts, mein Freund. Absolute Funkstille.«
    Ich öffne den Mund, um zu protestieren, doch über meine Lippen kommt lediglich ein leises Krächzen.
    »Bill, sieh dich doch nur mal an. Du hast absolut nichts von einer Transe. Nicht mal einen Hauch davon. Ich habe dich genau beobachtet, als ich dir vorhin meine Geschichte erzählt habe. Da war kein Fünkchen Mitgefühl. Oder Faszination. Sondern blanke Angst, sonst nichts.«
    »Könnte doch sein, dass ich Angst habe, oder?«, presse ich mühsam hervor. »Ja, absolut. Es ist ein ziemlich beängstigender Gedanke, wenn man es sich genau überlegt. Ein völlig anderer Mensch, der in einem schlummert. Eine … na ja, eine Frau. Das macht einem doch tierische Angst, oder nicht?«
    Keith zieht an seiner Zigarre, deren Spitze orangefarben glüht, und beugt sich zu mir herüber – wesentlich näher, als mir lieb ist.
    Einen langen Moment herrscht Stille.
    »Buh«, sagt er leise.
    Aus seinem Mund und Nasenlöchern quellen diabolisch anmutende Rauchwolken, die mit seinen Zügen und seinem Haar zu verschmelzen scheinen. Für den Bruchteil einer Sekunde spüre ich einen Anflug von Panik.
    Doch dann ist der Moment vorüber, und ich sehe wieder den alten Keith vor mir. »Okay, Bill, wie du selbst weißt, waren wir beide nie die dicksten Kumpels. Ich habe mich mit dir getroffen, weil du mir vor langer Zeit mal den Arsch gerettet hast, obwohl du mich ohne Weiteres in die Scheiße hättest reiten können. Dafür war ich dir immer dankbar, weil ich eine vielversprechende Karriere vor mir hatte, die durch eine derartige Jugendsünde schneller vorbei gewesen wäre, als sie angefangen hat.«
    »Du spielst auf diesen Club an?«
    »Genau. Aber wie du dir bestimmt vorstellen kannst, bin ich heute wesentlich vorsichtiger.«
    Ich verkneife mir den Kommentar, dass ich Keith nie mit Absicht in die Scheiße geritten hätte, weil er mir viel zu gleichgültig gewesen war. Aber vermutlich lebt er in einer Welt, in der man jeden Vorteil schamlos ausnutzt, wenn sich einer bietet.
    »Ich bin lange genug in der Szene unterwegs, um alle möglichen Typen zu kennen, die sich gern verkleiden«, fährt er fort. »Sie kommen aus den unterschiedlichsten Branchen. Polizisten, Piloten, Industriekapitäne. Und viele Ingenieure …«
    »Wie ungewöhnlich. Dass es so viele gibt. Ingenieure, meine ich.«
    Keith schüttelt den Kopf. »Sie bewegen sich in einem sehr maskulinen Milieu. Knallharte Wissenschaft. Wir alle haben eine weiche Seite, die irgendwie zum Ausdruck kommen muss. Wahrscheinlich kanalisierst du sie, indem du blumige Prosa schreibst.«
    Heiliger Strohsack. Wenn er wüsste, wie nahe er der Wahrheit damit kommt.
    »Irgendetwas stinkt hier, Bill. Man kann all das nicht über Jahre hinweg betreiben und dann nicht fähig sein, die Zeichen zu deuten.«
    Spricht er von seinen Jahren als Oberspion oder als Liebhaber von Frauenkleidern? Ich beschließe, lieber nicht nachzufragen. Stattdessen setze ich zu einem letzten Versuch an, ihm meine spät entdeckten Neigungen nahezubringen, als plötzlich etwas in mir zusammenfällt. Nicht wie ein Soufflé, sondern eher wie ein einstürzendes Dach.
    Ich hole tief Luft.
    »Keith, hast du schon mal von einer Autorin namens Angela Huxtable gehört?«
    4
    Als ich geendet habe, ist Keith (der mir die ganze Zeit mit der gespannten Aufmerksamkeit eines George Smiley aus Der Spion, der aus der Kälte kam gelauscht hat, einschließlich halb gesenkter Lider und dem ganzen Brimborium) der dritte Mensch auf der Welt, der über die Große Lüge Bescheid weiß. Meinen Versuch, ihm meine spätberufenen Transen-Neigungen vorzugaukeln, hat er ziemlich gut aufgenommen – alle Achtung.
    »Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt, Bill«, sagt er. »Das Verfassen von Romanen ist, auch wenn ich mit diesem Zeug nichts anfangen kann, eine sehr ehrenwerte Tätigkeit.«
    »Herzlichen Dank.«
    »Ich persönlich finde ja die Realität auch ohne fiktive Details schon faszinierend genug. Die

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