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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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Absicht, unsere Vereinbarungen mit der Yergel Group in irgendeiner Art und Weise zu gefährden. Und noch etwas – aus gewissen technischen Gründen (die ich Dir gern zu einem späteren Zeitpunkt darlegen werde) bist Du Miss Glatt, ihrem Sohn und einem Bundesbeamten namens Jerome Walsh unter dem Namen William Greefe bekannt. Aber wie gesagt, mach Dir keine Sorgen, es ist alles in bester Ordnung.
    Ich danke Dir schon jetzt für Deine Geduld. Du bist ein wunderbarer Agent und ein wahrlich guter Freund.
    Mit den allerherzlichsten Grüßen
    Angela
    13
    Kurz nach Daytona Beach, etwa zwei Stunden, nachdem wir losgefahren sind, habe ich eine hervorragende Idee.
    Ich hatte gerade den Brief unter Geralds Tür durchgeschoben – zugegebenermaßen mit leichten Gewissensbissen – und trat aus dem Hotel, wo Amber und Arthur mich bereits wie versprochen auf dem Parkplatz erwarteten. Ich verstaute mein Gepäck im Kofferraum, Amber setzte sich hinters Steuer und gab Gas. Mit einer dicken schwarzen Qualmwolke stoben wir in der Rostlaube davon, mitten hinein in unser kleines Abenteuer. Es war 6:05 Uhr früh.
    Ein Stück außerhalb von Jacksonville halten wir an, um etwas zu frühstücken. Der Knirps ist ziemlich übellaunig, vielleicht eine Mischung aus Übermüdung und der Tatsache, dass seine Mutter ihn von dem netten Mann weggeholt hat, der ihn mit seiner Pistole spielen lässt. Aber Amber strahlt, und ich bin einfach nur begeistert, hier sein zu dürfen. Wir haben den ganzen Tag für uns: Mein nächster Auftritt findet erst morgen früh in einer Buchhandlung in Miami statt.
    »Was wird eigentlich am Ende aus Selma und Denise?«, frage ich bei Marmeladentoast und schwarzem Kaffee. (Natürlich kenne ich den korrekten Titel des Films, habe jedoch beschlossen, die reizende schrullige Lady aus Europa zu spielen.)
    »Sie sterben alle, glaube ich.«
    Arthur starrt mich über seine Cornflakes hinweg finster an.
    »Ich habe ein kleines Geschenk für dich, mein Lieber«, sage ich zu ihm. Er zeigt sich nicht im Mindesten beeindruckt. Kein Juhu oder sonst etwas in dieser Richtung, vielmehr scheint es ihn einen feuchten Kehricht zu interessieren. Ziemlich arrogant für einen Siebenjährigen.
    Es ist ein Plastikdelfin, den ich gestern Abend noch im Souvenirshop im Hotel erstanden habe. Als ich ihn gekauft habe, fand ich ihn ganz nett, jetzt dagegen, als er ihn aus der Tüte nimmt, ist mir klar, dass ich komplett danebenliege. Ein Maschinengewehr wäre ihm wahrscheinlich lieber gewesen.
    »Meine Güte, Angela, das wäre doch nicht nötig gewesen«, ereifert sich Amber. »Wie sagt man, Arthur?«
    Arthur scheint Mühe zu haben, die passende Antwort zu finden. »Danke?«, schlägt er zögerlich vor.
    »Gern geschehen, mein Kleiner«, erwidere ich und mime weiter die alberne alte Schachtel. Unwillkürlich muss ich an meine Großmutter denken, die mich ebenfalls regelmäßig mit völlig unpassenden Geschenken beglückt hat, als ich noch klein war. »Delfine sind sehr kluge Tiere, wusstest du das? Wissenschaftler halten sie sogar für die intelligentesten Geschöpfe des Meeres.«
    Arthur sieht mich an, als wäre ich ein Popel, den er aus seinem Nasenloch gepult hat.
    »Der aber nicht«, gibt er zurück.
    Wenig später sitzen wir wieder im Wagen und fahren im Sonnenschein den Highway entlang, während die Monumente der amerikanischen Konsumgesellschaft an uns vorbeiziehen. Meile um Meile nichts als Einkaufszentren, Wendy’s- und Dunkin’-Donuts-Filialen. Das Morgenlicht schimmert in Ambers Augen, und trotz des Sicherheitsgurts, der sich in meine Hühnerfilets schneidet, bin ich guter Dinge. In diesem Augenblick spüre ich ein heftiges Ziehen an meiner Perücke. Mir bleibt fast das Herz stehen.
    »Hey! Sch…«
    Zum Glück kann ich mir in letzter Sekunde das Schimpfwort verkneifen. Dieser miese kleine Drecksack hat mich an den Haaren gezogen, und ich glaube, ich weiß auch, warum. Ein Glück, dass er die Perücke nach hinten und nicht nach oben gerissen hat … sonst wäre ich jetzt geliefert.
    »Arthur, bitte lass das«, stoße ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Was ist denn?«, fragt Amber.
    »Ich habe nichts gemacht.«
    »Ich glaube, der kleine Arthur ist von meinen Haaren fasziniert.«
    »Arthur!«
    »Ich habe nichts gemacht.«
    »Das kann ich dir auch nur raten, du kleiner Mistkerl!«
    Keiths Warnung kommt mir wieder in den Sinn. Ich frage mich, wer mich eher durchschauen könnte – der FBI -Typ oder ein

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