Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
daß Tess sich bereits auf dem Rücksitz ausgebreitet hatte und in ihre Akten vertieft war. »Also wirklich, Frau Doktor, nun mach mal Pause.«
    »Ich will nur rasch ein paar Dinge nachprüfen.«
    »Hast du schon mal einen Workaholic behandelt?«
    129
    Sie warf einen Blick auf die Akten, bevor sie ihn wieder ansah. »Vielleicht stelle ich doch noch fest, daß es mich nach Joghurt gelüstet.«
    »Nicht Tanya Tucker!« Ben drückte auf die Reject-Taste, bevor die ersten Takte des Liedes erklungen waren.
    »Die hattest du heute nachmittag.«
    »Wünschte, es wäre so.«
    »Perversling. Ich lege jetzt … Ach du Scheiße, sieh mal dort. Das Spirituosengeschäft.«
    Ed drosselte die Geschwindigkeit. »Sieht so aus, als sei da ein Fünf-null-neuner im Gange.«
    »Ein was?« Tess richtete sich auf dem Rücksitz auf und versuchte etwas zu erkennen.
    »Ein Raubüberfall.« Ben war bereits dabei, seinen Sicherheitsgurt zu öffnen. »Arbeite ruhig weiter.«
    »Ein Raubüberfall? Wo?«
    »Ist denn hier kein Streifenwagen?« murmelte Ben, als er nach dem Funksprechgerät griff. »Verdammt noch mal, alles, was ich will, ist süßsaures Schweinefleisch.«
    »Schweinefleisch ist Gift für den Organismus.« Ed machte ebenfalls seinen Sicherheitsgurt los.
    »Hier Wagen sechs-null«, schnauzte Ben in das
    Funksprechgerät. »Third Street Ecke Douglas Street findet gerade ein Fünf-null-neuner statt. An alle verfügbaren Wagen. Wir haben eine Zivilperson im Auto. Au, verdammt, jetzt kommt er raus. Bitten um Verstärkung.
    Täter geht in Richtung Süden. Weiß, männlich,
    einsachtzig, hundertachtzig Pfund. Schwarze Jacke, Jeans.« Das Funksprechgerät gab quäkend Antwort.
    »Okay, wir nehmen die Verfolgung auf.«
    Ed brachte den Motor auf Touren und bog um die Ecke.
    Tess starrte fasziniert nach draußen.
    130
    Sie sah den stämmigen Mann in der schwarzen Jacke aus dem Spirituosenladen kommen und im Laufschritt die Straße hochgehen. Als er den Kopf drehte und den Mustang erblickte, fing er sofort an zu rennen.
    »Scheiße, er hat uns entdeckt.« Ben holte die Kojak-Sirene hervor. »Festhalten, Frau Doktor.«
    »Er will in die Gasse dort«, sagte Ed in sachlichem Ton.
    Er riß das Steuer herum und hielt an. Bevor Tess den Mund aufmachen konnte, waren beide Männer schon aus dem Auto und rannten los.
    »Bleib im Auto!« rief Ben ihr noch zu.
    Etwa zehn Sekunden lang gehorchte sie ihm. Dann stieg aus, schlug die Tür hinter sich zu und lief zum Eingang der Gasse.
    Ed war größer, aber Ben war schneller. Sie beobachtete, wie der Mann, den sie jagten, in die Jacke griff. Sie sah die Pistole und erstarrte, doch schon im nächsten Moment hatte Ben ihn bei den Knien gepackt, so daß er zu Boden ging und zwischen eine Reihe Mülltonnen fiel. Metall klapperte, und gleichzeitig war ein Schuß zu hören. Als Ben den Mann hochzerrte, befand Tess sich bereits in der Mitte der Gasse. Sie sah Blut und nahm den Fäulnisgeruch aus den Mülltonnen wahr, die zwar regelmäßig geleert, aber selten saubergemacht wurden. Der Mann leistete keinen Widerstand, wahrscheinlich weil er Ed und die Dienstwaffe in seiner Hand sah. Er spuckte einen Schwall blutigen Speichels aus.
    Das ist nicht wie im Fernsehen, dachte Tess, als sie den Mann betrachtete, der Ben mitten ins Gesicht geschossen hätte, wenn das Timing ein bißchen anders gewesen wäre.
    Auch nicht wie in einem Roman. Es war noch nicht einmal wie in den Elf-Uhr-Nachrichten, wo alle Einzelheiten übersichtlich geordnet waren und mit kühler 131
    Sachlichkeit zügig vorgetragen wurden. Das Leben war voll von stinkenden Gassen und blutigem Auswurf.
    Aufgrund ihrer Ausbildung und ihrer Arbeit kannte sie diese Gassen, wenn auch nicht aus eigener Anschauung.
    Sie holte tief Luft. Es erleichterte sie, daß sie keine Angst hatte, sondern nur neugierig war. Und vielleicht auch ein bißchen fasziniert.
    Im Nu hatte Ben dem Räuber mit Handschellen die Hände auf den Rücken gefesselt. »Fällt dir nichts Besseres ein, als auf einen Polizeibeamten zu schießen?«
    »Du hast Schmiere an deiner Hose«, sagte Ed, während er seine Pistole sicherte.
    Ben blickte an sich herab und sah die lange Schmierspur, die sich vom Knöchel bis zum Knie zog. »Verdammt noch mal ich bin beim Morddezernat, du Arsch«, blaffte er den Gefangenen an. »Ich mag es nicht, Schmiere auf der Hose zu haben. Da werde ich richtig sauer.« Angewidert übergab Ben den Gefangenen Ed und holte seine
    Polizeimarke heraus. »Du bist verhaftet,

Weitere Kostenlose Bücher