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Verlorenes Spiel

Verlorenes Spiel

Titel: Verlorenes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mitgeteilt, sie sei schwanger. Wahrscheinlich von
Amoy, aber sie beabsichtige, Sie als den Vater anzugeben.
    Und
da sehen Sie sich nun Mrs. Randall gegenüber, nicht nur Ihrer wohlhabendsten
Mandantin, sondern auch einer Frau, die geradezu besessen von dem Gedanken an
den guten Namen und die Reputation der Familie ist. Wie würde sie wohl
reagieren, falls ihre Tochter ihr erzählte, daß sie ein Kind bekäme, dessen
Vater Sie sind? Als Mandantin würden Sie sie bestimmt verlieren. Und da ich
Lavinia Randall kenne, bin ich sogar versucht, zu sagen, daß sie noch weiter
gehen würde. Daß sie sich anschicken wurde, Sie zu ruinieren.«
    Carson
schüttelte langsam den Kopf. »Phantastisch«, sagte er. »Von Anfang bis Ende
eine phantasievolle Erfindung — etwas, das Sie wohl geträumt haben, Wheeler. Es
hat nicht das geringste mit den Tatsachen gemein.«
    Ich
grinste ihn finster an. »Kommen wir zur Gelegenheit, die Tat zu begehen. Sie
steckten Alice den Zettel zu, und nachdem sie auf ihr Zimmer ging, folgten Sie
ihr und bewerkstelligten es irgendwie, daß sie die Nembutaltabletten einnahm. Dann trugen Sie sie zu diesem Eukalyptusbaum, versahen sie mit dem Brandmal,
sozusagen um sich für ihre Untreue zu rächen, brachten sie um und hievten sie
hoch.
    Dann
begaben Sie sich zum Haus zurück, stellten die Leiter weg und warteten. Als Sie
Francis kreischen hörten, wußten Sie, daß die Leiche entdeckt worden war.
Darauf fabrizierten Sie ein Alibi für sich selber, Francis und Justine, indem
Sie den beiden einredeten, das werde die Dinge für die Familie vereinfachen.«
    »Was
wollen Sie mit >fabrizieren< sagen?« knurrte er.
    »Ich
besitze eidesstattliche Aussagen«, log ich, »die beweisen, daß Sie zur Zeit des
Mordes nicht im Salon waren. Kein Mensch weiß, wo Sie gewesen sind.«
    Er
nahm aus der Schachtel auf seinem Schreibtisch eine Zigarette und zündete sie
an. Dabei zitterte seine Hand leicht. »Ist das alles, was Sie zu bieten haben,
Lieutenant?«
    »Oh,
das ist erst der Anfang«, sagte ich zuversichtlich. »Als Sie gemeinsam mit den
andern ein falsches Alibi vereinbarten, waren letztere in dem Glauben, daß Alice
Selbstmord begangen habe. Nun, selbst ein Anwalt pflegt zu wissen, daß man,
soweit es sich um Selbstmord handelt, kein Alibi braucht. Die einzige
Möglichkeit, daß Sie es besser wußten, Carson, rührte davon her, daß Sie selber
der Mörder waren.«
    Leicht
vorwärtsgebeugt saß er an seinem Schreibtisch, und in seinen Augen lag ein gehetzter
Blick. »Der Distriktsstaatsanwalt würde nicht wagen, so etwas dem Gericht als
Beweis anzubieten«, sagte er heiser. »Jedenfalls keine von den sogenannten
Tatsachen, die Sie soeben angeführt haben.«
    »Wo
waren Sie gestern gegen fünf Uhr nachmittags?« fragte ich ihn abrupt.
    »Bei
einem Mandanten«, sagte er, eine Idee zu beiläufig.
    »Hieß
der Mandant etwa Ross?«
    »Seien
Sie nicht absurd«, knurrte er. »Der Name meines Mandanten ist vertraulich,
wenigstens vorläufig.«
    »Ich
werde Ihnen sagen, wo Sie waren«, bemerkte ich. »Draußen auf der Straße durch
das Tal. Sie folgten Ross und warteten auf die Gelegenheit, ihn von der Straße
zu drängen. Aber Sie hatten kein Glück, Carson. Ihr Opfer entging dem Tod um
Haaresbreite.«
    »Ihre
Phantasie ist noch immer kräftig am Werk, Lieutenant.«
    »Sie
sind gesehen worden«, log ich. »Ich habe Augenzeugen, die Ihren Wagen
identifizieren können. Einer von ihnen hat sich Ihre Nummer gemerkt — da
gibt es kein Entrinnen mehr. Augenzeugenberichte unbeteiligter Zuschauer — das
sind die am schwersten vor Gericht zu erschütternden Zeugen. Das wissen Sie
doch, Herr Rechtsanwalt.«
    Darauf
gab er keine Antwort. Er blieb, mit glasigen Augen ins Leere starrend, sitzen.
Ich schnippte mit meinen Fingern vor seiner Nase, und er fuhr heftig auf.
    »In
dieser Situation gibt es eine feststehende Redensart, Carson«, sagte ich zu
ihm. »Sie beginnt: >Nehmen Sie Ihren Hut und...<«
    »Nein«,
sagte er heftig.
    »Sie
werden sich doch nicht ernsthaft einer Festnahme widersetzen, Carson?« fragte
ich mit Nachdruck. »Einer Festnahme wegen Mordverdachts? Ich könnte Sie auf der
Stelle erschießen und mich in den Morgenzeitungen als Held feiern lassen.«
    »Ich
habe Alice nicht umgebracht«, sagte er kaum hörbar. »Sie müssen es glauben,
Lieutenant, es ist die Wahrheit.«
    »Sie
werden doch nicht von mir verlangen, Tatsachen durch Glauben zu ersetzen?« Ich
grinste ihn an. »Wofür halten Sie mich eigentlich — für

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