Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
bereits eine ganze Horde gut geschulter Brüder und Schwestern der Bruderschaft anzutreffen.
Dort. Er hatte die Tür gefunden. Kelthran drückte sich an die Wand. Gerade nah genug, um nicht auf Anhieb entdeckt zu werden. Er sah eine Wache, ein junger Kerl der an der anvisierten Tür stand. Wenn es ihm gelang sein Blatt richtig auszuspielen, dann war dies eine seiner leichtesten Übungen. Warum tat er dies eigentlich?
Versonnen lächelte der Elf vor sich hin. Er wusste genau, weshalb. Es mochte keine Liebe sein, mehr ein tief empfundener Respekt gegenüber der Frau, die sein Leben verschont hatte. Sollte jemals der Tag kommen, da er Abschied von seiner körperlichen Hülle nehmen musste, so wäre ihm ein flinker Dolchhieb von ihr am liebsten. Am Herrlichsten, dessen war er sich sicher, so die Tousard ihn jemals in ihr Bett einladen würde, im Höhepunkt ekstatischen Rausches. Sie mochte keine wirkliche Freude am Töten empfinden, dennoch hatte Kelthran in ihren Augen diesen exquisiten Glanz entdeckt und doch hatte sie ihre Prinzipien.
Eine Regung riss ihn aus seinen Grübeleien.
Der Kerl an der Tür gähnte. Ihm war entweder langweilig oder er war hundemüde. Vielleicht sogar beides. Der Elf betrachtete das Bürschchen eingehend. Diese Runde musste an ihn gehen, wenn sein Vorhaben klappen sollte. Ein weiteres Gähnen des jungen Mannes und er sah seine Chance. Es war ein Risiko, welches er einging. Jetzt oder nie und so trat Kelthran aus seinem Versteck hervor.
Gleichgültig schlenderte er an dem Wachhabenden vorüber und bedachte ihn mit einem wie beiläufig zugeworfenen, interessierten Blick.
»Wartet!«, kam es zaghaft von der Wache. Dieser war scheinbar unsicher in seiner Aufgabe. Offensichtlich war er seit Kurzem bei den Palastwachen, andernfalls hätte er seinem Tonfall mehr Schärfe verliehen.
»Ja, Herr?« Angesichts seiner Kleidung spielte Kelthran den Bediensteten. Für ihn ein Kinderspiel, wenngleich er es vorzog, dass man nicht auf ihn herab blickte. Doch immer wieder hatte es sich bewiesen, dass in der Hand der Niedersten weitaus mehr Macht lag, als den Höherrangigen lieb war. Die einfachste Dienstmagd konnte, wobei sie davon ausgehen musste ihr Leben zu lassen, einen König stürzen.
»Wohin wollt ihr?«, fragte die junge Wache.
Da er einerseits einen Verdacht hegte, was der Jüngling bevorzugte, jedoch vorsichtig sein musste, setzte Kelthran bewusst auf ein bestimmtes Pferd. So ließ er unzweifelhafte Zweideutigkeit in seiner Antwort mitschwingen, als er sich leicht vor der Wache verneigte.
»Mein Herr befahl mir, mich bei ihm einzufinden. Sör Bodrichs Bedienstete sollten ihm Tag wie Nacht zur Verfügung stehen.«
»Nun gut.« Er zögerte einen Moment, in welchem er Kelthran musterte. »Dann lasst euren Herrn nicht warten!«
Der junge Kerl starrte ihn nieder, als Kelthran sich zierte, seinen vermeintlichen Weg fortzusetzen. »Was ist denn noch?«, wollte er wissen. Gewisse Wehmut war in den Augen zu erkennen. Mitnichten, dieser hier zog ihn zweifelsohne mit seinen Blicken aus. Es war der Heißhunger auf etwas, das er noch nie erlebte, sich jedoch insgeheim in seinen Tagträumen ausgemalt hatte. Kelthran kannte diesen Blick. Es war ein Blick derer, die ihren Trieb verleugneten und sich eher in Gesellschaft anderer solidarisierten. Jene, die im Beisein der Freunde bekräftigten, wie schön die pralle Auslage der Tavernenkellnerin ist.
»Mein Herr ist ein viel beschäftigter Mann und seine Anweisung lautete nicht unbedingt, dass ich sofort bei ihm auftauchen sollte.«
»Ich verstehe nicht was ihr meint.«
»Mir fiel auf, dass ihr gelangweilt ausseht.«
»Und wenn … es geht euch nichts an.«
Kelthrans Wolfsgrinsen zeigte sich für den Bruchteil eines Lidschlags. Mit einem schnellen Blick auf eine Tür, die sich weiter entfernt befand, änderte der Elf seine Taktik.
Die besagte Tür hatte nicht von ungefähr diese spezielle Ausstrahlung, so denn sicherlich schon so mancher königliche Bastard hinter einer solchen gezeugt worden war. Es war, als würden all diese Türen in ganz Panera gleich aussehen. Eine unsichtbare Warnung "Stören unter Todesstrafe untersagt!", prangerte regelrecht daran. Einen alten Hasen hätte er mit solch plumpen Manövern nicht hereinlegen können, aber der Jüngling war grün hinter den Ohren. Ein Exemplar an klischeebeladener Naivität.
»Wie dem auch sei, wenn ihr mich nun entschuldigen wollt. Ach da fällt mir ein, mein Herr ist mit den kratzigen Decken nicht zufrieden. Ich
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