Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
sie!«
Zu spät bemerkte Karmaste das Aufblitzen der Klinge und konnte dem darauffolgenden Hieb gerade eben ausweichen. Die scharfe Kante der Spitze aber erfasste die Augenbraue. Celena ließ die Himmelsschneide durch die Hand wirbeln, bereit erneut zuzuschlagen.
Die Getroffene griff überrascht über ihr Auge. Ihre Hand zuckte zurück. Erstaunt starrte sie auf die blutverschmierten Finger, welches nun auch aus dem Schnitt hernieder tröpfelnd über ihre Wange floss.
»Ihr wollt tanzen?«, knurrte sie erbost.
Durch das zertrümmerte Portal des Hauses schlängelte sich ein Derkoy. Gelassenen Schrittes trabte es an Karmaste heran. Treu ergeben wie ein zahmes Tier blickte es zu ihr hinab, während sie sein Haupt tätschelte. Sie ließ von dem Monstrum ab. Den Blick auf die Liebenden gerichtet, verließ sie rückwärtsgehend das ihr geweihte Gebäude.
»Wir werden uns wiedersehen! So ihr denn aber Antworten haben wollt, müsst ihr sie euch zunächst verdienen«, waren ihre letzten Worte, bevor sie verschwand.
Luteks Aufmerksamkeit, bis eben auf Karmaste gerichtet, konnte nicht fassen, dass er ihr gegenübergetreten war. Ein jeder Muskel in ihm sträubte sich zu glauben, dass sein Vater recht gehabt hatte. Alles schrie in ihm auf. Umgehend wurde der Hass und die Wut von dem Derkoy eingenommen, dessen Gestalt rapide anwuchs.
Wucherungen bildeten sich, dämonisches Glühen schwoll in ihm und um ihn an. Die Drachenbrut, verderbt vom Gift der Anderen, verschmolz mit dem Phantom des Nichts. Unbändiger Hass glomm in seinen nunmehr brennenden Augenhöhlen.
»Es wird höchste Zeit zu verschwinden«, raunte Celena, die ihren Geliebten sanft und dennoch mit Nachdruck zur Seite schob.
»Damit bin ich einverstanden. Manchmal ist Flucht die einzig richtige Wahl«, erwiderte Lutek leise.
Gemeinsam mit der Gefährtin schlich er um das Wesen herum, das mehr und mehr von Krämpfen durchgeschüttelt wurde. Wild scharte es mit den Klauen tiefe Einkerbungen in den Boden. Es kreischte und brüllte, während es sich zu einer Monstrosität verwandelte, welches Panera bisher nicht erblickt hatte.
* * *
An Bord der Zirze herrschte ein heilloses Durcheinander von hin und her laufenden Seeleuten. Fässer wurden aus dem Bauch des Schiffes zum obersten Deck gehievt. Faustgroße Eisenkugeln schleppten manche zu den Flakkonnen. Einige wiederum schärften Säbel und schnallten sich ihre Rüstungen um. Flüche und anstößige Ausdrücke begleiteten die Tätigkeit der Matrosen. Gelächter erscholl. Ein junger Kerl tanzte über das Deck. Sein Gesäß hatte die Bekanntschaft einer Bolzenspitze gemacht, die sich versehentlich von der Armbrust eines anderen löste.
Wollef, der kurzhaarige Zwerg überprüfte seine Schätzchen, wie er die metallischen Röhrengebilde liebevoll nannte. Breyton ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach. Er stutzte die Männer zurecht, wenn sie etwas Falsches taten, oder jagte sie über die Planken um Vergessenes herbeizuholen. Schließlich trat er an die Reling und überprüfte eigenhändig die Entfernung zu Ithnamena.
Deirdre beobachtete während der Vorbereitungen die brennende Stadt. Ihr Blick verdüsterte sich, je näher sie der Küste kamen.
Belothar tauchte zähneknirschend mit rot gefärbten Gesicht endlich aus der Versenkung des Schiffsbauches auf. Hinter ihm trat Isande hervor. Kurz warf sie dem angesteuerten Ziel einen Blick zu, bevor sie zu Tharm hinaufstieg, um ihn abzulösen.
Des Königs Gesicht war nicht aufgrund der vorhergehenden Anspielung Isandes weiterhin rötlich eingefärbt. Er stand kurz vor einer Explosion, vermutete Deirdre, die ihn beim Nähertreten kritisch beäugte.
»Unfassbar!«, bestätigte Belothar ihre Vermutung mit dem einem Wort.
»Diese Frau ist … «
»Unglaublich anziehend, richtig?«, fiel Deirdre ihm ins Wort.
Belothar blinzelte. »Sie …wie? …was meint ihr?«
»Nun, ihr habt eure Augen kaum von ihren Hüften lassen können. Ganz zu schweigen von den verpackten, aber neckisch hervorschauenden Erhebungen.«
Abgesehen von ihren Worten folgte Deirdre den Augen des Jungkönig. Sein Blick wanderte, wie zuvor bei Isande, auf die gepaarten Ausbuchtungen ihres Körpers.
»Majestät?«
»Ich ...«, keuchte Belothar. Er bemühte sich, die Fassung zu wahren. »Ich ... habe darüber nachgedacht, was vor uns liegt.« Er blickte der Magierin fest in die Augen.
»Wie unter anderem uns beide zusammen auf einer Lagerstatt?« Deirdre deutete mit ihrem Kinn auf ihre Brüste. »Ihr
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