Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
Celena. Die Wahrheit, die er durch den göttlichen Vater erfahren hatte, war eines gewesen. Es mit eigenen Augen zu sehen, hatte auch in ihm etwas zerstört. Es zu begreifen hatte gedauert. Erst nachdem er Karmaste gegenübergetreten war, bis hin zu dem Anblick dessen was eine Stadt voller Leben gewesen sein mochte, war die Wahrheit zu seinem Verstand vorgedrungen.
Kapitel 8
Tief in sich versunken, das Kinn auf die geballte Faust gestützt, hielt Morco die Augen geschlossen. Sein Name klang dumpf, wie durch einen federgefüllten Leinensack zu ihm hindurch. Er ignorierte dies. Einmal zumindest. Augenscheinlich fragte er sich, womit er es verdient hatte, auf solch Verbündete zurückgreifen zu müssen.
Ein zweites Mal erscholl sein Namen. Der rügende Tonfall in der Stimme nötigte ihn dazu, die Lider endlich aufzuschlagen und die Frau vor sich anzublicken. Ihre streng nach hinten zu einem Haarknoten gerollte Frisur spiegelte unmissverständlich ihre stocksteife Haltung wider. Selbst ihre ganze Wesenheit war ein untrügliche Zeichen dafür, das sie bereits als Kind einen Besenstiel verschluckt haben musste. Besonnen und einsichtig war sie, das musste man ihr lassen. Jedoch war sie ebenso ehrgeizig und gleichsam aufstrebend genug, um jedem Verbündeten bei Bedarf ein Messer in den Rücken zu stoßen. Von einem sanften Wesen, wie man es von Damen ihres Standes erwartete, war bei ihr nichts zu finden. Sie hätte schön sein können, wäre ihre Persönlichkeit nicht kalt, abschätzend und hinterlistig. So blieb Morco die Mutmaßung, dass dieses wenig emotional geladene hinterhältige Miststück, jene Inkarnation der zukünftigen politischen Kaste, durchaus seinen Nutzen haben mochte.
»Morco!«, zischte Cercile mit Beigeschmack von stechendem Gift, welches zwar schmerzlos, aber dennoch rasch zu töten vermochte.
»Was habt ihr auf dem Herzen, Dame Cercile?«, ließ sich der alte San-Hüter zu einer Spur von Sarkasmus, garniert mit süßer Süffisanz und einem Hauch von ironischer Unterwürfigkeit, hinreißen.
»Seid ihr mit dieser Übereinkunft einverstanden?«, wiederholte Cercile ihre Frage, die sie in seiner geistigen Abwesenheit bereits gestellt haben musste. Sein Augenmerk richtete sich auf die im Zwielicht stehende Gestalt weiblicher Bauart, die scheinbar unbeteiligt die Innenausstattung begutachtete.
Er nickte bedächtig. »Gewiss! Denkt daran, demütigt sie. Ihr dürft sie nicht töten. Lasst sie wissen, wer es war, der euch half«, sprach Morco mehr zu der Unbekannten in der Dämmerung des Schattens denn zu Cercile.
»Mich würde wahrlich interessieren, warum ihr uns bereitwillig helft«, richtete die Dame Cercile neugierig die Frage an Morco.
»Interesse! Ein gutes Stichwort.« Seine Augen schmälerten sich. »Eure Geschäfte sind die euren. Überlasst mir die meinen«, antwortete er harsch.
Warum ihr sagen, dass er es allmählich leid war zu warten. Er hatte sicherlich Zeit, nicht jedoch Lutek. Er warf Cercile einen Blick zu, der ihr deutlich zu verstehen gab, sich mit ihm nicht anzulegen. Alsdann erhob er sich und verließ die Gemächer ohne der Osgosaianerin im Schatten eines Blickes zu würdigen.
Auf der anderen Seite der eisenbeschlagenen Tür wartete bereits, an einer Mauer gelehnt Morcos Bruder. Und wie stets, als würde er damit verkünden wollen, dass er Weltbewegendes zu sagen habe, hatte er seine Pfeife im Mund.
»Langsam nehmen die Dinge Form an«, nuschelte der Ältere der beiden am Pfeifenkopf vorbei.
Morco rollte mit den Augen. »Kannst du dich, verdammt noch mal, von diesem Ofen trennen. Du würdest mir und der Welt damit einen Gefallen erweisen.«
»Du hast unsere Ziele verraten und unseren Plan einfach an dich gerissen. Jeamy war alles andere als begeistert. Auf welcher Seite stehst du eigentlich?«, suchte Terzios, während er sich versonnen am Bart kratzte, zu ergründen.
»Kommt darauf an«, hauchte Morco. »Je nach Bedarf. Zumal du dir schließlich nie die Finger schmutzig machtest. Irgendjemand musste unseren Plan ins Rollen bringen.«
Terzios war ihm von jeher zu zaghaft und zurückhaltend. Er brummelte in seinen Bart, machte Andeutungen, doch worum es wirklich ging, sagte er nicht. Die Methode, die er anwandte, mochte nicht direkt zur Wahrheit führen, doch das war ganz allein seine Entscheidung. Er spielte den Bösen in dieser Geschichte. Und würde die Tousard, sein Neffe, von seiner Tochter und diesem Königsverschnitt einmal abgesehen, nicht mitspielen, dann war der radikale
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