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Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
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vertiefen. Sie selbst kannte diesen Hunger. Wie es sich anfühlte, wenn dieser Hunger einen dazu drängte etwas zu tun, das Unsagbar war, war ihr bewusst. Nur zu gut wusste sie, was er anrichten konnte. Sie jedoch hatte sich eisern gezwungen, diesem Verlangen nie nachzugeben.
Dumpfes Raunen unterbrach das sich über die kleine Gruppe legende Schweigen. Die tiefe, raue Stimme des vernarbten Hünen, bei dessen Anblick man bereits in Respekt verharrte, unterstrich die Ehrfurcht gebietende Gestalt.
»Ganz zu schweigen davon, dass sie meine Art bis auf wenige gänzlich ausgerottet haben«, raunzte der Riese. Er schälte sich aus seiner dunklen Ecke und ging mit langen Schritten bedrohlich auf Belothar zu. Flink wie ein Wiesel sprang Sebyll zwischen Torran und dem Jungkönig. Der Hüne war im Begriff, sein Gegenüber am Kragen zu packen. Wütend stieß die Gryposfrau den um mehr als zwei Köpfe überragenden Mann zurück. »Nicht jetzt, Vater! Nicht jetzt!«, drohte sie zischend.
»Der Kindskopf wird noch froh sein, wenn einer die Wahrheit ausspricht«, knurrte Torran, wobei sein rechtes Auge funkelte, obschon es erkaltet, blass und blind in der Augenhöhle ruhte. Geblendet von einer Kralle oder einem Schwerthieb, welches den Riesen mehrfach bearbeitet zu haben schien.
»Ihr habt unsere Art auf dem Gewissen. Mit eurem verfluchten Brauch«, giftete Torran, als er sich dicht an Sebyll vorbeidrängte, um an Belothar heranzukommen. »Ich ...«
Mit einem kräftigen Stoß drängte Sebyll ihren Vater wieder zurück.
»Das reicht! Verschwinde!«, bellte sie mit beinahe sich überschlagender Stimme. Unter Wutgeschrei und Drohgebärden, die wenig Menschliches an sich hatten, beförderte die Gryposfrau Torran aus dem Saal hinaus.
Mit seufzenden Wehklagen wandte Sebyll sich Belothar zu, der mit einer Mischung aus Überraschung und Spannung ihrer Erklärung harrte.
»Ich muss mich für ihn entschuldigen. Er ist wütend. Und das nicht zu Unrecht.« Für einen kurzen, vielsagenden Augenblick sah die blonde Schönheit dem König direkt in die Augen. Ruckartig machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ ebenso die Räumlichkeiten.
Zurück blieben Belothar, Monearl, Jeamy und der bislang ruhig in einem Stuhl sitzende Terzios. Gelegentlich aufsteigende Rauchwölkchen aus seiner Pfeife kündeten davon, dass er noch einen Herzschlag besaß.
Unbewegt hatte die Hüterin die Auseinandersetzung zwischen den Gryposmenschen und dem König geschehen lassen. Jeamy konnte nicht sagen, woher sie die Kraft genommen hatte, Ruhe zu bewahren. Vielleicht, weil sie allzugut die Wut des Hünen verstand.
»Wie dem auch sei. Um auf die gefangenen Hüter zurückzukommen«, begann sie das Thema von Neuem. »Es muss eine andere Lösung geben. Sie zu richten, würde zu viel Aufmerksamkeit auf euch lenken, euer Majestät.«
Lord Monearl, der den Worten der Hüterin gespannt gelauscht hatte, räusperte sich verhalten. In dem alten Gesicht regte sich kein Muskel. Was er auch über das Gehörte dachte, beeindruckt hatte es ihn anscheinend nicht. Vielleicht wusste er mehr als er zugab, vermutete Jeamy.
»Beeindruckend, was ihr verlauten ließet. Es gibt mir zumindest ein besseres Bild hinsichtlich dessen, was bei Hofe vorgefallen war. Doch so sehr die Sache mit den San-Hütern wichtig erscheint, es gibt weitaus wichtigeres, Majestät. Der Grund, warum ich euch aufsuchen ließ, ist ein anderes Problem.«
Belothars Mimik änderte sich schlagartig. Eine Braue gesenkt, die andere misstrauisch nach oben gezogen, zeigte er ein missmutiges Gesicht.
»Problem?«, fragte er skeptisch. Dann brach in ihm wieder einmal sein jungenhafter Schalk durch. »Genau, jetzt fällt mir wieder ein, was gefehlt hatte. Ich muss dringend meine Sammlung vervollständigen. Erst neulich habe ich festgestellt, dass mir ein paar seltene Probleme fehlen.«
»Majestät«, forderte Monearl Augen rollend Gehör. »Die Gattin eures verstorbenen Bruders, Cercile, fechtet euren Anspruch auf den Thron an«, verkündete der Lord mit bitterer Miene.
»Tatsächlich? Ich hätte dieses Miststück in ihrem Gemach einsperren und verrotten lassen sollen«, murmelte Belothar so leise, dass einzig Jeamy seine Worte vernahm.
»Unsere Spione konnten in Erfahrung bringen, dass sie sich mit einigen osgosainischen Hütern zusammengetan hat. Genaueres war ihnen nicht möglich herauszufinden. Es wird daher schwierig, ihrem Plan einen Schritt voraus zu sein.«
Erneut breitete sich Stille aus, die nur durch das gelegentliche

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