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Vermächtnis des Schweigens (German Edition)

Vermächtnis des Schweigens (German Edition)

Titel: Vermächtnis des Schweigens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Gudenkauf
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ich.
    Verwirrt schaut Claire mich an. Sie versteht nicht, was ich gerade gesagt habe. „Ich bin es. Ich bin Joshuas Mutter.“

BRYNN
    Joshua folgt mir überallhin. Er weint, ist völlig außer sich. Ich will am Fenster bleiben und beobachten, was draußen passiert, aber ich kann nicht aufhören, nervös herumzulaufen.
    „Was ist los?“, wiederholt Joshua immer wieder. Das arme Kind, denke ich. Ich versuche, die Erinnerungen abzuschütteln, ziehe mir an den Haaren, in dem Versuch, die Bilder, die mir durch den Kopf wirbeln, zu verdrängen.
    Mit einer mächtigen Presswehe und einem Schrei, der so laut von den Wänden widerhallte, dass ich mir sicher war, unsere nächsten Nachbarn, die einen halben Kilometer entfernt von uns wohnten, könnten ihn hören, erschien der Kopf des Babys zwischen den Beinen meiner Schwester. „Es kommt, Allison“, rief ich mit vor Angst zitternder Stimme. „Der Kopf ist schon da, es ist fast vorbei.“
    Allison biss die Zähne aufeinander und stöhnte. „Oh Gott, nein“, stieß sie atemlos hervor, drückte die Beine zusammen und versuchte, den Kopf des Kindes mit einer Hand wieder in sich hineinzuschieben.
    „Allison!“, rief ich alarmiert und zerrte ihre Hand da weg. „Nein!“ Kraftlos schlug sie nach mir, aber eine weitere Wehe packte sie, und trotz ihres Wunsches, das Baby in sich zu behalten, gehorchte ihr Körper ihr nicht und presste das Baby weiter nach draußen. Staunend sah ich zu, wie der schleimbedeckte Kopf des Babys herauskam.
    „Aaaaah!“, schrie Allison. „Nein, nein, nein!“ Sie warf den Kopf hin und her. „Nein, nein, nein!“
    „Noch einmal pressen, Allison“, sagte ich. „Noch einmal, dann ist es vorbei. Jetzt!“, befahl ich so bestimmt, wie ich es ihr gegenüber niemals zuvor getan hatte. Erstaunt schaute sie mich an. „Allison, du musst noch ein Mal pressen. Nur ein einziges Mal, dann ist das Baby draußen, und es wird nicht mehr wehtun. Das verspreche ich dir.“
    Allison nickte. Ihr Atem kam in kurzen, abgehackten Zügen.Schnell schüttelte ich die Kissen in ihrem Rücken auf, und unter größter Anstrengung richtete Allison sich auf zittrigen Armen auf. Mit einer Entschlossenheit, die ich schon so oft an ihr gesehen hatte, richtete sie ihren Blick auf mich. In ihren stahlblauen Augen blitzte etwas auf, ihre Lippen waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst. „Arrrrrrggggg!“, stöhnte sie, und in einem Strom aus Fruchtwasser und Blut glitt das Baby in meine Arme. Es war ein Mädchen. Ein winzig kleines Mädchen, das von einer dicken, blutigen Schleimschicht bedeckt war. Geschockt und etwas widerwillig hielt ich es von mir weg.
    „Es ist ein Mädchen“, klärte ich meine Schwester auf, unsicher, was ich als Nächstes tun sollte.
    „Oh Gott!“ Allison weinte. „Was soll ich jetzt tun? Was soll ich denn nur tun?“ Sie hatte sich wieder rücklings aufs Bett fallen lassen und fing an zu zittern. Große, krampfartige Wellen erschütterten ihren Körper. „Bitte nimm sie weg, Brynn. Bitte“, flehte sie. „Bring sie weg!“ Ich schaute das Kind an. Es zappelte nicht und rührte sich nicht. Es weinte nicht. Es lag schlaff in meinen Armen, der kleine Mund öffnete und schloss sich wie bei einem Fisch an Land.
    „Allison, was soll ich tun?“ Ich war überrascht, dass ich wütend klang.
    „Ist mir egal. Ist mir völlig egal, nur bring sie weg. Bitte!“ Ich schaute erneut das Baby an. Es hatte immer noch nicht geschrien, auch wenn die kleine Brust sich schnell hob und senkte. Ich nahm die Schere vom Nachttisch und schnitt vorsichtig die Nabelschnur durch. Es war ein wenig überraschend, wie schwer das ging. Als würde man ein dickes, pulsierendes Seil durchschneiden. Mit einem Handtuch versuchte ich, das Baby, so gut es ging, sauber zu machen. Dann legte ich es ganz vorsichtig in eine Ecke des Zimmers. Ich nahm mir ein weiteres sauberes Handtuch und drückte es zwischen Allisons Beine, um die Blutung zu stoppen. Ich hatte Angst, dass sie genäht werden müsste. Hastig sammelte ich alle schmutzigen Laken und Handtücher zusammen und stopfte sie in einen Müllbeutel. Zum Schluss steckteich noch Allisons Jogginghose dazu.
    „Mach dir keine Sorgen, Allison“, sagte ich, als ich ihren zitternden Körper mit einer Decke zudeckte. Allisons Augen waren geschlossen, sie schien weggedöst zu sein. „Ich kümmere mich um alles.“ Ich warf dem Baby in der Ecke des Zimmers einen Blick zu. Ein dünner Arm hatte sich aus dem Laken befreit, in das ich

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