Verraeterisches Herz
Tisch. „Wie wäre es mit Rotwein aus Montedaluca dazu?“
Selbst wenn das Essen nicht himmlisch geschmeckt hätte, die Umgebung und die Atmosphäre reichten aus, um Alicia in eine entspannte Stimmung zu versetzen. „Ich habe mich gefragt, ob dieser Ort noch dieselbe Magie besitzen könnte wie damals. Und das tut er.“
„Seit deinem Geburtstag war ich nicht mehr hier.“
„Weshalb nicht?“
„Ist das nicht offensichtlich? Nachdem du mich verlassen hast, wäre es zu schmerzhaft gewesen.“ Sein Blick traf den ihren. Im Schein der Kerzen schien sich das Funkeln in seinen Augen noch zu intensivieren. „Heute Abend empfinde ich keinen Schmerz. Ich habe nicht erwartet – oder zu hoffen gewagt –, jemals wieder an einem Tisch mit dir zu sitzen.“
„Ich auch nicht.“ Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Wie zivilisiert wir miteinander umgehen.“
„Für meinen Geschmack hast du viel zu viel Aufmerksamkeit erregt, als dass ich mich sonderlich zivilisiert fühle.“
„Wirklich?“, fragte sie und spähte zu den anderen Tischen hinüber.
„Es gab viele Männer, die dich mit ihren Blicken verfolgten, als wir durchs Restaurant geführt wurden.“
„Wie schmeichelhaft.“
„Solche Aufmerksamkeit wird dir nicht fremd sein. Schließlich arbeitest du mit Rugbyspielern zusammen.“
„Die, die ich kenne, bereiten mir keinerlei Schwierigkeiten. Alles perfekte Gentlemen, jeder einzelne. Andererseits“, fügte sie zuckersüß hinzu, „spreche ich hier über meine Landsleute.“
„Durch deine Arbeit musst du auch Spieler aus anderen Ländern kennengelernt haben.“
„Natürlich. Viele sogar. Mit einem von ihnen bin ich bis vor Kurzem ausgegangen. Vielleicht kennst du ihn? Jason Forrester?“
„Nein.“ Francesco leerte sein Glas. „Ist er dein Liebhaber?“
„Nicht mehr.“ Oder jemals. „Aufgrund unserer verschiedenen Berufe war es sehr schwer, Zeit miteinander zu verbringen. Er deutete an, an einer festeren Beziehung interessiert zu sein, da habe ich mit ihm Schluss gemacht.“
„Warum?“
„Wie schon gesagt, hat die Ehe an Reiz für mich verloren.“
Francesco schwieg eine Weile. „Reizt dich ein dolce mehr, Alicia?“, fragte er schließlich.
Sie schüttelte den Kopf. „Unmöglich, ich bin viel zu satt für ein Dessert. Aber das Essen war köstlich. Vielen Dank, dass du mich hierhergeführt hast.“
„Es war mir ein Vergnügen“, erwiderte er ebenso förmlich.
Auf dem Rückweg sprachen sie nicht miteinander. Sie hatten einen wunderschönen Abend verbracht, bis sie Jason erwähnt hatte. Verachtete er wirklich einen Mann, den er nie getroffen hatte?
Erst als sie wieder in Francescos Apartment angelangt waren, sagte er: „Wie wäre es mit einem Schlummertrunk?“
Sie unterdrückte ein Gähnen. „Nein, danke.“ Sie sehnte sich nach einem Bett. „Die Anstrengungen der letzten Wochen fordern ihren Tribut. Ich bin schrecklich müde und brauche dringend Schlaf.“
Seine Miene wurde wieder weicher. „Ich habe Giacomo gesagt, wir werden zum Lunch in Montedaluca eintreffen. Wir müssen also nicht früh aufbrechen. Schlaf so lange du willst.“
„Danke. Gute Nacht.“
„ Buona notte , Alicia.“
Froh, dass dieser Teil sich so problemlos gestaltet hatte, entspannte sich Alicia, kaum dass sie die Schlafzimmertür hinter sich geschlossen hatte. Sie zog das Kleid aus und hängte es sorgfältig auf einen Bügel. Bald darauf schlüpfte sie in Francescos großes Bett. Wie gut, dass Gareth nicht weiß, wo ich bin, dachte sie noch, dann war sie auch schon eingeschlafen.
7. KAPITEL
Starke Arme schüttelten sie, dass sie um ihr Leben fürchtete. Endlich löste sich der unbarmherzige, alles verschlingende Mund lange genug von ihren Lippen, dass sie voller Panik schreien konnte. Abrupt erwachte Alicia aus ihrem Traum. Das Licht ging an, und Francesco kam ins Zimmer gerannt.
„Es tut mir leid. Ich … hatte einen Albtraum“, stieß sie zitternd hervor.
„ Gran Dio , Alicia“, murmelte er heiser und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. „Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt.“ Mit kreisenden Bewegungen streichelte er sanft ihren Rücken. „Wovon handelte dein Traum?“
„Ich kann mich nicht erinnern“, flunkerte sie.
Francesco fasste sie bei den Schultern und schaute ihr verwirrt in die Augen. „ Santo cielo , du bist ja ganz nass geschwitzt … und die Laken auch.“ Er ließ sie los und eilte ins Bad. Als er zurückkam, hielt er einen Morgenmantel in Händen.
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