Verraeterisches Herz
hast du, tesoro ?“
Sie umklammerte seine Hand, froh über den warmen Körperkontakt.
„Wenn es etwas gibt, was ich tun kann, sag es mir“, flehte er. „Alles, um diesen Ausdruck aus deinen Augen zu vertreiben!“
Alicia dachte kurz darüber nach, dann traf sie eine Entscheidung. „Francesco, ich werde dir ein Geheimnis anvertrauen. Du musst mir schwören, es niemandem zu verraten.“
Seine Augen verengten sich. „Ich gebe dir mein Ehrenwort. Jetzt machst du mir wirklich Angst. Ist es so schrecklich, dein Geheimnis?“
„Geheimnis ist vielleicht das falsche Wort. Es ist eher ein Problem“, sagte sie leise. „Und steh bitte auf, ja?“
„Das werde ich. Denn seit meinen aktiven Rugbytagen schmerzt mein Knie manchmal“, gestand er. „Aber das darfst du niemandem verraten, das ist nämlich mein Geheimnis. Sehr schlecht fürs Image.“
Unwillkürlich musste sie lächeln. „Katastrophal.“
Er setzte sich wieder auf das Bett. „Viel besser. Du hast auch schon wieder etwas Farbe bekommen. Ich freue mich, deine Sommersprossen sehen zu können.“
„Was du nur immer mit meinen Sommersprossen hast!“
„Im Moment interessiert mich dein Geheimnis noch mehr.“ Er musterte sie einen Moment, dann blitzten seine Augen auf. „Ah, du hast das Rätsel um deinen Vater gelöst.“
„Ja.“ Alicia atmete tief ein und erzählte dann die Geschichte, die ihre Mutter ihr anvertraut hatte. Francesco hörte aufmerksam zu. Als sie geendet hatte, ließ er sich erneut auf die Knie nieder und ergriff ihre Hand.
„Was für ein Problem hast du nun mit Gareth?“
„Als er zu mir kam, um mich zu bitten, nicht zu dir zu fliegen, hat er versucht, mich zu verführen.“
„ Santo cielo! Das erklärt deinen Albtraum.“ Francesco zog sie auf die Füße. „Setz dich neben mich aufs Bett, dann kann ich besser deine Hand halten.“
Nur zögernd erfüllte sie seinen Wunsch.
„Mach dir keine Sorgen“, murmelte er. „Ich werde Gareths Fehler nicht wiederholen.“
„Oh, das weiß ich.“
„Ach ja?“
Sie nickte. „Andernfalls hätte ich nicht zugestimmt, in deinem Apartment zu übernachten.“
„ Grazie . Wie hat deine Mutter reagiert, als du ihr von Gareths Annäherungsversuch erzählt hast?“
„Sie hat das Geheimnis um meinen Vater gelüftet und mir zu verstehen gegeben, wie sehr Huw und Eira sie die ganze Zeit unterstützt haben. Deshalb möchte sie Leid und Schmerz von ihnen und Gareth fernhalten. Ihr Vorschlag lautete, mir so schnell wie möglich einen Liebhaber zuzulegen, damit Gareth seine fixe Idee aufgibt.“
„Nein!“, erwiderte Francesco bestimmt. „Warum sich einen Liebhaber suchen, wenn du bereits einen Ehemann hast? Die Lösung ist ganz einfach“, versicherte er mit der ihm eigenen Zuversicht. „Wir machen allgemein bekannt, dass wir nicht länger separato sind.“
Sie biss sich auf die Unterlippe. „Du meinst, wir sollen so tun, als ob wir wieder zusammen sind, bis Gareth sich beruhigt hat?“
„ Davvero . Ich begleite dich, wenn du nach Hause fliegst, und schließe Frieden mit deiner Mutter. Dann wird Gareth überzeugt sein, dass wir uns versöhnt haben.“
„Klingt, als bedeute das jede Menge Umstände für dich“, meinte sie zweifelnd.
„Nicht mehr, als du mir schon einmal bereitet hast, sposa mia !“ Er betrachtete sie ernst. „Aber diesmal brauchst du nicht wegzulaufen. Wenn du das Spiel beenden willst, sag es mir einfach.“
„Na gut“, stimmte sie zu, wobei sie nicht sicher war, auf was genau sie sich da einließ. Plötzlich überfiel sie eine Woge der Müdigkeit. Sie gähnte hinter vorgehaltener Hand. „Tut mir leid. Diese schlaflosen Nächte lassen mich um Jahre altern.“
Francesco schüttelte den Kopf. „Du siehst keinen Tag älter aus als mit achtzehn.“ Er stand auf und schlug die Bettdecke zurück. „Zeit, die dunklen Geheimnisse zu vergessen und zu schlafen. Falls du wieder schlecht träumst“, versprach er, „bin ich sofort zur Stelle.“
„Danke“, sagte sie und hoffte inständig, dass es nicht nötig sein würde. „Gute Nacht, Francesco.“
Er küsste sie auf die Wange. „ Buona notte , Alicia.“
Kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte, schlüpfte sie unter die kühlen frischen Laken und seufzte erleichtert. Die Nachttischlampe ließ sie brennen – ihr Schutz gegen die Dunkelheit.
Als Alicia am nächsten Morgen von einem leisen Klopfen erwachte, umfing sie ein wundervoller Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee. Hastig sprang sie
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