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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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aufeinander herum.»
    «Ach ja, die Liebe geht oft seltsame Wege. Und wenn mich mein Sohn nicht schamlos belogen hat, wart ihr beide auch nicht von Beginn an ein Herz und eine Seele, nicht wahr?»
    Adelina sah verlegen zu Boden. «Das war … das hatte andere Gründe.»
    «Kann sein.» Benedikta legte ihr mütterlich einen Arm um die Schultern. «Eines Tages wirst du es mir vielleicht erzählen, wenn du möchtest. Und bis dahin habe ich eine Bitte an dich.»
    «So?» Adelinas Schultern versteiften sich, obwohl ihr die Berührung nicht unangenehm war. «Welche?»
    «Komm erst einmal mit in die Küche, dort ist es etwas kühler. Außerdem hat Magda dir einen Eimer kaltes Wasser für deine Füße bereitgestellt.»
    «Ich sollte jetzt aber …»
    «Dich ausruhen, wie alle anderen auch. Gleich, was du vorhast, es kann bestimmt warten, bis die Sonne nicht mehr so unerbittlich brennt.»
    «Ich muss nach meinem Vater sehen.»
    «Er schläft», erwiderte Benedikta. «Ich habe vorhin eine Weile bei ihm gesessen und ihm aus meinem Stundenbuch vorgelesen, bis er zu müde wurde.»
    Adelina blickte sie überrascht an. «Ihr habt ihm vorgelesen?»
    «Es schien ihm zu gefallen. Auch wenn er vielleicht das meiste bis heute Nachmittag wieder vergessen hat, hörte er mir sehr andächtig zu. Es muss schlimm für ihn sein, immerzu untätig herumzuliegen.»
    Sie hatten die Küche betreten. Adelina legte Colin in sein Bettchen und setzte sich an den Tisch. «Er glaubt, er fiele mir nur noch zur Last», sagte sie niedergeschlagen.
    «Nun, würdest du dich nicht nutzlos fühlen, wenn du in seiner Lage wärest?»
    «Wahrscheinlich.»
    Benedikta stellte zwei Becher und einen Krug gewürzten Wein auf den Tisch und setzte sich Adelina gegenüber. «Wenn seine Zeit gekommen ist, musst du ihn gehen lassen.»
    Adelina stützte den Kopf in ihre Hände. «Mir kommt es vor, als würde er schon jetzt Stück für Stück von mir gehen. Er erkennt mich ja kaum noch und lebt in seiner eigenen Welt.»
    Benedikta verzog mitfühlend die Lippen. «Dennoch liebt er dich und spürt, dass du für ihn da bist. Es macht ihm aber bestimmt zu schaffen, dass er nicht mehr für dich da sein kann.» Sie streichelte über Adelinas Arm, zog die Hand jedoch wieder fort, als diese aufsah.
    «Ihr sagtet, Ihr habet eine Bitte an mich.»
    «O ja.» Benediktas Mund verzog sich wieder zu einem fröhlicheren Lächeln. «Die habe ich in der Tat, doch sieh mich nicht so wachsam an. Es ist nur eine Kleinigkeit, um die ich dich bitten will.» Sie hielt inne und sah Adelina einen Moment lang prüfend an. «Ich möchte dich bitten, mich in Zukunft ‹Mutter› zu nennen.»
    Adelinas Augen weiteten sich verblüfft.
    «Seit ich hier bin, fühlst du dich unwohl, nicht wahr?» Benedikta zwinkerte. «Ich weiß zwar nicht, was mein Sohn über mich erzählt hat, aber selbst wenn es nur wohlwollendste Worte waren, die er gebrauchte, dürfte dir ein Besuch deiner Schwiegermutter, vor allem, da du mich nie zuvor gesehen hast, einiges Magendrücken verursacht haben. Und glaube mir, mir ging es nicht anders.»
    Adelinas Augen weiteten sich noch mehr, sie sagte jedoch noch immer nichts, und so fuhr Benedikta fort: «Als Neklas mir schrieb, er wolle sich verheiraten, war ich zunächst nicht erfreut. Er ist das jüngste meiner Kinder und ganz anders geartet als die anderen. Ein Gelehrter, ein Arzt und vor allem so streitbar! Vermutlich weiß ich nur die Hälfte dessen, was er auf seinen Reisen erlebt und durchlitten hat. Einiges habe ich natürlich erfahren, manches hat er mir auch selbst erzählt.» Sie neigte den Kopf. «Du weißt, dass er in Italien im Gefängnis saß, beinahe hingerichtet worden ist, nicht wahr? Wahrscheinlich hat er dir mehr erzählt als mir, und das ist auch gut so. Hätte ich es damals nicht erst erfahren, als er bereits wieder frei war, ich wäre vor Gram und Sorge gestorben! Aber eine Mutter muss nicht immer alles wissen, solange sie nur gewiss ist, dass es ihrem Kind gutgeht, dass es lebt, vielleicht sogar glücklich ist.» Sie schwieg kurz, dann sagte sie ernst: «Niemals zeigte er Interesse daran, sich zu verheiraten. Erst recht nicht nach der unglückseligen Geschichte mit Griets Mutter. Nun ja, er war sehr jung, sie ebenfalls, und noch dazu eine Schlupfhure … Wenn auch nicht aus allerschlechtestem Hause. Wenn er sie wirklich gewollt hätte, hätte er sie auch bekommen, da bin ich sicher. Dass sie gestorbenist, ist traurig. Doch welch ein Glück, dass er wenigstens

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