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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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Ständen abzählte: Lacoste, Slazenger, Nike, Head, Reebok … von welchem war bei Tamara noch mal die Rede? … nun tu nicht so, als wüsstest du das nicht.
    »Perry« – sie zieht ihn heftig am Arm –, »du hast mir hoch und heilig versprochen, dass du mir endlich mal anständige Tennisschuhe schenkst. Schau .«
    »Hab ich das? Stimmt, du hast recht«, gibt Perry alias Milton zu, während über seinem Kopf eine Blase erscheint: ERINNERT SICH !
    Und mit größerem Elan, als sie ihm zugetraut hätte, reckt er den Hals in Richtung der neuesten Modelle von – Adidas.
    »Und es wird höchste Zeit, dass du dir auch neue kaufst und endlich diese angeschimmelten alten Stinkedinger von dir wegwirfst«, belehrt Doolittle Perry.
    » Professor! Jesusmaria! Mein Freund! Weißt du nicht mehr?«
    OhneVorwarnung bricht die Stimme über sie herein: die körperlose Stimme Antiguas, laut gellend über den drei Winden.
    Und ob ich weiß, aber ich bin nicht der Professor.
    Perry ist der Professor.
    Also begutachte ich weiter die neuesten Adidas-Schuhe und lasse Perry den Anfang machen, bevor ich in gebührend entzückter und bass erstaunter Manier, Zitat Ollie, den Kopf wende.
    Perry macht den Anfang. Sie spürt ihn einen Schritt von ihr wegtreten und sich umdrehen. Sie zählt die Sekunden mit, die es dauert, bis er glaubt, was seine Augen da sehen.
    »Mein Gott, Dima! Dima aus Antigua! – ich fass es nicht!«
    Nicht gar zu dick auftragen, Perry, schalt einen Gang runter …
    »Was um Himmels willen machen Sie denn hier? Gail, schau doch!«
    Aber ich schaue nicht. Nicht sofort. Ich gucke Schuhe, schon vergessen? Und beim Schuhegucken kriege ich sonst nichts mit, ich bin in einer völlig anderen Welt, selbst wenn es nur Tennisschuhe sind. So absurd es ihnen seinerzeit vorkam, sie haben diesen Augenblick eingeübt, vor einem Sportartikelgeschäft in Camden Town, das auf Turnschuhe spezialisiert ist, und später noch einmal in Golders Green, erst mit Ollie in der schwer überspielten Rolle des schulterklopfenden Dima und Luke als dem ahnungslosen Zuschauer, dann in umgekehrter Besetzung. Aber jetzt ist sie froh darüber; sie kennt ihren Text.
    Also abwarten, ihn hören, aufwachen, den Kopf wenden. Und dann erst die entzückte, bass erstaunte Manier.
    »Dima! O mein Gott . Sie sind’s wirklich! Ich werd verrückt! Das ist echt – das ist absolut unglaublich! « – und sie lässt ihren ekstatischen Mäusequietscher folgen, der sonst nur beim Auspacken von Weihnachtsgeschenken zum Einsatzkommt, während Perry schon an den massigen Torso eines Dima gepresst wird, dessen Entzücken und Erstaunen mindestens genauso spontan ist wie das von Gail:
    »Der Professor, hier! Gottverdammtester Tennisstümper, der rumläuft!«
    »Aber Dima, dass Sie hier sind!« Perry und Gail wie aus einem Mund jetzt, ein Chor der Verblüffung in verschiedenen Tonhöhen, während Dima weiterdröhnt.
    Hat er sich verändert? Er ist bleicher als damals. Die Karibiksonne ist verblasst. Gelbe Halbmonde unter den braunen Schlafzimmeraugen. Schärfere Abwärtsfurchen um die Mundwinkel. Aber dieselbe Körperhaltung, hintübergelehnt, als wollte er sagen: »Komm her, wenn du dich traust.« Die kleinen Füße in den Boden gerammt, breitbeinig wie Heinrich der Achte.
    Und an dem Mann ist ein Schauspieler verloren gegangen, man höre sich das nur an:
    »Meinst du, Federer macht Schwuchteltennis mit diesem Söderling-Typ? – meinst du, er gibt gottverdammtes Match dran, aus Liebe für Fairplay? Gail, schwör ich zu Gott, komm her, Mädchen! – muss ich umarmen, Professor! Habt ihr schon Hochzeit gemacht? Gottverdammter Idiot!« – und er zieht sie an seine breite Brust, drückt seinen ganzen Körper an ihren, erst die feuchte, tränenkalte Backe, dann den Brustkorb, dann die Wölbung der Lendenpartie, bis sogar seine Knie ihre berühren, worauf er sie ein Stück von sich schiebt, um die obligatorische Dreifaltigkeit seiner Wangenküsse zu applizieren, links, rechts, wieder links, so dass ihr Perrys »Also, ich muss schon sagen, was für ein unglaublicher, ganz und gar verrückter Zufall« ein bisschen arg akademisch-unbeteiligt daherkommt: Ein Tick zu unspontan, findet sie, und sie kompensiert mit einer jubelnden Lawine von viel zu vielen Fragen auf einmal:
    »Dima, Sie Schlingel, sagen Sie doch, wie geht’s Katja und Irina? Ich muss immerfort an die zwei denken!« – stimmt– »Spielen die Zwillinge fleißig Kricket? Was macht Natascha? Wo haben Sie alle gesteckt?

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