Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
werden.«
»Was für Dinge?«
»Vielleicht können Sie mir das ja sagen.«
Abgesehen von einem leichten Zucken seines Mundwinkels blieb Hunters Miene völlig ausdruckslos. »Falls Sie etwas von ihr hören, geben Sie mir dann Bescheid?«
»Warum?«
»Das habe ich doch schon gesagt. Weil ich sie sehen will.«
»Warum?«
»Das geht Sie, verdammt noch mal, einen feuchten Kehricht an!«
Lächelnd stand Pinkie auf und sammelte die Skripte wieder ein. »In genau dreiundfünfzig Minuten muss ich eine Nachrichtensendung bringen, Mr McKee. Ich kann es mir nicht leisten, noch mehr meiner wertvollen Zeit Ihnen und Ihren persönlichen Problemen
zu schenken.« Er stapfte zur Tür seines Büros. »Aber kommen Sie ruhig wieder mal vorbei.« Damit segelte er in die Redaktion hinaus, wo er einen ganzen Schwall von Terminvereinbarungen und Befehlen auf seine Untergebenen niederprasseln ließ.
8
Breckenridge in Colorado war das ganze Jahr über ein malerischer Ort. Die Flecken selbst im Sommer nicht geschmolzenen Schnees, die oben auf den Bergen lagen, sahen wie riesengroße weiße Blüten aus, und die majestätischen Gipfel hatten ganzjährig die weiß funkelnden Wintermützen auf. Auch außerhalb der Skisaison war es eine reizende kleine Stadt. In der Hauptstraße reihten sich Läden und Boutiquen aneinander, in denen es das ganze Jahr verführerische Dinge gab, und die jahrhundertealten Gebäude, viele von ihnen im Zuckerbäckerstil, hoben sich vor dem leuchtend blauen Sommerhimmel ebenso malerisch wie von der schneebedeckten Umgebung ab.
Kari kam zum Skifahren nach Breckenridge, seit sie auf der Highschool gewesen war. Im Sommer hatte sie den Ort jedoch noch nie besucht. Aber es gefiel ihr, dass jetzt keine langen Schlangen hungriger Sportler in den Restaurants auf einen der begehrten Tische warteten, dass kein grauer Schneematsch auf den Straßen lag und es keinen Stau an der einzigen Ampel des kleinen Städtchens gab.
Es war unglaublich friedlich. Und genau das brauchte sie.
Sie saß auf der Veranda hinter ihrem Haus und betrachtete den Sonnenuntergang. Der Schnee auf dem Gipfel glitzerte und nahm einen zart rosigen Farbton an, als die Sonne hinter dem Berg versank.
Inzwischen war sie seit über zwei Monaten hier. Niemand außer ihr hatte bemerkt, dass Thomas’ erster Todestag gewesen war. Und auch die Trauer, die sie selbst empfunden hatte, war nicht größer gewesen als sonst. Das vergangene Jahr hatte die scharfen Kanten ihres Schmerzes stumpf gemacht. Was sie am traurigsten machte, war, dass sie ihn nicht mehr so deutlich vor sich sehen konnte wie noch ein paar Monate zuvor. Der Klang seiner Stimme war verblasst, und seine Gesichtszüge tauchten inzwischen leicht verschwommen in ihren Träumen auf.
Weshalb es an der Zeit für einen endgültigen Abschied war.
Wer hatte alles von Thomas’ »Frauengeschichten«, wie Pinkie es genannt hatte, gewusst? Wie hatte sie so blind sein können dafür, dass auch er ein ganz normaler Mann mit Stärken und Schwächen gewesen war? Sie hatte versucht, voller Verbitterung an ihn zurückzudenken, aber das gelang ihr nicht.
Er hatte sie geliebt. Egal, was er sonst getan hatte, er hatte sie auf jeden Fall geliebt. In der Phase ihres Lebens, in der sie ihm begegnet war, hatte sie genau jemand wie ihn gebraucht. Und wahrscheinlich hatte sie dem Ego eines Mannes in fortgeschrittenem Alter gutgetan. Sie hatten einander gutgetan in der Zeit, die ihnen vergönnt gewesen war. Wie könnte sie also je böse auf ihn sein?
Sie hatte wieder einen klaren Kopf und das Gefühl, dass sie endlich im Reinen mit sich war. Ihr Körper hatte sich von den Strapazen des vergangenen Jahres ebenfalls erholt, sie fühlte sich herrlich ausgeruht und würde nächste Woche wieder ihre Arbeit aufnehmen.
Aber was war, wenn sie sie nicht wiederhaben wollten? Was, wenn es keinen Job mehr für sie gab? Was, wenn sie zum dritten Mal in ihrem Leben zu einem kompletten Neuanfang gezwungen war?
Sie stand auf und streckte sie. »Darüber werde ich mir Gedanken machen, wenn es so weit ist«, sagte sie sich laut. Ganz egal, was ihr die Zukunft brächte, wäre sie dafür bereit.
Die Leere des Kühlschranks und der Speisekammer machten deutlich, dass sie schon seit Tagen nicht mehr einkaufen gegangen war. Doch plötzlich hatte Kari einen Riesenappetit und beschloss, sich anzuziehen und in ein Restaurant zu gehen. Sicher würde ihre Rückkehr in das öffentliche Leben alles andere als leicht. Deshalb ginge sie am
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