Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
schüttelte den Kopf und sah dabei entsetzlich müde aus. »Dieses Mal nicht. Wir haben einen Verdächtigen, den wir seit Monaten beobachten. Er hat plötzlich große Geldsummen auf seinem Konto, deren Herkunft unklar ist. Doch das reicht für eine Festnahme nicht aus. Wir brauchen Beweise, Fakten, Daten. Jetzt wird er in Deckung gehen, seine Spuren verwischen, und wir erwischen ihn vielleicht nie mehr.«
Er trat auf sie zu und sah sie durchdringend an. »Kannst du mir helfen, Kari?«
»Nicht mehr, als ich es bereits getan habe. Alles, was ich weiß, habe ich in dem Bericht gebracht.«
»Hat deine Quelle den Namen des Arztes oder der Schwester genannt?«
Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nein. Das schwöre ich.«
»Wer war dein Informant?«
Sie bedachte ihn mit einem traurigen, entschuldigenden Blick. »Bitte frag mich nicht nach seinem Namen, Hunter. Du weißt, dass ich ihn dir nicht nennen kann.«
»Das hier ist kein Spiel, Kari. Du musst mir seinen Namen nennen. Vielleicht ist dein Informant ja der Schuldige. Vielleicht hat er ein schlechtes Gewissen und will alles gestehen, traut sich aber nicht.«
»Nein, er hat nichts mit den Entführungen zu tun.
Und wenn ich sage ›er‹, benutze ich das als unpersönliches Pronomen. Es ist kein Hinweis auf sein Geschlecht.«
»Du hast die Aussage einer einzigen Person …«
»Zwei. Ich habe zwei Quellen. Eine habe ich persönlich getroffen, und die andere hat am Telefon bestätigt, was die erste mir gesagt hatte. Sie haben beide Angst.«
»Wir werden sie beschützen, bis wir genügend Beweise haben, um die Verdächtigen zu verhaften. Ihre Namen werden nicht genannt. Das verspreche ich.«
»Ich habe meinen Quellen schon versprochen, dass ich sie nicht nennen werde, Hunter. Deshalb kann ich es auch nicht tun.«
»Selbst wenn du dafür ins Gefängnis gehen musst?«, fragte er sie ruhig.
Ihr wurde schwindelig. »Ins Gefängnis?«
Hunter stapfte vor dem Sofa auf und ab. »Als ich heute Abend herkam, war ich total wütend auf dich. Weil die monatelange harte Arbeit der Ermittler vergeblich war. Aber verglichen mit dem Chief Detective, der die Leitung der Ermittlungen zu diesen Fällen hat, bin ich ein echter Schlappschwanz. Der Kerl ist beinhart, Kari. Ich habe mich bei ihm für dich verwendet und ihn gebeten, mich erst mit dir reden zu lassen. Dafür habe ich ihm versprochen, dass du ihm gleich morgen früh die Namen deiner Informanten nennst.«
»Das hättest du ihm nicht versprechen sollen.Weil ich sie ihm nicht nennen kann.«
»Und mir?«
»Dir kann ich sie auch nicht nennen.«
Er zog sie erneut an seine Brust und drückte ihr Gesicht
an seinen Hals. »Kari, gib doch bitte ein einziges Mal im Leben nach. Gib mir eine Telefonnummer, eine Adresse, irgendetwas, was mich weiterbringt.«
Sie klammerte sich an ihm fest, kniff die Augen zu und berührte mit den Lippen die Haut an seinem Hals. »Und wenn ich es nicht tue?«
»Dann werden sie dich wegen Strafvereitelung einsperren.«
Sie hob den Kopf und sah ihn aus tränennassen Augen an. »Du würdest zulassen, dass sie mich ins Gefängnis werfen?«
Er sah ihr ins Gesicht und nahm die Angst in ihren liebreizenden Zügen wahr. Doch obwohl sich sein Herz schmerzlich zusammenzog, antwortete er: »Ich habe keine andere Wahl.«
Sie machte die Augen zu, aber die Tränen fanden trotzdem einen Weg und rannen ihr ungehindert über das Gesicht. »Nein, wahrscheinlich nicht.«
Er nahm sie noch fester in die Arme und beugte sich schützend über sie. Wie zart und klein sie war. Barfuß reichte sie ihm gerade einmal bis zum Hals. Das Bedürfnis, sie zu schützen, war überwältigend, doch sie nahm ihm die Möglichkeit, es tatsächlich zu tun. Ohne das Gesicht aus ihrem Haar zu heben, sagte er: »Ich habe ihnen gesagt, dass sie dich morgen nicht extra mit einem Streifenwagen abzuholen brauchen, weil du freiwillig kommst.«
»Danke.«
»Neun Uhr morgen früh. Am besten treffen wir uns in meinem Büro.«
»Neun Uhr«, wiederholte sie, schlang ihm die Arme
um die Taille und spürte die vertraute Muskulatur unter der gespannten Baumwolle von seinem Hemd. Langsam glitt sie mit den Händen über seinen Rücken. Er fühlte sich so stark an, und sie wünschte sich, er übertrüge einen Teil von seiner Kraft und seinem Mut auf sie.
»Überleg es dir noch mal. Bitte«, flehte er in einem Ton, der ihr verriet, wie groß seine Verzweiflung war. »Wie zum Teufel kannst du denken, ich könnte dich in eine Gefängniszelle
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