Verruchte Lady
weniger spielen.«
»Normalerweise gewinnt sie.«
»Ja, aber nicht immer.«
»Selbst der beste Spieler hat hin und wieder etwas Pech.« Phoebe hatte wesentlich mehr Verständnis für die Spielleidenschaft ihrer Mutter als Meredith. Die Lektüre ihrer Bücher hatte Phoebe gelehrt, was es hieß, wenn man die Gefangene einer teuren Leidenschaft war.
Meredith biß sich auf die Lippe. »Ich fürchte, Trowbridge war etwas ungehalten, als ich ihn das letzte Mal bat, Mutters Schulden zu begleichen.«
Phoebe lächelte betrübt. »Deshalb also ist Mama so versessen darauf, mich mit Kilbourne zu verheiraten. Der arme Mann. Er hat nicht die geringste Vorstellung, was ihn erwartet. Vielleicht sollte ich ihm von Mamas Schwäche für das Kartenspiel berichten, ehe er um meine Hand anhält.«
»Wage es ja nicht.«
Phoebe seufzte. »Ich hatte gehofft, Mama und Papa hätten den Gedanken endlich aufgegeben, mich unter die Haube zu bringen. Schließlich bin ich nicht mehr die Jüngste.«
»Unsinn. Vierundzwanzig ist noch nicht zu alt.«
»Sei ehrlich, Meredith. Ich bin gefährlich nahe dran, fünfundzwanzig zu sein, und wir beide wissen, daß nur noch deshalb hin und wieder jemand um meine Hand anhält, weil ich über eine beachtliche Mitgift verfüge.«
»Nun, es ist wohl kaum anzunehmen, daß Lord Kilbourne sich nur wegen deines Vermögens für dich interessiert. Er besitzt Ländereien von Hampshire bis Cornwall. Er hat es nicht nötig, wegen Geld zu heiraten.«
»Aha. Warum interessiert er sich dann für mich, wenn er doch zwischen all den Schönheiten auswählen könnte, die in dieser Saison neu auf den Markt gekommen sind?« fragte Phoebe.
Sie stellte sich Kilbourne vor und versuchte dahinterzukommen, weshalb sie ihn nicht besonders mochte.
Kilbourne war groß und elegant, er hatte kühle graue Augen und hellbraunes Haar. Sie mußte zugeben, daß er auf eine reservierte, würdevolle Weise gut aussah. In Anbetracht seiner gesellschaftlichen Stellung war er der Traum jeder ehrgeizigen Mama. Und er war tödlich langweilig.
»Vielleicht hat er eine gewisse Zuneigung zu dir entwickelt, Phoebe.«
»Ich wüßte nicht, weshalb er das hätte tun sollen. Schließlich haben wir nicht gerade viel gemeinsam.«
»Und ob ihr das habt.« Meredith wählte einen neuen Faden aus und machte sich daran, ein Blatt zu sticken. »Ihr stammt beide aus guten Familien, ihr bewegt euch beide in den besten Kreisen, ihr verfügt beide über ein beachtliches Vermögen. Und was noch wichtiger ist, er hat das richtige Alter für dich.«
Phoebe zog eine Braue hoch. »Er ist einundvierzig.«
»Wie gesagt, das richtige Alter. Du brauchst jemanden, der älter und gefestigter ist als du, Phoebe. Jemanden, der dir reife Führung zuteil werden läßt. Du weißt ganz genau, daß wir alle viel zu oft wegen deiner Spontaneität verzweifeln. Eines Tages wirst du dir mehr Ärger einhandeln, als gut für dich ist.«
»Bisher bin ich ganz gut zurechtgekommen.«
Meredith verdrehte die Augen. »Mit Glück und Gottes Gnade.«
»So schlimm ist es nun auch wieder nicht, Meredith. Auf jeden Fall glaube ich, daß ich sehr gut alleine zu Reife kommen kann. Denk nur, in ein paar Jahren bin ich selbst einundvierzig. Wenn ich bis dahin überlebe, bin ich dann so alt, wie Kilbourne jetzt ist, und brauche seine Führung nicht mehr.«
Meredith ignorierte Phoebes Scherz. »Die Ehe würde dir guttun, Phoebe. Eines Tages mußt du wirklich ruhiger werden. Ich kann einfach nicht verstehen, was dir an deinem Leben gefällt. Du treibst dich permanent in der Gegend herum, immer auf der Suche nach diesen dummen alten Büchern.«
»Sei ehrlich, Meredith, findest du Kilbourne nicht ein wenig kalt? Jedesmal, wenn ich mit ihm spreche und ihm dabei zufällig in die Augen sehe, habe ich den Eindruck, daß sein Blick vollkommen leer ist. Keine Wärme, wenn du weißt, was ich meine. Ich glaube nicht, daß er irgend etwas für mich empfindet.«
»So etwas solltest du nicht sagen.« Meredith runzelte die Stirn. »Ich empfinde ihn nicht als kalt. Er ist eben ein echter Gentleman. Er hat einen ausgeprägten Sinn für Schicklichkeit. Dein Problem ist, daß du viel zu viele von diesen Büchern gelesen hast, die du sammelst.«
Phoebe lächelte traurig. »Meinst du?«
»Ja, das meine ich. Dieser ganze Unsinn über Edelmut und Ritter, die durch die Gegend reiten und Drachen töten, um die Herzen ihrer Angebeteten zu gewinnen, kann auf Dauer nicht gut fürs Gehirn sein.«
»Vielleicht nicht.
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