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Verruchte Lady

Titel: Verruchte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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erklärte, dich zu retten?«
    »Ich fürchte, ich hatte überhaupt nicht weiter nachgedacht.
    Ich wollte einfach nur fort, und Gabriel war die Art von Mann, die man instinktiv um Hilfe bat. Er machte den Eindruck, als würde er mit allem fertig.«
    »Ich verstehe.« Offensichtlich hatte sich Gabriel im Laufe der Jahre verändert, dachte Phoebe grimmig. Auf jeden Fall war er mit dem Straßenräuber in Sussex nicht gerade gut fertig geworden. Nun, zumindest mußte sie zugeben, daß ihr gemeinsames Abenteuer aufregend gewesen war.
    »Mir wurde schnell klar, daß ich bei ihm vom Regen in die Traufe gekommen war«, schloß Meredith.
    »Es tut dir also nicht leid, daß du in der Nacht nach Hause zurückgekehrt bist?« fragte Phoebe vorsichtig.
    Meredith sah sich zufrieden in dem elegant möblierten Salon um. »Jeden Morgen danke ich dem lieben Gott dafür, daß ich nicht von Wylde nach Gretna Green geschleppt worden bin. Ich bin mir nicht ganz sicher, daß Papa und Anthony recht hatten, als sie sagten, er sei nur hinter meinem Erbe hergewesen, aber ich bin überzeugt davon, daß er ein gräßlicher Ehemann gewesen wäre.«
    »Warum?« Phoebe konnte sich einfach nicht zurückhalten.
    Meredith blickte sie leicht überrascht an. »Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht genau. Ich weiß nur, daß er mir angst gemacht hat. Er verhielt sich nicht wie ein echter Gentleman. Während der schrecklichen Fahrt nach Norden habe ich mich wirklich vor ihm gefürchtet. Schon nach wenigen Meilen fand ich ihn widerlich. Ich war vollkommen in Tränen aufgelöst.«
    »Ich verstehe.« Phoebe erinnerte sich an den einen kurzen Augenblick, den sie in Gabriels Armen verbracht hatte. Obgleich sie in dem Moment wütend gewesen war, hatte die Vorstellung, daß er sie küssen könnte, sie nicht im mindesten erschreckt oder angewidert.
    Alles in allem mußte sie sich sogar eingestehen, daß Gabriels Kuß das Aufregendste war, was ihr je in ihrem Leben widerfahren war. Phoebe hatte die ganze Nacht wach gelegen und an diese leidenschaftliche, sinnliche Berührung gedacht. Und immer noch ließ sich die Erinnerung daran nicht auslöschen.
    »Meinst du, daß er jetzt, nachdem er zurück ist und den Titel hat, gesellschaftliche Kontakte pflegen wird?« fragte Phoebe leise.
    »Ich bete, daß er das nicht tut.« Meredith erschauderte. »In den letzten acht Jahren habe ich nichts so sehr gefürchtet wie seine Rückkehr. Allein der Gedanke daran macht mich wahnsinnig.«
    »Warum? Du bist doch inzwischen sicher mit Trowbridge verheiratet.«
    Meredith blickte ihr direkt ins Gesicht. »Trowbridge weiß nichts von dem, was vor acht Jahren passiert ist, und so muß es auch bleiben.«
    »Das weiß ich«, sagte Phoebe ungeduldig. »Keiner außer unserer Familie weiß etwas davon. Papa hat die ganze Sache sehr gut vertuscht. Warum also machst du dir solche Sorgen, nur weil Wylde zurückgekommen ist?«
    »Weil ich es ihm durchaus Zutrauen würde, uns alle zu demütigen, indem er die Ereignisse jener Nacht herumerzählt«, flüsterte Meredith. »Nun, da er den Titel hat, würde die gesamte bessere Gesellschaft jedem Gerücht Glauben schenken, das er in die Welt setzt. Also hoffe ich nur, daß er sich gar nicht erst in diesen Kreisen blicken läßt.«
    »Ich verstehe, was du meinst«, murmelte Phoebe. Meredith hatte recht. Als Graf würde Gabriel selbst ohne großes Vermögen Eingang in die besseren Kreise finden. Wenn es ihm in den Sinn käme, ein Gerücht über die Ehefrau des Marquis von Trowbridge in Umlauf zu bringen, gäbe es genug Leute, die ihm zuhören würden.
    »Ich würde es nicht ertragen, wenn Trowbridge wegen meines Tuns vor acht Jahren in Verlegenheit käme«, sagte Meredith mit angespannter Stimme. »Zumindest würde es ihn tief treffen, wenn er erführe, daß ich versucht habe, vor der Hochzeit mit ihm davonzulaufen. Papa wäre außer sich, wenn der Skandal publik würde. Und Anthony würde es vielleicht einfallen, Kopf und Kragen bei einem neuen Duell zu riskieren.«
    »Ich glaube nicht, daß es so schlimm würde«, sagte Phoebe. »Sicher würde Wylde nichts erzählen. Schließlich ist er ein Gentleman.« Sie biß sich auf die Lippe, als ihr einfiel, daß sie sich da lieber nicht so sicher sein sollte. Die traurige Wahrheit war, daß Gabriel sich in den letzten acht Jahren verändert hatte. Ihre Illusionen hatten in der Nacht in Sussex einen erheblichen Dämpfer erhalten.
    »Wylde ist kein Gentleman. Aber vielleicht sollten wir nicht so schwarz sehen.«

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