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Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)

Titel: Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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den Händen eines brutalen, erbarmungslosen Mörders, und er musste sie einfach finden, sollte fühlen, wo sie war, sollte ihren Herzschlag spüren. Wenn Liebe ausreichte, dann würde er direkt an ihre Seite fliegen.
    Er hatte die Taten des Phantoms gesehen, die Zerstörung, die der Mann unter den Mitgliedern des Liar’s Club angerichtet hatte, die kaltblütige Ermordung seiner eigenen
Gehilfen, wenn sie ihm nichts mehr nütze waren. Er wusste, wie erbarmungslos er sein konnte - und doch hatte er Julia davonreiten lassen, allein und verletzlich, hatte sich von seinem dummen Stolz davon abhalten lassen, ihr zu folgen. Er konnte sich kaum daran erinnern, so gewesen zu sein. Sein Stolz war dahin, war von seinem Bedauern und lähmender Angst um sie hinweggefegt worden.
    Elliot kam aus einem Tabakwarengeschäft und trat neben Marcus zu Füßen der Kirchentreppe. »Der Kerl hat sich bezahlen lassen, nur um mir dann zu sagen, dass er weder ihn noch sie gesehen hat.« Elliot schüttelte den Kopf.
    »Das ist egal«, sagte Marcus. »Es ist ja nur Gold.«
    Er schloss halb die Augen und wandte langsam den Kopf im Versuch, ihre Gegenwart zu erfühlen. Doch das Einzige, was er spürte, war seine eigene wachsende Verzweiflung. Er biss die Zähne zusammen und versuchte, seine kühle Objektivität wiederzuerlangen, aber die gab es nicht, wenn es um Julia ging - und es hatte sie nie gegeben.
    »Dann ist es gut«, sagte Elliot. Er klopfte Marcus ungelenk auf die Schulter. »Wir werden sie finden.«
    Marcus schaute auf die Hand auf seiner Jacke. Wie aus der Ferne registrierte er den Trost, den Elliot ihm bot, aber er konnte ihn nicht fühlen. Er fühlte nichts als eine riesige, schmerzende Leere in seinem Innern.
    Julia.
     
    Julia öffnete die Augen. Diamanten.
    Sie blinzelte. Nein, keine Diamanten. Nur Glasscherben, die vom Fenster auf den Holzboden gefallen waren, auf dem sie lag. Sie griff nach einer hell leuchtenden Scherbe …
    Heißer Schmerz schoss, von ihrer verrenkten Schulter ausgehend, durch ihren Körper. Sie keuchte und rollte sich in Richtung ihrer Fesseln, versuchte verzweifelt, den Schmerz zu lindern. Es dauerte lange, bevor sie zu irgendetwas
anderem in der Lage war, als ein- und auszuatmen. Dann ließ die Erinnerung daran, wie ihre letzte Hoffnung davongegangen war, sie wieder in Tränen ausbrechen.
    Nach einer Weile holte sie tief Luft und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab. »Dummes Ding.« Sie setzte sich auf und fing an, vorsichtig ihre Schulter vor und zurück zu rollen. »Du bist nur ein bisschen steif geworden, und du verdienst auch nichts Besseres, wenn du in Ohnmacht fällst wie eine Debütantin.«
    Die glitzernden Glasscherben fielen ihr wieder ins Auge. Das Fenster war vollkommen zerborsten, auch die Mittelpfosten zwischen den Scheiben waren zerbrochen und verbogen. Sie würde es nicht vor ihm verbergen können.
    »Also, jetzt bringt er dich ganz bestimmt um.« Der Gedanke verursachte ihr kein besonderes Missvergnügen. Wenn sie tot wäre, dann könnte er wenigstens nicht mehr die Geheimnisse der Royal Four aus ihr herausprügeln …
    Wenn sie tot wäre. Ihr stockte der Atem und ihr Blick fiel auf eine große, dreieckige Glasscherbe in ihrer Nähe. Sie griff mit zitternder Hand danach. Es war undenkbar - und doch war sie hier und dachte daran, also war es offenbar doch der Erwägung wert. Wenn sie das Glas über ihre Handgelenke zog - nein, besser über ihren Hals, denn sie würde nicht wollen, dass es lange dauerte …
    Sie hätte es Kurt tun lassen sollen. Er war ein Profi. Wahrscheinlich hätte es noch nicht einmal wehgetan. Sie würde jetzt sicherlich eine ziemliche Sauerei veranstalten, aber es konnte ja wohl nicht so schwer sein!
    Sie ließ die Scherbe in die taube Hand fallen, die in ihrem Schoß lag, und befühlte mit den Fingern der anderen Hand ihren Hals. Unterhalb ihres Kiefers war ihr Puls am besten zu spüren. Sie fühlte, wie er unter dem Druck ihrer Finger raste.
    Sie schickte einen letzten Blick in den grauen Himmel
und auf die schmierigen Dächer; dann schloss sie die Augen. Sie umklammerte die Scherbe mit ihren Fingern und beachtete gar nicht, wie sie sich dabei selbst in die Hand schnitt. Sie hob den Arm.
    Jilly, du musst kämpfen. Du musst immer kämpfen, auch wenn es manchmal bedeutet, für eine Zeitlang nachzugeben. Zu kämpfen bedeutet immer zu versuchen zu gewinnen, auch wenn du weißt, dass es dir nicht gelingen wird.
    Mama hatte gekämpft, bis zum letzten Tag, hatte um

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