Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
erlauben, denn das würde seine Bemühungen nur überzeugender aussehen lassen. Man sehe sich nur an, was der Kerl mit einem einzigen Spaziergang durch den Garten erreicht hatte!
Du tust ja gerade so, als sei er echt. Das ist nicht gesund, Alter!
Aber er scherte sich nicht darum. Sie war weniger als eine Meile entfernt, und er wollte sie sehen.
Jetzt.
Als ihr mitgeteilt wurde, dass ihre Gäste zurückgekehrt waren, setzte ihr Herzschlag für einen einzigen, perfekten Moment aus. Dann erinnerte sie sich daran, dass sie Mr. Blythe-Goodman eigentlich niemals wiedersehen wollte.
Und doch: Da war er, seine smaragdgrünen Augen blitzten über seinem weißen, intimen Lächeln, und er sah so aus, als freue er sich mindestens so sehr darüber, sie zu sehen, wie sie.
Ihr wurde bewusst, dass sie für Sekunden den Atem angehalten hatte. Sie legte eine Hand an ihre Wange und bemerkte, dass auch ihr Gesicht zur Begrüßung lächelte. Sofort wandte sie sich an Elliot.
»Habt Ihr Quentin Eure Pferde übergeben? Er wird sie auf Verletzungen untersuchen, während wir speisen.« Sie drehte sich um und gab den Herren ein Zeichen, ihr zu folgen, und lächelte noch immer. Sie durfte ihn niemals wissen lassen, dass dieses Lächeln allein ihm galt.
Und dann ging Julia vor Mr. Blythe-Goodman und Elliot den Flur hinunter. Sie wollte nicht unhöflich sein, aber man konnte ja nie wissen …
Als hätte sie es geahnt, hörte sie durch die geöffnete Tür zur Bibliothek ein verdächtiges »Hopp hopp hopp!« Sie beschleunigte ihren Schritt ein wenig, sodass sie vor den Gentlemen an dieser Tür ankam. Mit einem raschen Schritt zur Seite zog sie die Tür ins Schloss und verbarg so den Turm aus drei ihrer Laufburschen, die sich ein Buch nach dem anderen zuwarfen, um es auf dem obersten Regalfach abzustellen.
»Es zog unangenehm«, rief sie ihren Gästen über die Schulter zu, während sie rasch weiterging. Sie wollte als Erste
im Speisezimmer sein, denn Beppo hatte die unpassende Angewohnheit …
»Beppo!« Ihr Zischen war kaum zu hören, aber ihr Butler, der gerade am Kronleuchter schaukelte - natürlich nur, um ihn ordentlich abzustauben, wie er immer wieder behauptete, aber Julia wusste, dass er es einfach liebte, drei Meter über dem Boden durch die Luft zu schweben - hatte genug Zeit, mit einem Doppelsalto mitten auf der Tafel zu landen, bevor die Gentlemen fünf Schritte hinter ihr das Zimmer betraten.
Julia verlor beinahe die Nerven, aber als sie sich umdrehte, stand Beppo ruhig an ihrer Seite und gab sich den Anschein eines würdevollen Dieners.
Er verneigte sich tief vor ihnen. »Soll ich auch Wein servieren, Mylady?«
Julia lächelte erleichtert. »Ja, Beppo. Das wäre reizend. Ich bin sicher, die Herren können nach den Schwierigkeiten heute Morgen eine kleine Erfrischung gut gebrauchen.«
Mr. Blythe-Goodman beobachtete sie. Seinen grünen Augen - wie konnte man nur so wunderbar grüne Augen haben? - entging nichts. Sie lächelte, um den Augenblick der Besorgnis zu überspielen. »Und wie gefällt es Euch in unserem kleinen Dorf, Sirs?« Sie deutete mit einer fahrigen Handbewegung auf ihre Stühle und nahm mit Elliots Hilfe Platz. »Kümmert sich der Wirt gut um Euch?«
»Beispiellos.« Der große Mann ließ sich auf dem zierlichen Esszimmerstuhl nieder, als wollte er es sich dort für immer bequem machen. Julia zwang sich dazu, den Blick von den Muskeln seiner Oberschenkel zu wenden, die sich unter seiner engen Hose deutlich abzeichneten.
Elliot war gesprächiger. »Ich denke, Furmans Bier wird von Tag zu Tag besser«, sagte er.
Julia warf Elliot einen raschen Blick zu. Offenbar hatte er sie durchschaut. Auch egal. Keine Täuschung ließ sich ewig
aufrechterhalten, war sie auch noch so einfallsreich. Außerdem hatten die Männer aus dem Dorf bereits angefangen, sich zu beschweren, dass ihr eigenes Bier durch die Nähe zu der »Pferdepisse« in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Sie erwiderte Elliots Lächeln. »Ich freue mich, das zu hören.« Eine größere Befriedigung würde sie ihm nicht verschaffen. Sie bedauerte es nicht, dass sie versucht hatte, den Haufen Mitgiftjäger loszuwerden.
Natürlich war Elliot keinen Deut besser, aber wenigstens war er ein amüsanter Mitgiftjäger. Mr. Blythe-Goodman hingegen …
Seine Kleidung war einfach genug, und das billige Material und die günstigen Knöpfe gaben ihm den Anschein finanzieller Instabilität, aber die Art und Weise, wie er sie trug - als ließe er vom Schneider des
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