Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
Ladyschaft ist in wichtiger Angelegenheit hierhergekommen.«
»Dann hätte sie zum Klub gehen sollen. Hierherzukommen, dich zu überlisten, dich so ein- und den Sergeant auszusperren - das kann ich nur als Angriff werten.« Er sah aus, als schämte er sich ein wenig. »Ich habe ein Pferd gestohlen, um schneller hier zu sein. Habe den armen Kerl direkt von seinem Rücken gezogen.«
Clara seufzte. »Männer.« Sie schaute Julia an. »Aber er hat Recht. Ihr hättet zum Klub gehen sollen. Jetzt wird er wegen der ganzen Angelegenheit sehr unvernünftig sein.«
»Ich musste sicher sein können, dass man mich anhören würde. Und ich hegte die leise Hoffnung, dass es mir irgendwie gelingen würde, noch einmal zu entkommen.« Julia schaute sie beide hilflos an. »Ich brauchte Euch, Lady Etheridge, nicht Cunnington oder Tremayne oder …« Ihr kam eine Idee. »… oder Elliot. Er ist der Schüler, von dem Ihr gesprochen habt, nicht wahr? Er ist ein Liar.« Sie breitete resignierend die Hände aus. »Guter Gott, gibt es auf
dieser Erde überhaupt keinen Mann, der mir die Wahrheit sagt?«
Lord Etheridge entsicherte bei Julias unerwarteter Bewegung seine Pistole. Lady Etheridge zupfte ihn heftig am Halstuch, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Wage es bloß nicht, Dalton Montmorency, oder ich schwöre, ich nenne das Baby nach Lord Reardon!«
Lord Etheridge zuckte zusammen. »Bitte, nur das nicht.« Er seufzte und senkte die Pistole ein wenig. Dann sicherte er sie vorsichtig wieder. Julia erkannte, dass der erste Zorn, der durch seinen Beschützerinstinkt hervorgerufen war, sich legte. Sie nahm nicht an, dass er sie kaltblütig erschießen würde.
Sie hoffte es zumindest.
Sie breitete die Arme aus und zeigte ihre Handflächen. »Mylord, ich habe Eure Frau mit einer Waffe bedroht, aber ich schwöre Euch, sie war nicht geladen.«
Clara kniff die Augen zusammen. »Nicht geladen, soso? Dann hätte ich Euch also doch den Schürhaken überziehen sollen.«
Julia seufzte. »Keine Sorge, Mylady. Ich bin mir sicher, dass es sowieso kein gutes Ende mit mir nehmen wird.« Sie fuhr sich mit einer zitternden Hand durch das krause Haar. Ihr Körper schmerzte von ihrem anstrengenden Ritt und im Augenblick fühlten sich ihre Knie an wie Pudding. »Ich …«
»Ihr braucht eine heiße Tasse Tee und ein Stück vom Spezialkuchen des Sergeant«, sagte Clara bestimmt. »Setzt Euch.« Sie eilte zur Tür und schloss auf. »Sergeant, eine Notration, sofort!«, bellte sie in den Flur.
Julia ließ sich auf das Sofa sinken. Ihr war vor Erschöpfung und Angst ein wenig schwindelig. »Ihr würdet einen hervorragenden General abgeben, Mylady.«
Clara schnaubte und strich sich zärtlich über den Bauch.
»Ganz recht. General Mammi. Ich habe vor, mir mein eigenes Bataillon zu züchten.«
»Clara!« Lord Etheridge war die Freimütigkeit seiner Frau erkennbar peinlich.
Clara stützte beide Hände in die Hüften. »Dalton«, imitierte sie seinen Tonfall und starrte ihn liebevoll an.
Sie liebten einander so sehr, dass ihre Liebe wie Sonnenlicht aus ihnen strahlte. Julia lachte, bekam einen Schluckauf und fing plötzlich an zu weinen. Sie hielt die Luft an und wischte sich verärgert die Tränen weg, aber als Clara sie besorgt umarmte, konnte sie es nicht länger zurückhalten.
Nach einer viel zu langen Zeit entzog sie sich Claras Umarmung und atmete tief ein. Sie trocknete sich die Augen mit dem Taschentuch, das wie durch Zauberhand in ihrer Hand erschienen war, und schaute auf. Erkennbar verlegen ließen Dalton und der Sergeant ihre Blicke durch den Raum schweifen, nur nicht in ihre Richtung.
Sie brach in ein kurzes, atemloses Lachen aus. »Ich löse mich schon nicht auf oder so.« Sie holte Luft und richtete sich auf. »Es gibt viel zu tun. Ich muss Euch eine Menge über meinen Vater erzählen.«
Barrowby war genau so, wie Marcus es zurückgelassen hatte - und vollkommen verändert.
Das Herrenhaus war dunkel und still. Marcus’ Stiefelabsätze knallten laut auf dem Marmorboden der Eingangshalle. Das Geräusch schien auf immer durch die kalten, leeren Flure zu hallen.
Trotz seiner Eleganz vermittelte der Ort das unheimliche Gefühl eines Friedhofs. Er war tot ohne den verschwenderischen Gebrauch von Kerzen, ohne die überschwängliche Energie des ungewöhnlichen Personals, ohne …
Ohne sie.
Es war um ihn geschehen gewesen - von dem Augenblick
an, da er ihr Portrait und die Verletzlichkeit in ihren großen, blaugrauen Augen
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